09.06.2019 - Ev.-luth. Christus-Gemeinde Spetzerfehn

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09.06.2019

Predigten > 2019 > Juni 2019

 
Johannes 14, 23-27; Pfingstsonntag 2019

 
Liebe Gemeinde, heute und morgen geht sozusagen die Serie von den großen Feiertagen wieder in die Zielgeraden. Noch gar nicht so lange her ist Weihnachten: Gott findet durch Jesus einen Weg in diese Welt. Auf eine Art und Weise, die zeigt: vor mir muss niemand Angst haben! Wer hat schon Angst vor einem Baby?!
Und als dieses Baby dann erwachsen ist, lebt Jesus die Menschenfreundlichkeit Gottes und lädt jeden ein, zurückzukehren zum himmlischen Vater.  Dann ging es im Kirchenjahr weiter Richtung Passionszeit und die erinnert uns daran: das, was Jesus wichtig war und was er mit jeder Faser seines Lebens lebte, das war anderen ein Dorn im Auge! Zu  freundlich war das! So wie dieser Jesus, so kann man doch nicht von Gott reden!   Und damit er nicht noch mehr Schaden anrichtete, musste er beseitigt werden.  Aber als sie Jesus gefangen nehmen, ihn quälen und verspotten und ihn schließlich ans Kreuz nageln und brutal umbringen – als sie das tun, da ist das nicht nur ihre Boshaftigkeit. In dem, was da mit Jesus geschieht, darin sehen wir, wie ernst Gott es mit uns meint! Um uns für sich zu gewinnen,  um unser Leben in jeder Beziehung in Ordnung zu bringen, da gab es keinen  anderen Weg als diesen, den Jesus bis zum bitteren Ende gegangen ist.   Dann, 3 Tage später, geschieht das große Wunder: der, den man begraben hatte, wurde von Gott  auferweckt!  Die, die um ihn trauerten, erkannten ihn nicht gleich. Sie erkannten ihn erst, als Er sie ansprach und mit ihnen das Brot brach. Da fiel es ihnen wie Schuppen von den  Augen: Jesus Christus lebt!    Hunderten von Menschen ist er erschienen – und dadurch wurde ihr Leben total umgekrempelt. Und kurz bevor Jesus dann wieder zu seinem himmlischen Vater zurückkehrte, zog er sich nochmal mit seinen Jüngern zurück. Er versprach ihnen, dass er sie nicht im Stich lassen wird, auch wenn er nun nicht mehr so bei ihnen ist, dass sie ihn anfassen und ihn mit ihren Augen sehen können. Zwei Dinge verspricht er ihnen: ‚Ich bin alle Tage bei euch, bis an der Welt Ende!‘ – und: ‚Ich sende euch den Heiligen Geist!‘ Also: die Kraft, die wir brauchen.  Den Mut-macher! Den Tröster! Den, der uns lehrt, wie wir im Glauben bleiben.  Und an dieser Stelle stehen wir heute  -  Pfingsten: der Geist, die Kraft, die Jesus zugesagt hat, die kommt jetzt über die Jünger. Und wenn wir uns mit diesem Geist, mit dem Heiligen Geist beschäftigen, dann stellen sich 3 Fragen, nämlich: Zu wem kommt er?    Was macht er?  Und was gibt er uns?  Im Bibelabschnitt für heute finden wir darauf eine Antwort. Ich lese aus Joh 14, 23-27:   

 
Jesus... sprach...: Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen. Wer aber mich nicht liebt, der hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein Wort, sondern das des Vaters, der mich gesandt hat. Das habe ich zu euch geredet, solange ich bei euch gewesen bin. Aber der Tröster, der Heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich zu euch gesagt habe. Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.

 
1. Zu wem kommt der Geist Gottes?
Wenn Jesus seinen Leuten den Heiligen Geist verspricht, dann muss man ja eigentlich auch
fragen: habe  ich ihn auch?! Man kann an diese Frage sehr kompliziert herangehen. Man kann sich da richtig reinsteigern und vom hundertsten ins tausendste denken. Und wer Freude daran hat: bitteschön! Aber eigentlich ist es ganz einfach: Wenn ich um mich rumkucke, dann muss ich sagen: alles spricht dafür, dass Du und ich den Heiligen Geist auch wirklich empfangen haben! Und das liegt nicht daran, dass ihr mir jetzt vielleicht freundlich zuhört. Oder weil jemand so eine schöne Nase oder ein nettes Gesicht hat. Nein – die Tatsache, dass jemand heute hier ist, im Gottesdienst, die spricht dafür, dass er oder sie den Heiligen Geist empfangen hat! Denn wir kommen letzten Endes nicht hierher, wir kommen nicht unter Gottes Wort und in seine Gemeinde, weil wir nichts anderes zu tun hätten. Oder weil es hier so gemütlich ist. Oder weil es Kaffee oder Tee gibt. Das ist alles ganz schön – aber das ist alles nicht der letztendliche Grund, dass wir hier sind. Wir werden
nämlich hierher gezogen! Menschen, die mit Jesus Christus verbunden sind, zieht es in die Gemeinde – in welcher Form auch immer!   Und wenn wir nun heute hier sind und andere  morgen  und wieder andere setzen sich auf andere Art und Weise in der Gemeinde ein – dann liegt das daran, dass der Heilige Geist in uns wohnt und uns hierherzieht.  Wir sind hier, weil wir irgendwann einmal „Ja“ zu Jesus Christus gesagt haben. Und wer mit Jesus verbunden ist, der hat bei Gott einen Stein im Brett. Den möchte er niemals mehr ohne Beistand seinem Leben überlassen. Er möchte mit uns durch unser weiteres Leben gehen und zwar durch alle Situationen unseres Lebens. Immer dann, wenn wir einen Beistand benötigen, dann ist er da.
Wenn wir darüber mit Menschen reden, die davon keine Ahnung haben, dann kann es passieren, dass wir nicht so wirklich für voll genommen werden. Dass wir auf Unverständnis treffen. Vielleicht zieht man uns auch so richtig durch den Kakao. Das war damals ja auch schon so – da haben die anderen gedacht, die Jünger seien besoffen, als sie den Heiligen Geist empfingen. Aber davon brauchen wir uns nicht verunsichern lassen. Wenn der Heilige Geist zu denen kommt, die mit Jesus verbunden sind, dann heißt das ja auch: wer keine Verbindung mit Jesus will, der hat auch nicht den Heiligen Geist. Und darum hat er einfach keinen Blick für das, was uns für unser Leben wichtig geworden ist.

 
2.: Was macht der Heilige Geist?
Der Heilige Geist, so sagt Jesus, lehrt uns und erinnert uns und verändert uns. Unsere Mütter und Väter im Glauben haben von ‚Heiligung‘ gesprochen – und sie meinten damit: wenn wir mit Jesus durch Seinen Geist in Verbindung sind, dann werden wir nicht in allem so bleiben, wie wir sind. Dinge, die zu Jesus nicht passen, werden sich verändern – sicher nicht von heute auf morgen, aber über kurz oder lang. Mit einem Beispiel will ich das deutlich machen: ein junger Mann hat beschlossen, dass er Bäcker werden will. Er hat sich beworben und einen Lehrvertrag bekommen. Nun geht er den ersten Tag in die Lehre. Kann er dann, wenn er Feierabend hat, schon Brote, Kuchen, Torten und Brötchen backen?  Nein, natürlich nicht! Er muss es ja erst lernen!  Und wenn er irgendwann ‘ne leckere Ossitorte backen kann, dann freut er sich.  Und dann lässt sein Chef ihn ’ne Hochzeitstorte backen, so richtig 5stöckig – und das geht voll in die Hose. Die versaut er! Dafür muss er noch mehr lernen oder einfach noch üben.  Ganz ähnlich ist es, wenn wir mit Jesus Christus leben. Da müssen wir auch erst reinwachsen. Schritt für Schritt. Nach und nach mehr lernen von dem, was dazugehört.  Und immer wieder wird es auch passieren, dass wir sozusagen eine Torte versauen. Dass wir etwas tun oder so leben, dass man denkt,  wir hätten noch nie was von Jesus gehört.  Aber er gibt nicht auf! Er schmeißt uns nicht aus der Lehre! Sondern er sorgt dafür, dass der Lehrmeister auf unserer Seite ist – eben der Heilige Geist. Und der gönnt es uns, dass wir unsere Erfahrungen machen und der hilft uns, dass wir auch mit den Tiefs zurechtkommen, die es im Glauben auch gibt. Dann erinnert er uns daran, dass wir doch zu Jesus gehören und dass Er für uns ist!

 
Es gibt Glaubensrichtungen, die haben die Meinung, dass derjenige, der den Heiligen Geist empfangen hat, diesen wieder verliert, wenn er in sein altes Verhaltensmuster zurückfällt.
Da bin ich dann aber heilfroh, dass ich diesem Gott, der so etwas macht, nicht nachfolge!
Ich darf darauf vertrauen: Jesus Christus passt immer wieder auf mich auf, egal wie oft ich falle und wieder aufstehe und zurückkehre.

 
3.: Was gibt uns der Heilige Geist?
Klar: der Heilige Geist gibt uns Gaben! Begabungen, die wir in die Gemeinde einbringen sollen. Aber dazu sage ich heute nichts. Heute will  ich mich auf das beschränken, was der Predigttext anspricht: wer den Heiligen Geist empfangen hat, der hat einen dauerhaften Freund gewonnen, der ihn nie mehr im Stich lässt.  Unsere besten Freunde - das sind nun gerade nicht diejenigen, die alles supertoll finden, was ich mache und die alles immer nur begeistert abnicken. Nein, meine besten Freunde sind diejenigen, die mich auch einmal heftig kritisieren, wenn ich falsche Pfade einschlage. Und das tun sie, weil sie um mich besorgt sind. Und so ist das mit dem Heiligen Geist auch: er bestätigt mich nicht nur immer mit dem, was ich denke oder tue, sondern er stellt mich auch in Frage!  Nicht, um mich klein zu machen oder zu demütigen, sondern weil er möchte, dass ich mich nicht verliere. Weil er um mich besorgt ist. Und weil er möchte, dass ich in der Nachfolge Jesu bleibe. Damit ich den Frieden finde.  Friede mit mir selbst. Friede mit meinem Leben und meinen Lebensumständen.  Friede mit anderen, soweit ich dazu beitragen kann. Friede auch dann, wenn mein Leben hier in dieser Zeit einmal zu Ende geht. „Meinen Frieden gebe ich euch!“, verspricht Jesus. In diesem Sinne: frohe Pfingsten! Amen.

 

 

 
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