11.11.2018 - Ev.-luth. Christus-Gemeinde Spetzerfehn

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11.11.2018

Predigten > 2018 > November

Predigt über Psalm 113, 3; Goldene Konfirmation am 11.11.2018

Liebe Gemeinde und heute besonders: liebe Jubelkonfirmanden!
„Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang sei gelobet der Name des Herrn!“
Dieser Vers aus dem 113. Psalm soll das Motto für die Predigt sein.
 
„Vom Aufgang der Sonne...“
 „...bis zu ihrem Niedergang.

Man könnte auch sagen: Vom Anfang des Lebens bis hin ins hohe Alter und darüber hinaus.  Egal wie man es sagt:


gemeint ist das ganze Leben – von den Anfängen bis zu seinem Ziel. Dieses Bild steckt ja hinter dem Bibelvers: unser ganzes Leben wird mit einem einzigen Tag gleichgesetzt. Wie bei diesen Fotos, die ich alle hier bei uns am Dwarsende gemacht habe: Als erstes das Morgenbild mit der Sonne am Kanal. Das ist der Anfang des Lebens, die Kinder- und Jugendjahre.




Dieses Bild steht für die Jahre, die wir manchmal die ‚Mitte des Lebens‘ nennen – für die meisten, längsten Jahre unseres Lebens mit ihren Höhen und Tiefen, mit den Sonnenseiten und den dunklen Wolken.




Dann, irgendwann, kommt der Herbst des Lebens und bei der Goldenen Konfirmation mag der Herbst wohl so ganz langsam in Sicht kommen...



Und nach einem hoffentlich langen, bunten Herbst des Lebens kommt dann irgendwann auch der Abend des Lebens - wenn die Sonne sinkt, vielleicht nach einem tollen Farbenspiel.
Unser ganzes Leben wie ein einziger Tag – ‚Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang‘.  In Wirklichkeit sind es ja viele Jahre – bei euch
liebe Jubel-Konfis, nun schon 64, 65 Jahre. Jahre, in denen sich viel verändert hat. So wie sich hier am Dwarsende viel verändert hat. Dass die Sonne über Kleen’s und Balssens Haus aufgeht und an Habbis Seite wieder untergeht,  das war schon immer so.
Aber alles andere hat sich mächtig verändert. Das ist noch gar nicht soo lange her, da war das Pas- torenhaus das einzige Wohnhaus an dieser Straße – und heute ist fast alles bebaut. Und auch hier, direkt bei der Kirche, hat sich ja viel verändert. Als ihr konfirmiert worden seid, da stand nur das alte Gebäude, zu eurer Zeit natürlich schon mit dem Turm dran.

Dann, zwei Jahre nach eurer
Konfirmation, wurde gebaut:
Und vor 24 Jahren wurde wieder gebaut:

Und nun, in diesem Jahr, ha-
ben wir das neue Pfarrhaus
bezogen.

Veränderung pur – nicht nur hier am Dwarsende und bei der Kirche! Auch bei euch, liebe Jubelkonfirmanden, auch in euerm bisherigen Leben hat sich die Jahre über viel verändert – und so ist es bei jedem von uns!  Und wenn das Bibelwort unser Leben mit einem einzigen Tag gleichsetzt, dann will ich unser Leben jetzt mal mit dem neuen Pfarrhaus gleichsetzen.





‚Vom Aufgang der Sonne...‘  - also: der Anfang eures Lebens, als ihr Kinder wart und dann so langsam größer wurdet. Über dem Kanal sehen wir Nebel – man sieht noch nicht alles genau. So ist das am Anfang von unserm Leben ja auch – wir sind da, wir sind auf der Welt, aber: was mag wohl draus werden?!  Was kommt alles auf uns zu?
Beim neuen Pfarrhaus sah der Anfang so aus: am Anfang wurde eine Grundlage geschaffen, das Fundament gelegt. Eine Basis,  damit das Haus sicher stehen kann.


Und so ist das in unserem Leben auch – und nun überlegt doch mal:
wer hat in euerm Leben dazu beigetragen, dass ihr ein gutes Fundament für’s Leben bekommen habt? ... ... Bei vielen sicher die Eltern. Sie haben mit ihrer Arbeit nicht nur dafür gesorgt, dass ihr was zu essen und anzuziehen hattet, sondern sie haben euch auch Werte mitgegeben! Vielleicht denkt auch mancher an einen bestimmten Lehrer oder eine Lehrerin, die gut war. Verständnisvoll, aber auch konsequent und gerecht. Und wie sehr   wünschte ich, dass einige von euch auch sagen würden: ‚Meine Konfirmandenzeit hat geholfen, dass ich eine richtig gute Grundlage für mein Leben bekommen habe!‘  Aber ich fürchte, dass das  vielleicht nicht so viele sagen: im ersten Konfi-Jahr habt ihr fast gar keinen Unterricht gehabt, weil er ständig ausgefallen ist,   und im zweiten Jahr habt ihr dann P Habben ‚genossen‘ – und der hat euch dann auch konfirmiert. Pastor Wilken war wohl schon da, hatte aber erst zweimal mit euch Unterricht gehabt. Grundlagen für’s Leben, ein Fundament – ihr werdet dankbar sein für die, die bei euch dazu beigetragen haben!

Das Fundament ist gelegt, nun kann gebaut werden.    Die ersten ‚Steine‘, die ersten Schritte ins Erwachsenenleben: eure Lehre oder die Handelsschule, die ersten Gesellenjahre, das Studium. Und für viele von euch ja auch der Mann oder die Frau: der Mensch, mit dem ihr das Leben teilt – und Kinder!  Bei jedem unterschiedlich – so wie kein Haus genauso aussieht wie das andere. Aber egal wie -  langsam nahm euer Lebenshaus Gestalt an und ihr seid sozusagen immer höher hinaufgekommen.


Die Zeiten änderten sich – ihr musstet euch auf neue Dinge einstellen. ‚Kontrollierte Be- und Entlüftung‘ nennt sich das – vor’n paar Jahren gab’s das noch nicht und alle Bauleute mussten sich dadurch tüchtig umstellen.
Das müssen wir im Leben oft – allein schon dadurch, dass die Technik sich so rasant verändert. Früher hast du, Gesa, mal Buchhaltung auf T-Konten gelernt – und heute musst du Excel können! Früher hattest du, Hinni, es als Lehrer vor allem mit Schülern zu tun – und heute mit Helikopter-Eltern!
Früher hatte jeder wenigstens vor der Polizei den nötigen Respekt – heute sind deine Kollegen, Wilfried, zu Prügel-
knaben der Nation geworden und die Respektlosigkeit greift um sich. Früher hast du, Theo, noch richtiges Schlagzeug gespielt – heute kommt der Rhythmus oft genug aus der Konserve. Und du, Georg, fährst heute noch jeden Tag mit deinem Transporter – aber mit’n paar Jahren fährt das Ding wahrscheinlich von ganz alleine. Und so hat es jede und jeder von euch in seinem Bereich erfahren – ständig musste man sich umstellen auf was Neues!

Manchmal müssen wir auch Schutt wegräumen.
Das sind die Dinge, die nicht mitgelaufen sind.
Pläne, die wir nicht verwirklichen konnten.  Wünsche,
die zerplatzt sind wie Seifenblasen. Vielleicht auch  Beziehungen, die zerbrachen.




Und trotzdem ging es weiter!  Oft mit viel Arbeit und Geduld, aber es ging weiter!



Und zwischendrin gab es immer mal wieder besondere Höhepunkte: Beim Bau war es das Richtfest, im Leben sind es die Konfirmation der Kinder, die eigene Silber-
hochzeit, oder wenn die Kinder eine Prüfung bestehen oder heiraten, oder wenn man Oma oder Opa wird. Was es auch ist: bei aller Arbeit und bei allem, was wir zu tun haben – die Höhepunkte, die muss man aus- kosten und fröhlich feiern!



Zwischendrin fragen wir uns immer wieder: Wie geht’s weiter? Was kommt auf uns zu, was liegt vor uns? Und es ist ein Segen, wenn wir etwas haben, worauf wir sozusagen hinleben! Ulrike freut sich hier schon auf den Ausblick aus ihrem ‚Bastelzimmer‘. Vorfreude tut gut! Und hoffentlich habt ihr auch immer wieder solche Ziele gehabt, die ihr euch vorgenommen habt und auf die ihr zugegangen seid. Ich kann mich noch gut dran erinnern, als du, liebe Anne, dich tüchtig auf eure Flusskreuzfahrt gefreut hast. Oder du, Hannelore, wenn ihr mit euern Tennis-Mädels unterwegs wart – und natürlich auch die ‚kleinen‘ Freuden, wenn man mal wieder’n Match gewonnen hat oder so. Oder wir beide, Hinni: wir haben mal gesagt, dass wir miteinander mit der transsibirischen Eisenbahn durch Russland fahren wollen! Was es auch sein mag - so lange wir noch etwas vor uns haben, sind wir noch nicht wirklich alt! Und Gott sagt uns in seinem Wort: ‚Kauft die Zeit aus!‘ Mach was aus deinem Leben – so gut es geht und so, wie es zu dir passt!

Langsam aber sicher wird das Haus unseres Lebens immer kompletter, so wie das neue Pfarrhaus auch:




Und was ist es für ein Segen, wenn wir nicht alles alleine schaffen müssen: wenn wir Freunde haben, mit denen wir Freud‘ und Leid teilen können! Eine Familie, die zu uns steht! Nachbarn, auf die wir uns verlassen können! So wie wir beim Neubau Menschen hatten, die einfach da waren und mit ange-
packt haben – ohnedem wäre es nicht ge-
gangen!

So geht die Zeit in’s Land – ehe wir uns versahen, konnten wir einziehen und nun wohnen wir schon ein halbes Jahr im neuen Haus! Und es wird uns so
gehen wie früher im alten Haus - wir werden Licht und Schatten haben.
Und so habt ihr das ja auch erlebt – und so
erlebt es jeder: unser Leben hat beides:
sonnige Tage und dunkle Phasen! Licht und Schatten! Aber über beidem steht der Regen-
bogen! Und Gott sagt doch schon ganz am An-
fang der Bibel: Immer, wenn ihr einen Regen-
bogen seht, dann sollt ihr daran denken: Ich bin da! Ich bin für euch, für dich da!
Ich schenke euch Freude an den Sonnenseiten in euerm Leben – und ich sorge
dafür, dass die dunklen Schatten euch nicht komplett runterziehen können!
Ich bin da!“, sagt Gott, und daran erinnert uns jeder Regenbogen, den wir sehen!

Und ehe du dich versiehst, flattert ein Brief von der Spetzer Kirchengemeinde ins Haus:
Wir laden dich ein zu deiner Goldenen Konfirmation!‘ Klasse! Eigentlich ja nicht schlimm – im Gegenteil: man sieht einander mal wieder! Hat hoffentlich fröhliche Stunden und wohl-
tuende Begegnungen! Und trotzdem: dieser Tag ist auch ein Anlass, durch den wir wieder besonders merken: wir werden nicht jünger! Und mancher hat es auch so schon gemerkt – mit 64, 65 ist manches anders geworden als sagen wir mal vor 20, 25 Jahren. Oder anders gesagt: Wir sind im Herbst des Lebens angekommen!
Manchmal mag es uns wohl so gehen wie auf diesem Bild: da fällt der Blick vielleicht erstmal auf den Zaun und auf die Nebelschwaden. Ich sehe darin die Begrenzungen, die sich auftun – je älter man wird, desto mehr: Dinge, die man nicht mehr so
gut kann wie vor einigen Jahren noch, dass die Gesundheit anfälliger geworden ist, dass manche Menschen nicht mehr da sind, mit denen man immer gut gekonnt hat, und andere Einschränkungen, mit denen man zurechtkommen muss. Wie so ein Zaun stehen sie da oder wie Nebelschwaden ziehen sie auf. Wie soll man damit fertig werden?

Eine Hilfe kann sein, dass wir ganz bewusst das in den Blick nehmen, was auch noch an guten und schönen Dingen da ist – so wie auf dem Foto die bunten Blüten in unserem Garten. Ich frage: an welchen Blüten kannst du dich im herbstlichen Garten deines Lebens freuen? Ob es vielleicht die Enkelkinder sind? Oder dass man nun dann, wenn man es will, Urlaub machen kann? Oder dass man noch etwas machen kann, aber nicht mehr tun muss? Oder dass man einfach die Früchte seiner Arbeit genießen und sich etwas gönnen kann, wozu man früher keine Zeit oder kein Geld hatte. Blüten im Herbstgarten – sie tun gut!

Eine andere Hilfe, sich nicht an den Begrenzungen festzubeißen und sich nicht im Nebel zu verirren ist der ‚Blick nach oben‘. Auf dem Foto ist es so, dass der Nebel aufreißt und man sieht, dass es hell wird. Sicher hat Jesus ein ähnliches Bild vor Augen gehabt, als er sagte, dass Er das Licht der Welt sei! Wo wir auf Ihn blicken, da wird er dafür sorgen, dass wir uns nicht im Nebel verlieren und dass die Begrenzungen des Lebens uns nicht einsperren.
Viele –sicher auch von euch- haben gemerkt: es tut gut, dass wir uns nach diesem Licht ausrichten und unseren Blick auf Jesus Christus richten. Wo Er ist, da ist Gott! Und wo Gott ist, da werden wir einen Weg sehen, den wir gehen können – trotz Nebel und Begrenzungen! Und dann braucht uns auch vor der sinkenden Sonne nicht wirklich bange sein.




Gott wird wohl dafür sorgen, dass Seine Leute durch die sinkende Sonne hindurch in ein
neues Licht geführt werden! Und bis dahin lasst uns Gott „Danke!“ sagen für unser Leben und mit Seiner Hilfe das Beste daraus machen! Uns daran erinnern, dass ER bei uns ist!
Lasst uns IHN loben und IHM die Ehre geben! Vielleicht hilft dieser Tag dazu, damit wieder neu anzufangen! Amen.






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