Predigten Juli 2015 - Ev.-luth. Christus-Gemeinde Spetzerfehn

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Predigten Juli 2015

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Matthäus 5, 14 anlässlich der Einführung von Walter Vogt in das Lektorenamt, 19.07.2015

Liebe Gemeinde, lieber Walter! Dass wir Dich, Walter, heute als Lektor einführen dürfen, das kommt nicht von heute auf morgen. Schon in der Zeit, als du noch im Kirchenvorstand warst, kamen wir immer mal wieder auf dieses Thema zu sprechen. Dann, als du nach 21 Jahren dieses Leitungsamt aufgegeben hast, waren für Dich zwei Dinge klar: 1.: Ich gönne mir erstmal eine Auszeit – weil: ich will nicht von einem Amt ins andere stolpern! Ich möchte mich eem besinnen, einfach als „normales“ Gemeindeglied die Gottesdienste genießen und im Gemischten Chor singen und das ganz normale Gemeindeleben erleben. Das zweite, was dir klar war: Ich will Gott bitten, dass Er mir zeigt, wo in Zukunft meine Aufgaben in Seiner Gemeinde liegen. Welche Aufgabe er nach meiner „Auszeit“ für mich hat.

So hast du es gemacht – und dann kam der Gedanke an eine Ausbildung zum Lektor immer wieder in Kopf und Herz. Öfter haben wir darüber gesprochen, und als es sich dann abzeichnete, dass du dir das wohl vorstellen kannst, da haben wir darüber im KV gesprochen. Das ist so vorgesehen: bevor jemand in die Ausbildung zum ehrenamtlichen Predigtamt aufgenommen werden kann, muss sein KV darüber beraten und es entweder befürworten oder aber ablehnen. Wir haben es befürwortet – weil wir überzeugt sind: das ist etwas, was zu deinen Gaben passt, Walter! Danach hast du dann die beiden regionalen Lektorenkurse besucht – meist an Wochenenden. Neben deiner „Brot-Arbeit“ nochmal intensiv lernen und dich mit Predigtlehre, Liturgie, dem Aufbau des Gottesdienstes und manch anderem auseinandersetzen. Ungefähr ein Jahr hat das gedauert und im Juni warst du damit fertig. Dann hast du beim Superintendenten beantragt, dass du das, was du gelernt hast, auch als Lektor anwenden und in Gemeinden predigen darfst. Der hat sich, genau wie wir, sehr darüber gefreut und sein OK gegeben. Und jetzt dauert es nur noch wenige Augenblicke, bis wir dich in dieses Amt einführen werden.

Als ich dich nach Bibelworten gefragt habe, über die bei dieser Gelegenheit etwas gesagt werden soll, hast du zwei genannt – über deinen Konfirmationsspruch und über einen anderen Vers, der dir wichtig geworden ist. Darüber wird Alwin Pfanne nachher predigen. Und wir werden merken: das eine hängt ganz eng mit dem anderen zusammen.

Ihr seid das Licht der Welt!“ – so steht es kurz und knapp auf deiner Konfirmationsurkunde. 1972 war das – und auch damals lagen düstere Schatten über der Welt. Gleich am Anfang des Jahres wurde ein Lufthansa-Flugzeug von arabischen Geiselnehmern entführt – gegen Lösegeld wurden die Geiseln freigelassen. In München sollten die Olympischen Spiele zu einem fröhlichen Fest der Völkerverständigung werden – und endeten in einer Katastrophe, als Terroristen israelische Sportler zunächst als Geiseln nahmen und sie dann ermordeten.
Nur zwei Ereignisse von damals, die zeigen, dass das, was das AT sagt, immer noch beklemmend aktuell ist: "Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker." Bis heute hin ist das so. Das Fernsehen zeigt uns jeden Tag die Dunkelheit, wenn es über Mordserien, Terror und Krieg berichtet. Die Tageszeitungen schreiben von der Dunkelheit, wenn sie von Hungerkatastrophen und Dürregebieten schreiben. Die Nachrichten melden dunkle Machenschaften überall aus der Gesellschaft. Die Frage ist ja: Durch wen wird es hell? Durch wen wird es hell in dieser Welt? Sind es vielleicht die Staatsmänner, die in schwarzen Nadelstreifen die Zügel wieder in die Hand bekommen? Oder sind es die Revolutionäre, die nach der Waffe greifen und damit eine neue Ordnung in einer vermeintlich besseren Welt schaffen? Sind es die Sektenführer, die mit beschwörenden Worten ihre Anhänger bewegen? Oder sind es die Stars, die als Sterne den dunklen Nachthimmel erleuchten? Jedenfalls müssen es doch ganz großartige und überragende Persönlichkeiten sein, wenn sie als "Leuchten" diese Welt verändern wollen. Und nun sagt Jesus: "Ihr seid das Licht der Welt!" Er sagt es zu Simon und Andreas, die mit einem Fischernetz ihre Brötchen verdienen. Er sagt es zu Johannes und Jakobus, die im Kleinhandel ihr Geld zusammenkratzen. Er sagt es zu Judas und Levi, die als Beamte ihren Unterhalt bestreiten: Ihr seid es! "Ihr seid das Licht der Welt!" Er, Jesus, sagt es zu Walter Vogt, dem kleinen Konfirmanden in Hinnifehn. Wie soll der schon „Licht der Welt“ sein?! „Ihr seid das Licht der Welt!“ – das sagt Jesus zu allen, die sich auf ein Leben in seiner Nachfolge einlassen. Und das hast du getan, Walter. Schon vor deiner Konfirmation warst du in einem Bibelgesprächskreis in Leerhafe, dann nach der Konfirmation hier in der Christus-Gemeinde bei Johann Wilken im Jugendkreis und auch im Gemeinschaftshaus. Dort hast du Hanna kennengelernt – die Liebe deines Lebens! Wie von selbst bist du in die Mitarbeit hineingerutscht, hast Jugendabende, Freizeiten und Kinderfeste organisiert, die Jungschar geleitet. Neun Jahre lang, schon in meiner Zeit, hast du unseren Jugendkreis geleitet. Und was ist das anderes als „Licht der Welt“ sein?! „Licht der Welt“ – das bist du schon lange! Weil Jesus Christus dich dazu macht!

Ihr seid das Licht der Welt!“, sagt Jesus zu seinen Leuten. Er sagt nicht: "Wenn ihr euch Mühe gebt, dann könntet ihr ein bisschen Licht in diese Welt bringen!", und er befiehlt nicht: "Ihr müsst Licht für die Welt sein!". Nein: „Ihr seid seid das Licht der Welt!“

Licht der Welt – ich muss an die Taschenlampe denken, die ich vor einer Weile gekauft habe, eine LED-Leuchte. Und im Karton, da war eine Bedienungsanleitung von drei Seiten – aller-
dings in acht Sprachen. Wofür dieses Licht geht und dass man damit keinem in die Augen scheinen soll und x andere Dinge. Und wenn Jesus sagt, dass wir „Licht der Welt“ sind, dann liefert er auch eine Bedienungsanleitung mit. Damit wir wissen, wie dieses Licht zum Leuchten kommt. Damit wir unsere Aufgabe ordentlich und zuverlässig erfüllen. Betreten wir dazu in Gedanken einmal ein Haus im alten Israel, so eines wie damals, als Jesus dort lebte. Der einzige Raum mit winzigen runden Löchern in der Lehmwand diente als Wohn- und Schlafraum, als Küche und Stall zugleich. Wenn es nun Abend geworden war, ging die Hausfrau zum Regal und holte ein Öllämpchen. Sie säuberte den Docht, holte das Ölkännchen und goss Öl nach. Ein schmuckes Lämpchen. Aber gebrannt hat es noch lange nicht – Öllämpchen sind keine Selbstzünder. Die Hausfrau musste schon Glut im Ofen ha-
ben, erst am offenen Feuer konnte sie das Öllämpchen entzünden. Und dadurch, dass Jesus ein solches Öllämpchen als Beispiel wählt, dadurch sagt er: Lichter im Haus müssen durch Licht angezündet werden. Und Lichter in der Welt auch! Wir mögen tolle und originelle Persönlichkeiten sein. Wir mögen schön glänzen. Wir mögen sprühen vor Witz – aber brennen tun wir noch lange nicht. Menschen sind keine Selbstzünder - selbst wenn sie vielleicht einen Geistesblitz nach dem anderen zünden. Es braucht schon Glut im Haus. Es braucht die Flamme des Geistes und das Feuer der Liebe. Und genau das hat Gott in dieser Welt angezündet. Er konnte es nicht länger mit ansehen, wie seine Menschen sich im Dunkel die Köpfe einschlagen. Wie sie den Weg verlieren. Er entzündete sein Herz über diesem Elend und Jammer der Welt. Dieser Gott wollte das Beste für uns und deshalb gab er auch sein Bestes. Jesus Christus - der ist der Beste, das Beste, was Gott geben konnte. Und dieser Jesus sagt: "Ich bin das Licht der Welt!"
Um nun "Licht" zu sein in unserer eigenen, mehr oder weniger dunklen Welt - da kommt es darauf an, dass wir nahe bei diesem großen Licht sind, bei Jesus. Das ist die Vorbedingung - und es kommt eben nicht so sehr drauf an, dass wir tolle Persönlichkeiten sind. Es kommt nicht so drauf an, dass wir vor anderen glänzen. Es kommt nicht in erster Linie drauf an, dass wir vielleicht große Worte machen über unseren Glauben. Das Wichtigste ist etwas anderes: dass wir uns von Jesus entzünden lassen! Lichter müssen durch Licht angezündet werden! Und wenn es entzündet ist, dann leuchtet es einfach. So ist das mit uns Christen auch - wenn Jesus uns anzündet, dann leuchten wir einfach. Da, wo wir sind. Und damit bin ich beim

2.: Es geht um die Platzanweisung, wo die Lampe steht, wo sie zu brennen hat und ihre Aufgabe erfüllen kann. Schauen wir noch einmal in das israelische Haus: nachdem das Öllämpchen angezündet war, trug die Frau es ins Zimmer und stellte es an einem ganz be-
stimmten Platz ab - auf einen aus einem Zweig gefertigten Leuchter. Dort, an dieser Stelle, platzierte sie das Licht. Denn von da aus konnte es am besten den ganzen Raum erleuchten. Das Licht im Haus gehört auf den Leuchter! Und die Lichter in der Welt auch! Und an einer ganz bestimmten Stelle steht der Leuchter, der für uns bestimmt ist. Bei dem einen ist das sein Arbeitsplatz, bei dem anderen ist es seine Nachbarschaft, oder der eigene Haushalt, die Kinder. Für jeden von uns gibt es mindestens einen Platz, wo Gott uns hinstellt, damit von uns Sein Licht ausgeht. Und bei dir, Walter, kommt nun zu den anderen Plätzen, wo du es schon bist, nun die Kanzel dazu. Hier und in anderen Gemeinden. Eine Stelle, ein Ort, von wo aus Du nun „Licht der Welt“ bist. Indem Du das, was Dir wichtig geworden ist am Glauben, weitersagst. Die Kanzel – deine neue, zusätzliche Platzanweisung!

Dafür gibt es drittens nun auch noch eine biblische Dienstanweisung. Sie gibt Auskunft darüber, für wen das Licht zu brennen hat. Werfen wir einen letzten Blick in das israelische Haus. Die Hausfrau hat das Licht angezündet - und jetzt rennt sie doch nicht schnell zum Schuppen, um einen Eimer zu holen, den sie über das Licht stülpt. Das wäre doch ein Unding. Ein Licht anzünden und die Flamme dann ersticken - das wäre Unsinn. Ein Licht muss leuchten, damit andere sehen können. Sich orientieren können. Lichter sind dazu da, um anderen heim-zu-leuchten. Und Lichter in dieser Welt auch! Dazu sind wir „Licht der Welt“ – damit Menschen sich in ihrem Leben besser orientieren können und dass sie den Weg zu Gott besser finden und in ihrem Glauben gestärkt werden. Und dafür sind wir tauglich! Gott will, dass unser Licht so leuchtet, dass andere dadurch nach Hause finden, zu Gott. Dass das gelingt, können wir nicht machen – auch nach der intensivsten Ausbildung und der anstrengendsten Vorbereitung einer Predigt nicht! Aber Gott kann es machen! Und er tut es immer wieder – auch durch Menschen wie dich, Walter, die neben ihrem eigentlichen Beruf Sein Wort weitersagen!

Jesus sagt: "Ihr seid das Licht!" Er hat dich, Walter, entzündet! Zeigt dir nun heute einen weiteren Platz, an dem dein Licht leuchten soll. Für den Menschen, der durch dich nach Hause kommen soll. Du bist das Licht für ihn - Und du wirst an deinem Platz leuchten! Amen.











Kurzpredigt über Markus 4, 35-41; KiGa-FamGD; 12.07.2015

Eine Seefahrt, die ist lustig...!“ So fing das vorhin an – ganz ähnlich wie damals, als die Jünger mit dem Boot unterwegs waren – und Jesus lag hinten im Boot. Den ganzen Tag über hatte er zu vielen Menschen gesprochen. Nun ist relaxen angesagt. Darum fährt er mit seinen Jüngern mit dem Boot aufs Meer hinaus. Erschöpft lässt sich Jesus auf einem Kissen nieder und schläft ein. „Eine Seefahrt, die ist lustig...!“

Aber urplötzlich und ohne jede Vorwarnung peitscht ein heftiger Orkan auf das kleine Fischerboot ein, "... und die Wellen schlugen in das Boot, so dass das Boot schon voll wurde und zu sinken drohte." Gerade eben noch alles in Ordnung – und auf einmal ist nichts mehr in Ordnung! Auch in unserem Leben kann so ein heftiger Sturm kommen. Ohne jede Vorwarnung. Das sind die Dinge, die manchmal einfach so auf uns zukommen und mit denen wir dann fertig werden müssen. Sowas ist wie ein heftiger Sturm. Und er kommt oft dann, wenn man gar nicht damit rechnet.

Aber – der Sturm ist nicht ungewöhnlich! Das ist ganz wichtig! Wenn in unserem Leben plötzlich so ein Sturm aufkommt, dann fragen wir meistens zuerst: "Warum muss das jetzt gerade mir passieren?" Vorhin haben wir gesehen: die Jünger hatten keine Schuld an diesem Sturm – Stürme sind nichts Ungewöhnliches. Die kommen einfach so und machen dabei keinen Unterschied, wen sie heimsuchen. Und so ist das bei den Stürmen auch oft, die über uns hereinbrechen: sie kommen einfach so. Natürlich gibt es Stürme, die wir selber ver-
schulden. Wer sich mit besoffenem Kopf ans Steuer setzt und dann einen Unfall verursacht und dadurch sein ganzes Leben sich verändert - der trägt selber eine Schuld daran. Aber diese Dinge meine ich jetzt nicht! Ich rede von den Stürmen, die einfach so über uns hereinbrechen und wir wissen nicht, warum.

Stürme, auch Stürme im Leben sind nichts Ungewöhnliches. Sie kommen einfach. Ein Leben mit Gott schützt nicht vor Stürmen. Das sehen wir ja auch an dieser Geschichte: die Jünger haben ja Jesus im Boot – und trotzdem kommt Sturm auf. Und Jesus liegt da ruhig auf seiner Bank und pennt! Und da ist es ganz klar, dass die Jünger fragen: "Fragst du nicht danach, dass wir umkommen!?" Interessiert es dich nicht, Jesus, wie dreckig es uns gerade geht? Es ist normal, wenn wir so fragen! Jesus schläft, während seine Leute kämpfen. Für uns sieht das nach Interesselosigkeit aus. Aber ich bin sicher: dass Jesus schläft, das ist kein Zeichen dafür, dass er kein Interesse daran hat, wie es seinen Jüngern geht. Dass Jesus schläft, das ist ein Zeichen dafür, dass er es Gott zutraut, dass der auch mit dieser Lage klar kommt. Dass Jesus schläft, ist ein Zeichen seines Vertrauens auf Gott!

Und dann heißt es: "Jesus stand auf ..." Das müsst ihr euch mal vorstellen: da schaukelt das kleine Boot hin und her - von einem hohen Wellenberg fällt es in die Tiefe - wird wieder hochgehoben und stürzt wieder ab. Kein Mensch kann sich dabei halten. Aber von Jesus lesen wir, dass er stehen konnte und nicht aus dem Gleichgewicht geworfen wurde. Dort, wo es drunter und drüber geht, da hält Er das Gleichgewicht, die Übersicht. Jesus steht da und spricht: "Schweig und verstumme!" "Und der Wind legte sich und es entstand eine große Stille." Die Stürme unseres Lebens kommen. Unerwartet und heftig. Aber der Sturm kann noch so schlimm sein und er kann dir noch so zusetzen: dieses eine - das eine schafft er nicht: dass er Gott und dich auseinander bringt.

"Und Jesus sprach zu ihnen: Was seid ihr so furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben?“ Hören wir die Enttäuschung Jesu in diesen Worten: "Habt ihr denn gar kein Vertrauen?
Warum habt ihr solche Angst?" Glaube und Unglaube liegen oft nahe beieinander! Dass wir Gott vertrauen und dass dieses Vertrauen erschüttert wird – das liegt oft ganz nahe beieinander. Solange alles paletti ist, ist es mit dem Glauben ziemlich einfach. Aber wenn Sturm aufkommt, dann kann mein Glaube sehr schnell kippen. Das werden wir immer wieder erleben. Jesus rechnet damit, und er kann das aushalten und bleibt bei uns im Boot.
Wir haben keinen Schönwettergott! Keinen Gott, der nur für gute Lebensphasen geeignet ist. Sondern wir haben einen Gott, der auch bei uns im Boot ist, wenn Sturm kommt. Und Er wird uns bei sich im Boot festhalten, auch dann, wenn wir es ihm nicht mehr zutrauen können. Amen.


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