Predigten Mai 2015 - Ev.-luth. Christus-Gemeinde Spetzerfehn

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Predigten Mai 2015

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Themapredigt „Segen“ am 31.05.2015; Silberne Konfirmation der Jahrgänge 1989/1990

Liebe Silberlinge, liebe Angehörige, liebe Gemeinde, lasst uns noch man eem ‘n Moment in Erinnerungen schwelgen – ich hab ein paar Fotos mitgebracht von „damals“. Und als ich die ausgesucht hab, da hab ich mich total gewundert: wo sind denn die ganzen Bilder? Aber dann dämmerte es mir: es gibt gar nicht so viele! Heute hau‘ ich mit der DiGi-Cam über den Tag verteilt mindestens 200 Bilder raus – die ersten fuffzig hab ich ja schon im Kasten. Macht nix, weil: kostet ja nix! Damals hab ich mit meiner Spiegelreflex Dias gemacht – und die kosteten was, erstmal den Film, dann die Rähmchen, dann alle Nase lang ’ne neue Birne für den Projektor. Und weil ich als Pastor ja noch neu und in der Probezeit war, wollte ich natürlich nicht zu viel Geld für Fotos und so ausgeben – nicht, dass der Kirchenvorstand denkt, der „Neue“ ballert das Geld man nur so raus. ;-) Also sind es nur ganz wenige Bilder geworden – aber trotzdem zeigen die, wie die Zeit vergangen ist. Habt ihr Lust, ‘n bisschen zu kucken?! ... ... ...

Jahrgang 1989:




  


Jahrgang 1990







  



Oh Mann, da wird einem ganz anders... So viel Veränderung – und dabei kommt es einem doch vor, als sei das noch gar nicht so lange her! Aber es lässt sich nicht leugnen – ¼ Jahrhundert ist seitdem vergangen! Und nicht nur die Mode hat sich verändert – jeder von uns auch. Bei Euch, liebe Silberlinge, mag man das wohl am deutlichsten sehen: vom Teenager zum Menschen in der Mitte des Lebens. Vom schüchternen kleinen Mäuschen, das kaum den eigenen Namen piepsen mochte, zur gestandenen Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht. Vom kleinen Spargeltarzan zu einem Brecher von Kerl. Von jemandem, der einen insgesamt eher ungünstigen Start ins Leben hatte zu einem Menschen, der was aus sich gemacht hat und echt stolz auf sich sein kann. Vom süßen Herzensbrecher mit ziemlich viel Testosteron im Blut zu einem treuen Ehemann und liebevollen Familienvater. Vom 70-Kilo-Pastor fast verdoppelt auf... , ach komm, das lassen wir mal... Als ich zu euch kam, da war ich so roundabout 10 Jahre jünger als ihr jetzt seid. Da darfst du gar nicht drüber nachdenken, was sich alles in den Jahren verändert hat.

Aber einiges ist ja auch geblieben – zum Beispiel die Kanzel und der Altartisch hier vorne in der Kirche. Vor dem habt ihr damals bei eurer Konfirmation gekniet – und da hab ich euch Gottes Segen zugesprochen. Ich hab euch für euern Weg durchs Leben Gottes Segen mitgegeben. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich euch das damals vernünftig erklärt hab, was das mit Gottes Segen so auf sich hat. Darum will ich das heute sozusagen vorsichtshalber nachholen – so für die zweite Halbzeit eures Lebens.

Gottes Segen. Wenn man das Wort „Segen“ mal aufdröselt, dann kommt man dahinter, dass es vom lateinischen Begriff „signare“ kommt. Und „signare“ bedeutet: ein Zeichen dran machen! Wir kennen das von anderen Dingen – von Dingen, die einzigartig und oft kostbar sind. Die sind nämlich signiert, handsigniert – da kommt dieses Wort „signare“ wieder vor: jemand hat mit eigener Hand seinen Namen auf etwas geschrieben. Als ich im besten Konfirmandenalter war, hab ich ’ne Zeitlang zwei Dinge gesammelt: Poster und Autogramme. Poster waren immer in der Bravo – da hingen dann an den Wänden von meinem kleinen Zimmer einträchtig T-Rex, die Les-Humpries-Singers und Reinhard May nebeneinander. Aber so schön die auch waren – wichtiger und wertvoller waren die Autogramme! Weil – da hatte der Künstler ja selber seinen Namen druntergeschrieben! Und bei jeder „Hitparade“ und jeder „Disco“-Sendung mit Ilja Richter hab ich die Adressen von den Künstlern aufgeschrieben und dann ’ne Postkarte hingeschickt und meistens kam dann’n paar Tage später eine Autogrammkarte – eine echte Kostbarkeit! Und so ist es mit anderen Dingen ja auch – wenn unter einem Bild „Rembrandt“ steht oder „Picasso“, dann hast du da ein echtes Original und das gibt’s nur einmal auf der ganzen Welt. In dem Moment, wenn ein Künstler etwas handsigniert, dann wird daraus was wirklich Einzigartiges. Etwas, wovon der Künstler sagt: „Das habe ich gemacht! Und das habe ich richtig gut gemacht! Und darum schreib ich meinen Namen da drunter oder ich mach mein Zeichen da dran!“ Und so hat Gott an dir auch ein Zeichen gemacht – sein Zeichen! Ich weiß nicht, ob du dich daran erinnerst oder ob das bei der ganzen Nervosität damals untergegangen ist: als ich dich konfirmiert, als ich dich gesegnet habe, da habe ich sozusagen in Gottes Auftrag Sein Zeichen an dir gemacht!
Gottes Zeichen ist das Kreuz. Und wenn man sich das untere Ende vom Kreuz mal wegdenkt und nur das obere Ende sieht, dann springt es einem richtig ins Auge: da sehen wir ein +-Zeichen! Und als ich dich damals konfirmiert habe, da habe ich so ein Kreuz an deiner Stirn gemacht, ein +-Zeichen! Und spätestens von dem Moment an sollte das das Vorzeichen von deinem Leben sein – so jedenfalls hat Gott sich das gedacht: über deinem Leben steht ein großes, dickes Plus-Zeichen! Gott ist sozusagen der Künstler, der dich kreiert hat! In der Bibel steht, dass er schon lange, bevor du geboren wurdest, ein Auge auf dich geworfen hat. Er wollte, dass du lebst! Und so bist du geworden – gezeugt von deinen Eltern, aber geschaffen von Ihm! Und Gott ist total begeistert von dir – und darum hat er sein Zeichen an dir gemacht. Damals schon, als du getauft wurdest, wurde ein kleines Kreuzzeichen über dir gemacht. Gott hat dich hand-signiert! Er sagt: Frank, Eva, Insa, Michael, Silke, Matthias – ich hab‘ dich super hingekriegt! Und eigentlich müsste ich jetzt die Namen von jedem von euch nennen – geht nicht, dauert zu lange. Egal – es gilt für jeden: Gott hat dich super hingekriegt – so gut, dass er mit seinem Namen dafür geradesteht! Dass er dich handsignierthat. Mit Seinem Zeichen – dem Kreuz, Gottes Plus-Zeichen!

Ich weiß nicht, ob du dich und dein Leben schon mal bewusst unter diesem Vorzeichen gesehen hast. Was oder besser: wen siehst du, wenn du vor dem Spiegel stehst?
Siehst du jemanden, von dem du sagst: „Super! Richtig gut bin ich! Ein toller Mensch!“
Oder siehst du was anderes? „Ah, schon wieder’ne Falte! Hm – meine Haare werden auch immer grauer!“ Oder: „Nu sind gar keine Haare mehr da!“ Oder noch eine Schicht tiefer: geht’s dir , wenn du dich betrachtest so, wie es mir über etliche Jahre in meinem Leben ging: dass ich mich selber nicht leiden konnte. Weil ich unzufrieden mit mir war. Zu dünn! Das glaubt heute keiner – aber ich war mal mit mir unzufrieden, weil ich spindeldürr war und völlig ungelenkig und darum haben meine Mitschüler mich oft ausgelacht und gemobbt. Dazu kam eine Zahnmissbildung – im Oberkiefer standen die meisten Zähne von schief nach schräge. Darum mochte ich nicht normal lachen – ich hab‘ immer die Hand vor’n Mund gehalten. Schule war gemischt: in Deutsch, Geschichte und Reli ’ne „1“, im Sport ’ne Lachnummer und im Werken ein Trottel. Und so hab‘ ich mich auch gefühlt – von einem +-Zeichen weit entfernt. Im Gegenteil – ich habe viel mehr und viel intensiver das gesehen, was „minus“ war! Ich saß bis zum Hals voll mit Minderwertigkeitskomplexen.

Und ich glaube, dass es uns Menschen oft so geht – dass wir eher auf das kucken, was nicht so toll ist. Das wir uns einschießen auf das „Minus“ in unserem Leben. Und oft ist das ganz komisch: bei uns selbst sehen wir oft das Minus – und bei anderen sehen wir das Plus. Es ist immer der Nachbar oder die Arbeitskollegin oder die Bekannten aus’m Kegelclub, die das bessere Auto haben; ihre Kinder bringen ständig die Einsen und Zweien mit nach Hause und für die eigenen Kinder müssen wir teures Geld für Nachhilfe ausgeben; mein Nachbar kann sich ‘nen chicken Anzug von der Stange kaufen – und ich muss zu „Bruns große Größen“. Der Mann der Freundin ist so sportlich und hat noch so volle, dunkle Haare – und der eigene Kerl glänzt mit Glatze und Schwabbelbauch. Der Bekannte, der Nachbar kommt immer
voran und was er anpackt, wird zum Erfolg – und ich selber mache immer mühselig drei Schritte vor und zwei zurück. Die ehemalige Mitschülerin konnte alle ihre Pläne umsetzen und ich selber habe Chancen vertan und mir blieb manches versagt. Oder – in meinem Alter: die Eltern vom ehemaligen Mitschüler sind mit über 80 noch topfit – und man selber muss sich Gedanken darüber machen, wie man das mit der Pflege geregelt kriegt.
Und da ist es irgendwie ganz normal, dass man von dem +-Zeichen im Leben nicht mehr viel sieht. Und da muss man sich ja nichts vormachen – dieses „Minus“ im Leben gibt es ja auch! Und nach meiner Erfahrung gibt es das bei jeder und bei jedem! Ich jedenfalls kenne kaum jemanden, von dem ich sagen könnte: bei der oder bei dem, da ist alles paletti. Nur alles positiv! Keine Sorgen!

Aber genau weil das so ist, ist mir dieser Gedanke absolut wichtig: das Zeichen Gottes, sein Segen, ist da! Gilt! Und an dieser Stelle ist ein großer Unterschied zwischen „Glück“ und „Segen“. Glück ist, wenn alles einigermaßen mitläuft und wenn das „Minus“ im Leben kaum zu spüren ist. Aber wir haben nicht immer Glück – aber was wir haben, ist: Gottes Segen! Und wenn das Glück uns verlässt – dann ist das kein Zeichen dafür, dass Gottes Segen nicht mehr für uns gilt! Und vielleicht ist heute ein guter Tag, sich das noch mal klar zu machen. So Pie mal Daumen in der Mitte des Lebens sich daran erinnern zu lassen: für dich gilt das und über deinem Leben steht das Plus-Zeichen Gottes! Und das ist nicht nur Theorie, sondern davon kann man auch was spüren und erleben. Bei mir hat sich das z.B. so ausgewirkt, dass ich irgendwann anfangen konnte, „Ja“ zu mir zu sagen. Zu meinem Leben – so, wie es geworden war. Manche Dinge konnte ich ändern: zum Beispiel hab ich mir die maroden Zähne rausreißen lassen – 18 war ich da. Manches konnte ich auch nicht ändern – handwerklich bin ich immer noch’n Trottel. Aber das find‘ ich nicht mehr schlimm – weil ich irgendwann nicht mehr nur auf das kucken musste, was ich nicht kann, sondern auf das, was ich kann! Nicht mehr nur auf die Grenzen meiner Persönlichkeit, sondern auf die Chancen! Und für mich kann ich sagen: das hat was mit meinem Glauben an Jesus Christus zu tun! Das Kreuz, das Plus-Zeichen Gottes, das soll ja an Ihn erinnern, an Jesus. Der hat da ja damals dran gehangen. Die Arme weit ausgebreitet. Der ganze Jesus – eigentlich nichts anderes als ein lebendiges Plus-Zeichen! Und vielleicht ist deine silberne Konfirmation für dich eine Gelegenheit, dass du mal kuckst: wo hab‘ ich eigentlich Gottes Segen bisher gespürt? Und vielleicht fallen dir so nach und nach bestimmte Dinge ein – und du fragst dich: ob das was mit Gottes Segen zu tun haben kann?! Mit Seinem +-Zeichen über meinem Leben?! Dass ich aus den Begabungen, die ich habe, was machen konnte! Eine gute Ausbildung zum Beispiel. Oder: dass ich offen wurde, auf Menschen zuzugehen – obwohl ich früher immer so schüchtern war. Oder: dass ich nicht bei dem stehen bleiben musste, was zerbrochen war: die Gesundheit vielleicht oder eine Beziehung. Dass ich wieder auf’s Leben zugehen konnte! Oder: dass ich eine wundervolle Familie habe? Oder: dass es möglich wurde, dass ich mit dem besser zurechtkomme, was ich als Belastung schon aus meinen Kindertagen mit mir rumschleppe.

Ich bin sicher – wenn ihr erzählen würdet, dann würden wir staunen! Über ganz viel, was Gottes Segen in euerm Leben bisher schon bewirkt hat. Manchmal so, dass es euch klar vor Augen stand – aber oft auch unerkannt. Das war bei den Menschen, von denen die Bibel erzählt, auch schon so: die waren oft so mit sich und mit ihrem Alltag beschäftigt, dass die gar nicht wirklich gemerkt haben, dass Gott sie segnet! Und trotzdem hat er es getan – oft still und unerkannt. Und da lässt er sich auch nicht von abbringen! Und das ist der Grund, warum ich mich so auf eure Silberne Konfirmation gefreut habe: einmal natürlich, um euch wieder zu sehen – meine ersten „Grünlinge“. Dat is wat heel Besünners! Aber ich freu mich auch darum so tüchtig heute, weil ich euch wieder Gottes Plus-Zeichen mitgeben darf. Wenn ihr nachher hier vorne steht – dann mach ich wieder das Kreuz an eure Stirn. Und wenn dieser besondere Tag irgendwann rum ist – dann gilt das immer noch: Gott macht ein, er macht Sein „Plus“ über dir! Du bist wer! Und damit du dich immer mal wieder dran erinnerst, bekommst du ein Pluszeichen mit – dieses kleine Kreuz. Wenn du willst, kannst du es umhängen. Damit es dich an den erinnert, der das eigentliche +-Zeichen Gottes ist: an Jesus Christus! Und dass Er dir zusagt: „Ich bin bei dir alle Tage!“ Aber auch wenn du es nicht umhängst – das, woran es erinnern will, gilt trotzdem: über dir und deinem Leben steht ganz groß das Plus-Zeichen Gottes! Heute empfängst du es von neuem! Und egal, wie dein Leben gerade aussieht – mit diesem „Plus“ im Rücken, da kannst du was draus machen! Gott segne dich! Amen.

Jahrgang 1989




Jahrgang 1990





Predigt vom 25.05.2015; Pfingstmontag
Predigt über Johannes 14, 23-27; Pfingstsonntag 2015

Liebe Gemeinde, heute und morgen geht sozusagen die Serie von den ganz großen Feiertagen wieder in die Zielgeraden. Noch gar nicht so lange her ist Weihnachten: Gott findet durch Jesus einen Weg in diese Welt. Auf eine Art und Weise, die zeigt: vor mir muss niemand Angst haben! Wer hat schon Angst vor einem Baby?! Und als dieses Baby dann erwachsen ist, lebt Jesus die Menschenfreundlichkeit Gottes und lädt jeden ein, zurückzukehren zum himmlischen Vater. Dann ging es im Kirchenjahr weiter Richtung Passionszeit und die erinnert uns daran: das, was Jesus wichtig war und was er mit jeder Faser seines Lebens lebte, das war anderen ein Dorn im Auge! Zu freundlich war das! So wie dieser Jesus, so kann man doch nicht von Gott reden! Und damit er nicht noch mehr Schaden anrichtete, musste er beseitigt werden. Aber als sie Jesus gefangen nehmen, ihn quälen und verspotten und ihn schließlich ans Kreuz nageln und brutal umbringen – als sie das tun, da ist das nicht nur ihre Boshaftigkeit. In dem, was da mit Jesus geschieht, darin sehen wir, wie ernst Gott es mit uns meint! Um uns für sich zu gewinnen, um unser Leben in jeder Beziehung in Ordnung zu bringen, da gab es keinen anderen Weg als diesen, den Jesus bis zum bitteren Ende gegangen ist. Und dann, drei Tage später, geschieht das große Wunder: der, den man mausetot begraben hatte, er wurde von Gott auferweckt! Die, die um ihn trauerten, erkannten ihn nicht gleich. Sie erkannten ihn erst, als Er sie ansprach. Mit ihnen das Brot brach. Und da fiel es ihnen wie Schuppen von den Augen: Jesus Christus lebt! Hunderten von Menschen ist er erschienen – und dadurch wurde ihr Leben total umgekrempelt. Und kurz bevor Jesus dann wieder zu seinem himmlischen Vater zurückkehrte, zog er sich noch einmal mit seinen Jüngern zurück. Er versprach ihnen, dass er sie nicht im Stich lassen wird, auch wenn er nun nicht mehr so bei ihnen ist, dass sie ihn anfassen und ihn mit ihren Augen sehen können. Aber zwei Dinge verspricht er ihnen: „Ich bin alle Tage bei euch, bis an der Welt Ende!“ – und: „Ich sende euch den Heiligen Geist!“ Also: die Kraft, die wir brauchen. Den Mut-macher! Den Tröster! Den, der uns lehrt, wie wir im Glauben bleiben. Und an dieser Stelle stehen wir heute, einige Tage nach Himmelfahrt - Pfingsten: der Geist, die Kraft, die Jesus zugesagt hat, die kommt jetzt über die Jünger. Und wenn wir uns mit diesem Geist, mit dem Heiligen Geist beschäftigen, dann stellen sich unweigerlich drei Fragen, nämlich: Zu wem kommt er? Was macht er? Und was gibt er uns? Und in dem Bibelabschnitt, der uns heute zur Predigt gegeben ist, finden wir auf diese drei Fragen eine Antwort. Ich lese uns aus Joh 14, 23-27:

Jesus... sprach... : Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen. Wer aber mich nicht liebt, der hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein Wort, sondern das des Vaters, der mich gesandt hat. Das habe ich zu euch geredet, solange ich bei euch gewesen bin. Aber der Tröster, der Heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich zu euch gesagt habe. Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.

1. Zu wem kommt er?
Wenn Jesus seinen Leuten den Heiligen Geist verspricht, dann muss man ja eigentlich auch fragen: habe ich ihn auch?! Man kann an diese Frage kann kompliziert herangehen. Man kann sich da richtig reinsteigern und vom hundertsten ins tausendste denken. Und wer Freude daran hat: bitte! Aber eigentlich ist es ganz einfach: Wenn ich um mich rumschaue, dann muss ich sagen: alles spricht dafür, dass Du und ich den Heiligen Geist auch wirklich empfangen haben! Und das schließe ich nicht daraus, dass ihr mir jetzt so freundlich zuhört. Oder weil jemand so eine schöne Nase oder ein nettes Gesicht hat. Nein – die Tatsache, dass jemand heute hier ist, im Gottesdienst, die spricht dafür, dass er oder sie den Heiligen Geist empfangen hat! Denn wir kommen letzten Endes nicht hierher, wir kommen nicht unter Gottes Wort und in seine Gemeinde, weil wir nichts anderes zu tun hätten. Oder weil es hier so gemütlich ist. Oder weil es Kaffee oder Tee gibt. Das ist alles ganz schön – aber das ist alles nicht der letztendliche Grund, dass wir hier sind. Wir werden nämlich hierher gezogen! Menschen, die mit Jesus Christus verbunden sind, zieht es in die Gemeinde – in welcher Form auch immer! Und wenn wir nun heute hier sind und andere morgen und wieder andere setzen sich auf andere Art und Weise in der Gemeinde ein – dann liegt das daran, dass der Heilige Geist in uns wohnt und uns hierherzieht. Wir sind hier dabei, weil wir irgendwann ein-
mal „Ja“ zu Jesus Christus gesagt haben. Und wer mit Jesus verbunden ist, der hat bei Gott einen Stein im Brett. Den möchte er niemals mehr ohne Beistand seinem Leben überlassen. Er möchte mit uns durch unser weiteres Leben gehen und zwar durch alle Situationen unseres Lebens. Immer dann, wenn wir einen Beistand benötigen, dann ist er da.

Wenn wir darüber mit Menschen reden, die davon keine Ahnung haben, dann erleben wir manchmal, dass wir nicht so wirklich für voll genommen werden. Entweder man lächelt mitleidig über uns, oder man zieht uns so richtig durch den Kakao. Das war damals ja auch schon so – da haben die anderen gedacht, die Jünger seien besoffen, als sie den Heiligen Geist empfingen. So wie beim Frühtanz in Tage – um 9 Uhr sind die meisten schon hackevoll. Aber davon brauchen wir uns nicht verunsichern lassen. Wenn der Heilige Geist zu denen kommt, die mit Jesus verbunden sind, dann heißt das ja auch: wer (noch) keine Verbindung mit Jesus hat, der hat auch nicht den Heiligen Geist. Und darum hat er einfach keinen Blick für das, was uns für unser Leben wichtig geworden ist. Deshalb ist er kein schlechterer Mensch, um Himmels willen. Aber eine Sache im Leben, die uns zuteil wurde, ist (noch) nicht gegeben. Zu dem Thema sage ich morgen mehr.

2. Was macht der Heilige Geist?
Der Heilige Geist, so sagt Jesus, lehrt uns und erinnert uns. Mit einem Beispiel will ich das etwas deutlicher machen: ein junger Mann hat beschlossen, dass er Bäcker werden will. Er hat sich beworben und einen Lehrvertrag bekommen. Nun geht er den ersten Tag in die Lehre. Kann er dann, wenn er Feierabend hat, schon Brote, Kuchen, Torten und Brötchen backen? Nein, natürlich nicht! Er muss es ja erst lernen! Und wenn er irgendwann ‘ne leckere Ossitorte backen kann, dann freut er sich. Und dann lässt sein Chef ihn ’ne Hoch-
zeitstorte backen – und das geht voll in die Hose. Die versaut er! Dafür muss er noch mehr lernen oder einfach noch üben. Ganz ähnlich ist es, wenn wir mit Jesus Christus leben.
Da müssen wir auch erst reinwachsen. Schritt für Schritt. Nach und nach mehr lernen von dem, was dazugehört. Und immer wieder wird es auch passieren, dass wir sozusagen eine Torte versauen. Dass wir etwas tun oder so leben, dass man denkt, wir hätten noch nie was von Jesus gehört. Aber er gibt nicht auf! Er schmeißt uns nicht aus der Lehre! Sondern er sorgt dafür, dass der Lehrmeister auf unserer Seite ist – eben der Heilige Geist. Und der gönnt es uns, dass wir unsere Erfahrungen machen und der hilft uns, dass wir auch mit den Tiefs zurecht- kommen, die es im Glauben auch oft gibt. Dann erinnert er uns daran, dass wir doch zu Jesus gehören und dass Er für uns ist!

Es gibt ja Glaubensrichtungen, die haben die Meinung, dass derjenige, der den Heiligen Geist empfangen hat, diesen wieder verliert, wenn er in sein altes Verhaltensmuster zurückfällt. Ich bin unendlich dankbar dafür, dass es in Wirklichkeit anders ist! Ich darf darauf vertrauen: Jesus Christus passt immer wieder auf mich auf, egal wie oft ich falle und
wieder zurückkehre.

3. Was gibt uns der Heilige Geist?
Klar: der Heilige Geist gibt uns Gaben! Begabungen, die wir in die Gemeinde einbringen sollen. Aber dazu sage ich heute nichts. Heute will ich mich auf das beschränken, was der Predigttext anspricht: wer den Heiligen Geist empfangen hat, der hat einen dauerhaften Freund gewonnen, der ihn niemals mehr im Stich lässt. Wenn ich an meine besten Freunde denke, dann sind das nun gerade nicht diejenigen, die alles supertoll finden, was ich mache und die mich bewundern und alles immer nur stumm abnicken, was ich so von mir gebe. Nein, meine besten Freunde sind diejenigen, die mich auch einmal heftig kritisieren, wenn ich falsche Pfade einschlage. Und das tun sie, weil sie um mich besorgt sind. Und so ist das mit dem Heiligen Geist auch: er bestätigt mich nicht nur immer mit dem, was ich denke oder tue, sondern er stellt mich auch in Frage! Nicht, um mich klein zu machen oder zu demütigen, sondern weil er möchte, dass ich mich nicht verliere. Weil er um mich besorgt ist. Weil er möchte, dass ich in der Nachfolge Jesu bleibe. Damit ich den Frieden finde. Erstmal den Frieden mit Gott. Und dann auch Friede mit mir selbst. Friede mit meinem Leben und meinen Lebensumständen. Friede mit anderen, soweit ich dazu beitragen kann. Friede auch dann, wenn mein Leben hier in dieser Zeit einmal zu Ende geht. „Meinen Frieden gebe ich euch!“, verspricht Jesus. In diesem Sinne: Frohe Pfingsten! Amen.



Konfirmation II

Konfirmation I


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