Predigten März 2015 - Ev.-luth. Christus-Gemeinde Spetzerfehn

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Predigten März 2015

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Predigt über Johannes 12, 12-19; Palmarum; 29.03.2015

Liebe Gemeinde, vorhin –bei den Taufen- haben wir erlebt, wie sozusagen ein Kindersitz gepredigt hat. „Predigen“ – das bedeutet ja: das, was in der Bibel steht, so ausdrücken und erzählen, dass man begreifen kann, was das für uns heute bedeutet. Und so gesehen hat vorhin der Kindersitz gepredigt – ich hab‘ ihm nur meine Worte geliehen. Und er hat uns gesagt, wie das zu verstehen ist, wenn Gott sagt, dass Er Seine Hand über uns hält.

Wenn sogar ein Kindersitz predigen kann, dann braucht es einen gar nicht wundern, wenn ich behaupte: auch Tiere können predigen! In der Bibel kommen viele Tiere vor. Und sie sind nicht einfach nur schmückendes Beiwerk und nicht nur Deko, sondern sie haben etwas zu sagen. Besonders in dem Teil der Bibel, in dem es darum geht, dass Jesus leidet und dann gekreuzigt wird, besonders in diesem Teil kommen viele Tiere vor. Der Hahn zum Beispiel hat es sogar bis auf die Spitzen unserer Kirchtürme gebracht – als Erinnerung an den Hahn, der krähte, als Petrus, ein ganz enger Freund von Jesus, gleich dreimal behauptet hat, dass er Jesus gar nicht kennt. Und in dem Bibelabschnitt, der heute dran ist, kommt auch ein Tier vor – und zwar ein Esel! Ich lese uns diesen Abschnitt aus dem Johannes-Evangelium erstmal:

„ Viele von denen, die zum Passafest gekommen waren, erfuhren, dass Jesus sich
auf den Weg nach Jerusalem gemacht hatte. Da nahmen sie Palmzweige in die Hand und zogen ihm entgegen. ‚Hosianna!‘, riefen sie. ‚Gelobt sei Gott! Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn! Heil dem König von Israel!‘ Jesus hatte einen jungen Esel geliehen und ritt auf ihm in die Stadt, wie es schon in der Heiligen Schrift steht: "Fürchte dich nicht, Tochter von Zion! Dein König kommt zu dir! Er reitet auf einem Eselsfohlen." Aber das verstanden seine Jünger damals noch nicht. Erst nachdem Jesus in Gottes Herrlichkeit zurückgekehrt war, erinnerten sie sich, dass man ihn genauso empfangen hatte, wie es in der Heiligen Schrift vorausgesagt war.“

Esel sind ganz besondere Tiere. Nicht nur, dass sie niedlich aussehen und ganz schwere Sachen tragen können. Esel sind auch eigensinnig und auf ihre Weise sehr schlau. Ein Esel bleibt zum Beispiel einfach stehen, wenn er Gefahr wittert. Und dort, wo Jesus gelebt hat, waren Esel ganz normale Tiere, die sehr nützlich waren und die sich auch ganz normale Menschen leisten konnten. Und ausgerechnet so einen Esel wählt sich Jesus aus, um darauf in Jerusalem einzuziehen. Und da haben sich die Leute damals total gewundert. Viele von ihnen dachten: Endlich zeigt Jesus, wer er wirklich ist! Der König aller Könige! Herr aller Herren! Endlich haut er mit der Faust auf den Tisch und sorgt dafür, dass es nicht mehr so ungerecht zugeht. Endlich bekommen die, die arm sind, das was sie brauchen! Endlich werden die, die böse sind, rausgeworfen und ihnen wird das Handwerk gelegt!

Dass Jesus das tut, das haben Viele von ihm erwartet. Und sie haben gedacht, dass er jetzt damit anfängt. Darum begrüßen sie ihn und jubeln ihm zu und bereiten ihm einen tollen Empfang. Aber komisch: er kommt gar nicht wie einer, der so richtig viel Macht hat! So einer wäre auf einem stolzen Pferd in die Stadt geritten! Aber Jesus hat sich für einen Esel entschieden – für so’n Lasttier der kleinen Leute. Ich war neulich in Hamburg auf einem Kongress. Da sprach auch der Bundesinnenminister. Mit einem Hubschrauber schwebte er ein, ungefähr zwanzig Leute schirmten ihn ab, als er in den großen Saal kam. Und dass Jesus so’n Esel nimmt, das ist ungefähr so, als wäre der Innenminister mit’m Fahrrad gekommen. Da hätte man gedacht: das geht irgendwie gar nicht! Doch – bei Jesus geht das! Und ich bin sicher, dieser Esel, auf dem er reitet, der will uns etwas sagen und zu denken geben. Nur eine Sache davon will ich nennen:

Der Esel ist einfach da, als er gebraucht wird!
Gebraucht wird er von Jesus. Wir wissen ja: wo Jesus ist, da ist Gott! Und wo Jesus zu einem Menschen kommt, da kommt Gott zu einem Menschen! Und wo Jesus ist, da merken Menschen: Gott will es mit mir zu tun haben! Ich bin wichtig für Gott! Dass wir wichtig für Gott sind, und dass Jesus uns mit Gott in Verbindung bringen möchte, das ist etwas richtig Schönes. Darum nennt man das auch ‚Gute Nachricht‘. Und damit diese gute Nachricht von Jesus Menschen erreicht, braucht Jesus uns.
Hätte Jesus ein stolzes Pferd genommen, um in Jerusalem einzureiten, dann hätte das so ausgesehen, als ob er nur was ganz Besonderes gebrauchen kann, damit er zu den Menschen kommen kann. Aber das ist nicht so! Jesus braucht nichts Besonderes, um zu Menschen zu kommen. Hier nimmt er einen Esel – also etwas, was damals ganz normal und gewöhnlich ist.

Jesus möchte zu Menschen kommen. Damit sie fröhlich werden. Kraft bekommen. Mutig werden und zuversichtlich. Und dass er bei ihnen ankommt, dafür nimmt er was ganz normales und gewöhnliches. Zum Beispiel eine ganz normale Oma. Ich weiß von mindestens einer Oma, die heute hier ist, und die betet für ihr Enkelkind. Weil das Enkelkind nächste Woche operiert werden muss. Und diese Oma möchte gerne, dass Jesus dafür sorgt, dass das alles klappt und dass dann alles richtig gut ist. Also: diese Oma hilft mit, dass Jesus bei ihrem Enkelkind seine Kraft erweist. Anders gesagt: sie bringt Jesus da hin, wo er jetzt gebraucht wird. So wie der Esel damals in Jerusalem. Ich hab‘ nicht gesagt, dass diese Oma ein Esel ist – nicht falsch verstehen! Aber ich habe gesagt: sie transportiert sozusagen Jesus! Und das kann sie auch! Obwohl sie eine ganz normale Oma ist. Sie hat nicht Theologie studiert, würde wahrscheinlich nicht aus‘m Stand irgendwelche Glaubensvorträge halten. Muss auch nicht! Ganz im Gegenteil: Jesus nimmt ein ganz gewöhnliches Tier, um bei den Menschen anzukommen. So wie wir ganz gewöhnliche Menschen sind. Nicht nur die Besonderen braucht er. Die viel gelesen haben. Falten vor dem Kopf haben vom vielen studieren. Nee, ganz normale Menschen braucht Jesus, damit er zu Menschen kommt. So wie diese Oma eben. Oder wie euch vom Gitarrenchor! Durch eure Lieder bringt ihr ja auch Jesus zu den Menschen. Obwohl ihr ganz normale Menschen seid. Keiner von euch hat Musik studiert. Keiner ist Opernsänger. Keiner kennt sich wahnsinnig gut aus mit Notenkunde. Keiner hat lange Gesangsunterricht gehabt. Aber: jeder von euch hat gemerkt: es ist gut, dass Jesus in meinem Leben ist! Und darum ist es sicher auch gut, wenn er bei anderen Menschen ist! Und darum singt ihr Lieder von ihm. Lieder, in denen er selbst bei Menschen ankommt. Obwohl ihr ganz normale Menschen seid. Keine Berufsmusiker. Und obwohl manchmal eure Stimme kratzt, wenn ihr erkältet seid. Macht nix – Jesus braucht euch! Dringend! Damit er bei Menschen ankommen kann!

Drei Kinder haben wir getauft heute. Der Anfang mit Gott ist gemacht – super! Aber nun kommt‘s drauf an, dass sie auch weiterhin davon was mitkriegen, dass Gott für sie da ist! Dass Jesus ihr Leben froh machen will. Und dazu braucht er euch, liebe Eltern und Paten! Jesus ist überzeugt: ihr
könnt das! Ihr könnt eure Kinder und Patenkinder mit Jesus bekannt machen. Obwohl ihr ganz normale Menschen seid. Keine Glaubensspezialisten. Sondern Menschen, die vielleicht auch nicht gleich aus dem Stand erzählen können, warum sie das wichtig finden, dass ihr Kind getauft wird. Und ich denke mal, ihr habt auch noch keine dicken Wälzer darüber gelesen, wie Glaube in einem Menschen wachsen kann. Müsst ihr auch nicht! Erzählt euerm Kind einfach, dass Gott auf seiner Seite steht! Dass dort, wo Jesus ist, Gott ist! Und dass Jesus dafür sorgt, dass wir ihn nach und nach besser kennenlernen – zum Beispiel dort, wo er wohnt: in seiner Gemeinde. Darum müsst ihr keine hochgestochenen Glaubensexperten sein, liebe Eltern und Paten. Es genügt, wenn ihr mit euern Kindern betet. Und für sie betet. Wenn ihr ihnen später Lust auf Kindergottesdienst macht. Vielleicht sogar am Anfang selber mal mitgeht. Eigentlich ganz normale Sachen und nichts Außergewöhnliches. Aber Sachen, die Jesus gebraucht, damit er bei Menschen ankommen kann. So wie damals den Esel.

Nein, ich werde zu keinem von euch sagen: „Du Esel!“ Und trotzdem
sind wir’s! Menschen, die Jesus gebraucht, damit er zu anderen hingehen und bei ihnen ankommen kann!
Amen.




Predigt über Markus 10, 35-45; Judika; 22.03.2015

Da traten Jakobus und Johannes, die Söhne von Zebedäus, an Jesus heran und sagten: "Meister, wir wollen, dass du uns eine Bitte erfüllst." "Was wollt ihr?", fragte er. "Was soll ich für euch tun?" Sie sagten: "Wir möchten, dass du uns in deinem Reich links und rechts neben dir sitzen lässt!" Doch Jesus erwiderte: "Ihr wisst nicht, was ihr da verlangt! Könnt ihr den Becher des Leides trinken, den ich trinken werde, und die Taufe auf euch nehmen, mit der ich getauft werden muss?" "Ja, das können wir", erklärten sie. Jesus antwortete: "Den Becher des Leides, den ich trinken muss, werdet ihr zwar auch trinken, und die Taufe, die mir bevorsteht, werdet ihr auch empfangen, aber ich kann nicht bestimmen, wer auf den Plät-
zen links und rechts von mir sitzen wird. Dort werden die sitzen, die Gott dafür vorgesehen hat." Die anderen zehn hatten das Gespräch mit angehört und ärgerten sich über Jakobus und Johannes. Da rief Jesus sie zu sich und sagte: "Ihr wisst, wie die Herrscher sich als Herren aufspielen und die Großen ihre Macht missbrauchen. Bei euch aber soll es nicht so sein. Wer bei euch groß sein will, soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave von allen sein. Auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben als Lösegeld für viele zu geben."

Ganz nach oben kommen! Ganz nach vorne. Ganz an die Spitze. Was war ich immer froh, wenn ich ein Tickchen größer war als mein Vetter. Manchmal hab ich mich auf die Zehenspitzen gestellt, wenn wir wieder mal rauskriegen wollten, wer von uns beiden größer ist – hat er nicht gemerkt. Ein bisschen größer zu sein – ein schönes Gefühl war das!

Ganz nach oben kommen! Ganz nach vorne. Eine Spitzenposition im Beruf. Eine Spitzenplatzierung im Sport. Spitzenkandidat in der Politik. Wer in der Klasse die größte Klappe hat, kommt am coolsten rüber. Wenn man als Ehrengast bei einer Veranstaltung zu einem reservierten Platz geführt wird – da fühlt man sich richtig wichtig. Wenn andere Wert auf meine Meinung legen – das tut gut. Nach oben kommen, an der Spitze sein, vorne mitmischen und was zu sagen haben – das steckt in uns Menschen so drin, dass wir danach streben. Weil: wer an der Spitze steht, hat Macht, Einfluss, Ansehen. Und das haben zu wollen, das ist menschlich und darum steckte es auch schon in den Jüngern von Jesus drin. Schauen wir nochmal auf das, was uns im Predigttext berichtet wird:

Jesus ist mit seinen Jüngern unterwegs. Da kommen zwei von ihnen, Johannes und Jakobus, zu ihm und sagen: "Meister, wir wollen, dass du uns eine Bitte erfüllst." Komisch, oder?!
Wollen
, dass eine
Bitte
erfüllt wird – das beißt sich ja irgendwie. Auf jeden Fall leiden diese beiden Jünger nicht unter Minderwertigkeitskomplexen. Die treten ganz schön bestimmt auf: "Wir wollen, dass du uns eine Bitte erfüllst." Und Jesus geht darauf ein: "Was soll ich für euch tun?" Sie antworten: "Wir möchten, dass du uns in deinem Reich links und rechts neben dir sitzen lässt!" Johannes und Jakobus wollen eine Spitzenstellung einnehmen. Wenn Jesus sein Reich aufrichten wird und seine ganze Macht und Herrlichkeit sichtbar werden – dann wollen sie links und rechts von ihm sitzen. Rechts und links vom Herrscher, das sind nach ihm die einflussreichsten Menschen im Staat. So wie auch bei uns der Vizekanzler seinen Platz direkt neben der Kanzlerin hat. Und Johannes und Jakobus sind überzeugt, dass ihnen das wohl zusteht. Immerhin stehen sie Jesus besonders nahe und können besonders gut mit ihm. Da kann er ja wohl dafür sorgen, dass sie die besten Plätze kriegen. Mitregieren können, die Fäden in der Hand haben, groß rauskommen.

Jesus ahnt schon, dass sie noch nicht viel kapiert haben. Er spricht sie darauf an, dass er einen schweren Weg gehen muss. Dass er entsetzlich leiden wird. Sein Blut vergießen muss. Gerade vorher noch hatte er mit seinen Jüngern darüber gesprochen – aber: nix capito! Keinen Schimmer haben sie von dem, was Jesus eigentlich meint. Und darum sagen jetzt Johannes und Jakobus auch ganz flockig: „Ja klar – wir können das! Kein Problem!“ Und sogar als Jesus sagt: „Ja, ihr
werdet
den Becher des Leides trinken und ihr
werdet
mit meiner Taufe getauft werden!“ – sogar da ahnen sie nicht, was das eigentlich bedeutet: dass sie später ausgegrenzt und dass einige verfolgt und dass einige getötet werden, weil sie sich zu Jesus bekennen.
Jetzt
haben sie nur im Kopf, dass sie rechts und links neben ihm zu sitzen kommen und eine absolute Spitzenstellung einnehmen. Aber nicht nur diese beiden wollen an die Spitze – die anderen zehn auch. Denn sonst wären die ja wohl nicht so sauer, als sie mitbekommen, was Jakobus und Johannes da unternommen haben. Die hätten auch alle gerne einen Spitzenplatz. Die wollen auch alle was gelten. Die sind auch alle scharf auf
Macht und Einfluss. Und wahrscheinlich kucken die nun auch alle blöd aus der Wäsche, als Jesus ihnen klar macht, wie
er
das sieht: „Wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein, und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein“, sagt er. Und damit spricht er an, was nur wenige wollen – nämlich „Diener“ sein.

Jesus sagt hier ja: Karriere geht für meine Leute andersrum: nach unten, nicht nach oben. Christen sollen nicht Herrscher sein, sondern Diener. Wer nach dem ersten Platz schielt, den schickt Jesus ans Ende der Schlange: „Wieder hinten anstellen!“ Nun ist „dienen“ ja nicht allzu beliebt. Junge Männer und Frauen „dienen“ vielleicht noch bei der Bundeswehr, da gibt’s den Begriff noch – aber ansonsten kommt das Wort kaum noch vor und die Sache, die damit gemeint ist, ist auch nicht sonderlich beliebt – jedenfalls dann nicht, wenn man selber „dienen“ soll. Ich will das mal mit einem Vergleich deutlich machen: Ich bin sicher, dass die meisten von uns beeindruckt sind von Mutter Theresa, die selbstlos immer für andere da war. Aber von ihr beeindruckt sein und es ihr nachtun, das ist ja zweierlei. Wenn ich mir vorstelle, dass
ich
nach Indien gehen soll, und dort im Dreck leben soll und tagtäglich mich um Menschen kümmern soll, die voll sind von Bakterien und Viren und Lehm und Dreck und die nichts haben – nee, da bleibe ich doch lieber in meinem geliebten Spetz und lass mir auf Besuchen in der Gemeinde lecker Tee und’n Schinkenbrot vorsetzen. Dienen steht bei uns nicht besonders hoch im Kurs. Das zeigt sich auch daran, dass die, die z.B. hier bei
uns als Krankenschwester oder Altenpfleger arbeiten und wirklich dienen – dass die ge-
messen an ihrer echt anstrengenden Arbeit hundsmiserabel bezahlt werden. Das ist eine Schande für unser ganzes Land! Dienen – das ist eine zwiespältige Sache: solange
andere
dienen, und vielleicht sogar
mir
dienen, ist das OK. Aber wenn
ich
derjenige bin, der dienen soll, dann sieht das oft schon anders aus!

Nun meint Jesus allerdings auch nicht, dass wir alle sozusagen Mutter Theresas werden sollen. Dass wir alle in irgendwelche Slums gehen sollen, um dort den Ärmsten der Armen zu dienen. Wenn er
das
meinen würde, dann wären die meisten von uns fein raus – denn so viele können die da ja gar nicht gebrauchen! Also können wir schon mal durchatmen – Indien ist sicher für die meisten von uns gestrichen!
Aber
: nicht zu früh freuen! Das, was Jesus meint, das kann sehr konkret werden.
Unangenehm
konkret! Ihm geht es darum, dass wir
da
dienen, wo wir stehen. Jesus will, dass ich da diene, wo ich meinen Platz habe. Dienen konkret – das geschieht zum Beispiel in unserer Ehe. Meiner Frau, meinem Mann
dienen, das heißt: ihr, sein Wohl suchen! Nicht durchsetzen, wobei
ich
am besten abschneide und mein Partner auf der Strecke bleibt, sondern danach kucken: was braucht sie/er nun im Moment? Und dann etwas dafür tun, dass
sie
, dass
er
es bekommt.
Dienen konkret – nicht als Missionar in Timbuktu, sondern in der eigenen Familie: den Müll rausbringen oder mit dem Hund Gassi gehen oder mein Zimmer aufräumen, wenn Mama das sagt. Dann nicht stur aufs Handy zu kucken und noch ellenlang was zu posten, sondern in die Hufe kommen und Mama den Gefallen tun! Dienen konkret – zum Beispiel in der Schule: mich
zu
einem stellen, der nicht so richtig dazugehört. Dienen konkret - am Arbeitsplatz: „Kann ich dir was abnehmen, damit du pünktlich Feierabend machen kannst?“ Dienen konkret – also darauf achten: wo
soll
und
kann
ich etwas tun für andere? Wo kann ich meine Gaben einbringen, die Gott mir gegeben hat? Und das geschieht eben nicht immer nur an den Stellen, wo man von andern gesehen und bewundert wird. Beispiel: Ulrike und ich durften Freitag bei der Eröffnung der neuen Blumenhallen-Saison dabei sein. Kann ich euch nur empfehlen – sieht wirklich toll aus! Aber damit das auch in drei Wochen noch so toll aussieht, und in vier Monaten und bis zum Ende der Saison – dafür müssen viele richtig ran. Den Rücken krumm machen. Sich die Hände schmutzig machen. Dann arbeiten, wenn andere schon längst Feierabend haben. Und
die
tauchen nicht in der Zeitung auf und die kriegen keinen Applaus! Und bei uns in der Kirche ist es oft nicht anders: wenn etwas besonders schön läuft, oder wenn eine besonders große Veranstaltung ansteht – dann stehen einige im Vordergrund und das, was sie dazu beitragen, können alle sehen und sie bekommen viel Anerkennung – und nicht falsch verstehen: das ist auch in Ordnung und soll so sein! Aber meistens sind auch noch andere daran beteiligt – und die machen oft die Drecksarbeit. Putzen die Klos – und glaubt mir: nicht alle treffen beim Pinkeln das Klobecken und auch in Spetz haben nicht alle gelernt, wie man die Klospülung bedient... Andere buckeln Bühnenteile, kriechen oben auf dem Dachboden rum und legen Leitungen, ver-
bringen Stunden in der Kirche, um schön zu dekorieren, waschen ab und putzen Staub – meist ohne dass sie gesehen werden und in der Zeitung stehen und dass sie Applaus be-
kommen. Aber sie
machen
es – und damit
dienen
sie. Konkret! Dienen konkret – da-
bei geht es immer um die Frage: Was kann ich, was habe ich, womit ich für andere da sein kann?
Dass wir als Christen dienen sollen - das heißt übrigens nicht, dass Christen keine leitenden Positionen übernehmen sollen! Ganz im Gegenteil. Ich halte das für enorm wichtig, dass in die Chefetagen viel mehr überzeugte Christenmenschen einziehen. Und dass sie dann auch führen und leiten müssen, das ist klar! Und sie können dabei nicht immer nur „lieb“ sein – das ist auch klar! Aber: in ihren leitenden Positionen sollen sie ihren Einfluss und ihre Macht nicht missbrauchen, um andere zu unterdrücken und zu schikanieren. Sondern sie sollen Ihre Macht gebrauchen, um anderen zu dienen.
Dienen ist unbequem. Bedient werden ist viel schöner. Macht haben über andere, das ist angenehmer, als für andere etwas zu tun. Spitze sein, das wollen viele. Diener sein, das wollen wenige. Wie gut, dass Jesus nie etwas verlangt, was er nicht selbst tut. Das, was er von anderen verlangt, das tut Jesus selbst auch. Dazu der letzte Gedankengang: nachdem Jesus seinen Jüngern erklärt hat, dass sie dienen sollen, wenn sie Große im Reich Gottes sein wollen, redet er über sich selbst: „Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene.“ Wenn man das so hört, klingt das leicht – aber was dahintersteckt, das ist schon gewaltig. Stellt euch mal vor, Angela Merkel würde morgen bei euch klingeln und sagen: „Ich hab gehört, Sie haben so viel zu tun! Zwei Kinder, ein Nebenjob und auch noch eine Mutter, die langsam dement wird. Ich wollte darum heute wohl erst eem den Frühjahrsputz für Sie machen und danach für Sie einkaufen gehen! Aber zuerst mache ich einen Kaffee für Sie, damit Sie sich eem besinnen können!“ Oder Barack Obama taucht auf und sagt: „Moin, da bin ich! Wo steht die Waschmaschine? Ich will heute für dich waschen und anschließend bügeln!“ Wenn das wirklich so wäre – das wäre ja irgendwie verkehrte Welt. Dass einer, der Macht hat, zu uns kommt und uns etwas abnimmt, was uns Mühe macht. Verkehrte Welt – oder? Und jetzt sagt hier der Sohn Gottes, der Herr aller Herren, der König aller Könige, der Präsident aller Präsidenten: „Ich bin gekommen um euch zu dienen. Ich bin gekommen, um für euch da zu sein. Ich bin gekommen, weil Ihr meine Hilfe braucht. Der alte Dreck muss raus aus Eurem Leben. Eure Kleider müssen gewaschen werden, damit Ihr rein dasteht!“ Verkehrte Welt – oder? Jesus ist gekommen, um zu dienen. Aber genau so ist Gott. Der ist sich nicht zu schade, uns zu dienen. Gleich nach dem Sündenfall, als er allen Grund hat, stinksauer zu sein auf Adam und Eva, macht Gott sich zu ihrem Kammerdiener. Er macht ihnen Röcke aus Fellen und zieht ihnen die an – statt ihnen das Fell über die Ohren zu ziehen. Oder Jesus: der bindet sich die Schürze des Hausdieners um und kniet sich vor seine Jünger nieder und dann wäscht er ihnen die Füße. Und auch heute: im Gottesdienst dient Gott uns! Will uns reich machen durch sein Wort. Uns stärken mit seinem Segen. Gottesdienst – das ist immer auch Gottes Dienst an uns.
Nun geht der Dienst, den Jesus tut, aber noch viel weiter: „Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.“ Lösegeld. Das klingt nach einer Geiselnahme. Und so in der Art ist das auch gemeint. Jesus sagt: „Ihr Menschen seid Geiseln der Sünde.“ Er meint damit: ihr seid ganz oft auf dem Weg weg von Gott. Steht immer in der Gefahr, das zu tun, was nicht in Ordnung ist. Ihr wollt es gerne anders machen - aber ihr schafft es nicht, von euch aus in Gottes Sinn zu leben!“ Dieser Sachverhalt, diese Tatsache ist wie eine Geiselhaft: gefangen unter einer Macht, die uns in der Hand hat und die es nicht gut mit uns meint. Und aus dieser Geiselhaft kauft Jesus uns frei! Er bezahlt das Lösegeld: sein Leben. Am Kreuz bezahlt Jesus das Lösegeld für Dich und für mich. So dient Jesus uns.


Nun steht da allerdings noch
ein
Wort, das dürfen wir nicht einfach weglassen. Jesus sagt, dass er sein Leben gibt als Lösegeld für
viele
. /
Nicht
für
alle
. Das hätten wir gerne so: „Wir kommen alle, alle in den Himmel…“ Jesus sagt aber nicht „alle“, sondern „viele“.
Nicht
darum, weil sein Leben nicht reichen würde als Lösegeld für alle. Sondern nur deshalb, weil nicht alle seinen Dienst
annehmen
wollen. Weil manche meinen, dass sie
ohne
ihn klar kommen. Weil sie so rechtschaffen sind. Oder weil sie sowieso schon viele Dinge tun, für die Gott sie doch eigentlich belohnen und ihnen den rechten oder linken Platz geben müsste. Aber das ist der verkehrte Weg! Wir können nichts Besseres tun, als dass wir es zulassen, dass Jesus uns dient. Dass
er
das, was uns von Gott trennt, am Kreuz überwindet. Nur so gehören wir zu den „Vielen“. Jesus dient uns – und das ist spitze! Amen.



Predigt über Johannes 6, 47-51; Lätare; 15.03.2015

Ich gehe mal davon aus, liebe Gemeinde, dass wir alle erstmal gefrühstückt haben, bevor wir zur Kirche gegangen sind. Vielleicht ein knuspriges Brötchen oder ein Stück Schwarzbrot, vielleicht lecker Krintstuut oder frischen, selbstgebackenen Stuten. Ohne Brot gehen sicher die meisten von uns nicht aus dem Haus. Brot gehört nun einmal zu unseren Grundnahrungsmitteln. „Brot“ ist im Grunde genommen fast so ein Ersatzwort für „Leben“. Das merken wir auch in unserer Sprache. Wir reden vom ‚täglichen Brot‘ und meinen all das, was wir zum Leben brauchen – weit über das eigentliche Brot hinaus. Oder wir sagen, dass jemand „sein Brot verdient“. Natürlich bekommt derjenige Geld auf sein Konto überwiesen und kein Brot in die Hand gedrückt, klar. Aber wir meinen damit: Er verdient so viel, dass er für sein Leben sorgen kann. Brot gehört zu den elementaren Grundbedürfnissen.
Und wo Brot fehlt, ist die Not groß. Millionen Menschen auf der Erde haben kein Brot müssen hungern, und entsetzlich viele verhungern.

Um Brot geht es auch im Predigttext. Er steht im Johannesevangelium im 6. Kapitel. Jesus spricht dort:
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, der hat das ewige Leben.
Ich bin das Brot des Lebens.
Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben.
Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, damit, wer davon isst, nicht sterbe.
Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, der
wird leben in Ewigkeit. Und dieses Brot ist mein Fleisch, das ich geben werde für das Leben der Welt.“
Ich finde es interessant, wann, bei welcher Gelegenheit Jesus das gesagt hat. Einen Tag vorher hatte er sehr lange zu den Menschen gesprochen. Über 5000 Leute waren
gekommen, um ihm zuzuhören und sie merkten: unser Leben hat was mit Gott zu tun! Jesus sagte ihnen, dass Gott freundlich zu ihnen ist und dass sie nicht erst dies wissen und das können müssen, damit er sie achtet. Und dann hatte Jesus sie nicht einfach mit knurrendem Magen nach Hause geschickt, sondern er hatte dafür gesorgt, dass alle genug zu essen bekamen. Und so waren die Menschen durch Jesus sozusagen rundum satt geworden. Sie hatten etwas zu essen bekommen, aber Jesus hatte auch ihren Hunger nach Leben gestillt. Hatte sie auch seelisch aufgebaut und froh gemacht. Und darum zog es diese Leute von da an immer wieder zu ihm. Auch am nächsten Tag suchten sie ihn. Weil sie gespürt haben, dass von ihm etwas ausgeht, was sie wirklich brauchen fürs Leben. Und das ist jetzt das Thema für Jesus. Er sagt: „Ich bin das Brot des Lebens.“ Und "wer von diesem Brot isst, wird leben in Ewigkeit".

Wir erleben es ja manchmal, wie von dem Zusammensein mit einem anderen Menschen Kraft ausgeht. Wenn ein guter Freund uns was sagt, wie einen das aufbauen kann. Wenn die eigene Frau, der eigene Mann etwas liebes sagt, wie gut einem das tut. So ähnlich können wir uns das bei Jesus auch vorstellen – nur noch viel intensiver und viel umfassender. Das, was er uns durch seine Gemeinschaft und seine Worte geben kann, das stärkt und das baut auf. Das ist wie das tägliche Brot. Und so meint Jesus das auch: dass wir ihn genauso nötig brauchen wie wir das tägliche Brot brauchen. Und das liegt daran, dass jeder Mensch nicht nur mit einem leeren Bauch erschaffen wurde, sondern auch mit einer leeren Seele und mit einem leeren Geist. Das ist in uns so eingebaut, dass wir nach Glück und Anerkennung suchen. Dass wir zufrieden sein möchten und wissen: unser Leben ist nicht sinnlos!
Wir möchten, dass unsere Mühen nicht umsonst waren. Dass etwas davon bleibt, wofür wir unsere ganze Kraft eingesetzt haben. Wir sehnen uns danach, dass es noch etwas über dieses Leben hinaus gibt. Dass wir uns nicht irgendwann einfach im Nichts auflösen und nichts von uns bleibt. Dieser „innere“ Hunger ist genauso da wie der äußere, dass uns der Magen knurrt. Und
für das, was unsere Seele braucht, da ist Jesus selbst das Brot. Um das deutlich zu machen, führt er seine Zuhörer ein Stück in die Vergangenheit zurück. Er kommt auf das Manna zu sprechen, das die Israeliten in der Wüste gegessen haben. Das Volk Israel war in Ägypten gefangen und eines Tages sorgte Gott dafür, dass sie frei kamen. Sie mussten dann lange durch die Wüste ziehen und da war es natürlich ganz schwer, täglich was zu essen und zu trinken zu bekommen. Und da hat Gott dafür gesorgt, dass seine Leute jeden Morgen das Manna gefunden haben. Das war eine besondere Pflanze, die auch heute noch in der Gegend wächst. Sie scheidet einen süßen Saft aus, der an der Luft hart wird und gegessen werden kann. Schmeckt so ähnlich wie frische Rosinenbrötchen, bloß ohne Rosinen, hab ich mir erzählen lassen. Jeden Morgen fand jeder vor seinem Zelt so viel davon, wie er für diesen Tag brauchte. Dadurch sorgte Gott dafür, dass seine Leute nicht verhungerten. Aber dieses Manna hielt sich immer nur für einen Tag, danach war es unbrauchbar. Und darum mussten sie es jeden Tag neu aufsammeln. Auf dieses Manna kommt Jesus jetzt zu sprechen. Er sagt: Eure Vorfahren haben davon gegessen und es hat ihnen geholfen. Das Manna hat geholfen, dass sie den Weg durch die Wüste geschafft haben. Aber dann, irgendwann, sind sie trotzdem gestorben. Das Manna konnte ihnen wohl für eine bestimmte Zeit helfen, aber dann nicht mehr.

Manna haben sicher die meisten von uns noch nicht gegessen. Aber sicher haben viele
von uns schon Manna-Erfahrungen gemacht: dass ihnen in einer bestimmten Zeit etwas unwahrscheinlich gut getan hat. Der Vater einer Konfirmandin erzählte mir: früher, als ich konfirmiert war, da bin ich jeden Samstag hier im Jugendkreis gewesen. Das war immer sehr schön, und besonders die Freizeiten hatten es mir angetan, da weiß ich jetzt noch einiges von, was wir da besprochen und erlebt haben. Und wir haben dann mit Pastor Wilken auch den Teeraum oben ausgebaut. Da hab ich das erste Mal gemerkt, dass ich auch richtig was mir meinen Händen kann. Oder jemand anders erzählte mir: früher war ich bei Gustav mit im Posaunenchor. Wenn ich dann abends vom Üben wieder nach Hause kam, war ich wie ausgewechselt, irgendwie viel besser drauf als vorher. Oder ein anderer: „Als ich damals so krank war, da war das eine echte Hilfe für mich, dass ich beten konnte. Wenn ich gebetet hatte, dann ging es mir erst mal wieder besser.“

Das sind Erfahrungen, liebe Gemeinde, die gut tun. Erfahrungen mit Gott. Dass man be-
ten kann und spürt: das tut mir gut! Oder dass man im Chor mitmacht und merkt: dadurch kann ich meinen Alltagsstress für eine gewisse Zeit hinter mir lassen. Oder dass man im Jugendkreis dabei war und gemerkt hat, dass einem das echt was gibt. Ich kenne viele Menschen, die solche Erfahrungen gemacht haben. Die dadurch aufgebaut wurden. Die dadurch Anerkennung und Selbstvertrauen gefunden haben. Solche Zeiten und solche Erfahrungen waren für sie sozusagen wie so ein Stück Manna. Haben für eine bestimmte Zeit geholfen, das Leben zu meistern. Und wer früher einmal solche Erfahrungen und solche Zeiten erlebt hat, der kann sich von Herzen darüber freuen! So wie die Israeliten sich über das Manna gefreut haben, als sie in der Wüste waren.

Aber Jesus erinnert daran: das Manna hat nicht für immer gereicht! Es war leicht verderblich und verlor seine Kraft. Anders gesagt: das, was wir
früher einmal mit Gott erlebt haben, das hilft uns heute nicht unbedingt mehr weiter! Wenn ich vor zwanzig Jahren einmal davon gezehrt habe, dass ich abends zum Chor gehen konnte und ich bin heute nicht mehr dabei, dann hilft mir die Erfahrung von damals gar nicht. Das war einmal. / Wenn ich früher einmal im Jugendkreis Selbstvertrauen bekommen habe, dann ist das wohl eine gute Erinnerung – aber das hilft mir nicht für heute. Wenn ich irgendwann einmal Kraft daraus gezogen habe, dass ich beten konnte – dann heißt das noch nicht, dass ich daraus immer noch Kraft bekomme, auch wenn ich jetzt nicht mehr bete. Ich glaube, dass Jesus es so meint, wenn er sagt: „Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben.“ 
Darum sind wir darauf angewiesen, dass wir jetzt das Brot des Lebens zu uns nehmen. Jeden Tag frisch. Und darum vergleicht Jesus sich mit dem Brot. Wie das mit Brot ist, weiß jedes Kind: Brot muss man jeden Tag essen. Es genügt nicht, sich irgendwann so richtig satt zu essen und das war’s denn, dann braucht man nichts wieder. Nein, wir müssen regelmäßig essen, jeden Tag am besten! Und so ist das im übertragenen Sinne auch: wenn wir was davon merken und was davon haben wollen, was für Kraft von Gott ausgeht, dann ist es am besten, wenn wir jeden Tag mit ihm zu tun haben. Vielleicht dadurch, dass wir uns die drei Minuten der Radio-Andacht gönnen. Oder morgens oder abends das Blatt von einem christlichen Kalender lesen. Oder mit Gott reden, wenn uns mal wieder was annervt. Einfach so zwischendrin, das geht auch ohne Hände falten und so. Oder so, wie ihr euch heute entschieden habt: dass ihr zur Kirche geht, zum Gottesdienst. Oder im Frauenkreis dabei seid. Oder im Chor. Was es im einzelnen ist, ist gar nicht so entscheidend. Beim Brot gibt es ja auch unterschiedliche Vorlieben. Wichtig ist, dass wir Brot bekommen. Auch das Brot des Lebens, den Kontakt zu Jesus Christus. Übrigens: Jesus wurde ja in Bethlehem geboren. Beth-le-hem heißt auf Deutsch: "Brothausen". Wo Jesus zur Welt kommt, da wird auch dein Leben vielleicht sogar mitten in der Wüste zu einem "Bethlehem", zu einem "Brothausen". Und darum ist es gut, dieses „Brot“ immer neu zu essen.

Essen“ heißt: Zu Jesus kommen und an ihn glauben. „Wer glaubt“, sagt Jesus. Wir wissen: Glaube ist nicht machbar! Glaube kann man niemandem aufzwingen! Aber andererseits: Wir müssen „Glauben“ auch nicht komplizierter machen, als es ist! Und auch an dieser Stelle hilft es weiter, dass Jesus selbst sich mit Brot vergleicht. Denn Brot zu essen, das ist ja nicht kompliziert. Da muss man nicht viel wissen. Wenn jemand Hunger hat und Brot kaufen will, dann sagt die Verkäuferin im Bäckerladen doch auch nicht: OK, du bist zwar noch nie in unserm Laden gewesen, aber du bekommst das Brot. Aber erst musst du erklären, warum du Brot haben willst. Warum dieses Brot und nicht was anderes?! Und dann sag ich dir erst mal, was in dem Brot alles so drin ist. Welche Vitamine und so. Und wie überhaupt das Brot zustande kommt. Was alles dazugehört, dass aus Körnern und Wasser und Salz der Teig wird und bei welcher Temperatur der Teig gebacken wird und wann das Brot gar ist. Und wenn du das alles so einigermaßen weißt, dann kannst du das Brot essen. Das würde doch kein Mensch so machen! Dann wäre doch der andere entweder schon am Verhungern oder wahrscheinlich hätte er sich längst aus dem Staub gemacht und würde denken: wenn der mir nicht gleich das Brot gibt, dann versuch ich es woanders! Nein, wer nach Brot fragt, der muss es gleich bekommen. So ist das ist der Gemeinde auch. Wer hier auftaucht, der muss Brot kriegen. Verbindung zu Jesus Christus. Auch wenn er sonst noch nie hier war und wenn wir ihn kaum kennen. Auch wenn er noch keinen Schimmer hat vom Glauben. Er muss hier in der Gemeinde das kriegen, wonach er sucht. Brot. Mittel zum Leben.

Wenn ihr am Bäckerladen vorbeilauft, dann duftet es meistens draußen schon. Es riecht einfach lecker und manchmal geht man wie von selbst rein und gönnt sich ein leckeres Rosinenbrötchen oder so. Mit dem geistlichen Brot ist das nicht viel anders, und darin steckt eine Anfrage an unsere Gemeinde: machen wir den Menschen Appetit auf „Brot“? Regt das, was wir als Gemeinde sind und regen unsere Veranstaltungen die Sinne an? Das ist ja zum Beispiel der Part der Chöre, oder auch von denen, die die Kirche dekorieren und schön sauber halten, und von denen, die Tee oder Kaffee machen oder auch von denen, die in der Technik dafür sorgen, dass das Brot des Lebens uns auch verständlich erreichen kann. Egal, was es ist: das, was wir in unserer Gemeinde tun, ist eigentlich dazu da, um Menschen Appetit zu machen auf das Brot des Lebens, auf den Kontakt zu Jesus Christus. Und wer davon erst mal was probiert hat, der wird Appetit auf mehr bekommen! Das kommt wie von selbst. Und dann ist immer noch Zeit genug, mehr von den Dingen zu erfahren, die auch zum Glauben dazugehören. Viel wichtiger ist, das wir erst mal anfangen zu ‚essen‘.
In diesem Sinne: „Guten Appetit!“ Amen.


Predigt vom 08. März 2015

Eine schriftliche Fassung der heutigen Predigt liegt uns leider nicht vor. Wir wünschen viel Spaß bei der Audioversion!


Predigt vom 01. März 2015

Da Pastor Reimer Urlaub hatte, steht uns keine schriftliche Version der Predigt zur Verfügung.

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