Predigten August - Ev.-luth. Christus-Gemeinde Spetzerfehn

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Predigten August

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Predigt vom 26. August 2018

Eine schriftliche Version der heutigen Predigt liegt uns leider nicht vor - wir wünschen viel Spaß mit der Auidoversion.

Predigt vom 19. August 2018

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Predigt vom 12. August 2018; Diamantene Konfirmation

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Jahrgang 1957



Jahrgang 1958


  
Epheser 5, 15-21; 10. Sonntag nach Trinitatis; 05.08.2018

 
Liebe Gemeinde, heute lasst uns mal auf etwas kucken, was wir alle haben. Einfach so, wir haben nichts dafür getan. Wir haben es – aber es gehört uns nicht. Man kann es nutzen - man kann es aber auch totschlagen.  Man kann es füllen. Man kann es vertreiben.  Man kann es stehlen – und man kann es jemand anders schenken.  Wir haben es – aber gleichzeitig verrinnt es auch und ist gleich wieder weg.  ... ?  Klar, es geht um die Zeit! Jeder von uns hat Zeit. Seitdem wir auf der Welt sind, sind wir in der Zeit – und haben so lange Zeit, bis wir einmal nicht mehr auf der Welt sind. Wir verfügen über unsere Zeit – aber trotzdem können wir sie nicht festhalten.

 
Ich finde es ganz interessant, womit wir so unsere Zeit verbringen – ein paar Kostproben aus
einer Statistik: Gerechnet auf eine Lebenszeitvon 80 Jahren verbringen wir  8 Jahre mit Fernsehen; 6 Jahre mit Putzen, Kochen, Staubsaugen; 5 Jahre mit Warten; 2 Jahre mit Körperpflege;  2 Jahre mit dem vergeblichen Versuch, Leute anzurufen und 1 Jahr damit, verlegte Gegenstände zu suchen.   6 Monate unseres Lebens stehen wir vor roten Verkehrsampeln und 3 Monate verbringen wir mit Küssen, Streicheln, Zähneputzen. ?!? ... komische Zusammenstellung...   Und wenn man das ganze Leben von 80 Jahren auf einen einzigen Tag rechnet, dann sieht das ganze so aus: durchschnittlich schlafen wir 8,4 Stunden, verbringen 9,6 Stunden mit Erwerbstätigkeit, Essen, Körperpflege und Hausarbeit und 6 Stunden bleiben für Freunde und Hobbys, davon 3 Stunden Fernsehen, 30 Minuten mit Lesen der Zeitung und 7 Minuten widmen wir uns dem Partner.
2-3 Minuten davon reden wir mit ihm / ihr.  Klar – das sind statistische Werte, da kann man nun nicht allzuviel drauf geben. Aber andererseits: auf diese Art und Weise wird schon deutlich, für welche Dinge viel Zeit draufgeht – und wofür wir uns viel weniger Zeit nehmen. Ich finde das jedenfalls nicht schön, dass im Schnitt 3 Stunden am Tag für die Glotze drauf-
gehen, aber nur ungefähr 7 Minuten für unsere Frau oder unseren Mann drin sind. 6 kostbare Lebensjahre für putzen und staubsaugen – und 3 Monate unserer Lebenszeit für Zärtlichkeit.

 
Natürlich: der Apostel Paulus kannte diese Statistik nicht, wie auch?! Aber er hatte Menschenkenntnis und eine gute Beobachtungsgabe – und darum ist ihm auch damals zu seiner Zeit schon aufgefallen: wir gehen nicht immer so mit der Zeit um, wie es richtig wäre! Und Paulus ist es sonnenklar: unsere Zeit ist uns von Gott gegeben! Als kostbares Geschenk! Und darum kann und will er nicht einfach tatenlos zusehen, als er merkt, wie gedankenlos Menschen oft mit ihrer Zeit umgehen. Und darum macht er sich die Mühe und schreibt den Christen in seinen Gemeinden dazu ein paar Takte. Und er setzt damit an, dass er sagt: eigentlich wisst ihr ja Bescheid! Ihr wisst doch, dass eure Zeit euch von Gott gegeben ist. Ihr wisst auch, dass sie begrenzt ist. Manchmal erschreckend eng begrenzt. Und ihr wisst auch, dass dieses Leben noch nicht alles ist – das Beste kommt noch!  Aber trotzdem: eure Zeit ist ein hohes Gut – und oft geht ihr nicht angemessen damit um!  Und darum mahnt er: ‚Seht sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt, nicht als Unweise, sondern als Menschen, die wissen, worauf es ankommt, und kauft die Zeit aus.“  

 
... kauft die Zeit aus.“ Paulus vergleicht unsere Lebenszeit mit einem Handelsgut. Mit et-
was, das man unter Wert verplempern kann oder dessen Wert man kennt und einsetzt und Gewinn daraus macht.   Manchmal sagen wir ja: „Zeit ist Geld!“ - aber das stimmt nur zum Teil. Zeit ist viel mehr als Geld! Zeit ist letztlich unser ganzes Lebenskapital. Jedem von uns ist ein bestimmtes Maß davon gegeben – keiner von uns weiß, wie viel. Das weiß nur Gott
und er möchte, dass wir unsere Zeit auskosten, nutzen!

 
In einem kleinen Ort am Gardasee liegt dicht am Ufer eine alte Gaststätte. Über der Ein-
gangstür steht auf einem Schild der Name des Lokals: "Al tempo perduto!", zu Deutsch:
"Zur verlorenen Zeit!"  Zur verlorenen Zeit - wie oft verplempern und verspielen wir unsere Zeit mit wertlosem Kram. Wir vertreiben die Zeit, weil sie uns langweilt. Wir lassen uns durch die Zeit hetzen, als wären wir auf der Flucht. Wir schlagen die Zeit tot wie einen Gegner. Und wenn sie dann vorbei ist, dann möchten wir sie noch einmal haben.

 
Ich kann mir kaum etwas Schlimmeres vorstellen, als wenn am Ende meines Lebens die Worte stehen müssten: Zur verlorenen Zeit!  Aber Gott möchte, dass wir unsere Zeit ausko-
sten! Dass wir sie nutzen - so wie wir anderes Kapital, das wir haben, auch nutzen.
Kein Mensch, der über Kapital verfügt, lässt dieses Kapital ungenutzt liegen. Er wird es an-
legen, so dass es sich vermehrt und Nutzen bringt.   Das ist damit gemeint, wenn wir die Zeit ‚auskaufen‘ sollen: wir können unsere Zeit wohl nicht verlängern, keiner kann sich Zeit kaufen, aber: wir können so mit unserer Zeit umgehen, dass unsere Lebensqualität dadurch besser wird.  Und dazu verweist er auf den, der der Erfinder der Zeit und der Erfinder des Lebens ist. Paulus will uns sagen: wenn ihr angemessen mit eurer Zeit umgehen wollt – dann orientiert euch am besten bei dem,  der  
a) euch durch und durch kennt und der möchte, dass aus euerm Leben etwas wird,   und der  
b) unsere Zeit in seiner Hand hat.
Gott kennt sich aus – mit der Zeit und mit jedem von uns!    

 
Der Bibelabschnitt für heute will unsere Blickrichtung auf Gott lenken. Weil er der  der Fachmann für‘s Leben ist. Und dann gibt Paulus sozusagen drei Tipps, mit denen wir mehr Qualität ins Leben kriegen und das Beste aus unserer Zeit herausholen.  1.: „Sauft euch nicht voll Wein, woraus ein unordentliches Leben folgt, sondern lasst euch vom Geist erfüllen.“
Ich bin sicher: hier geht es nicht um ein Glas Wein oder Bier zum Genuss! Das ist gar nicht das Thema. Paulus will kein moralischer Spießer sein, er hat etwas ganz anderes vor Augen: dort, wo er lebt und wo die Christen leben, denen er diese Zeilen zuerst schreibt, dort haben Gier und alles Haben-wollen die Oberhand bekommen.  Der Gott, den sie anbeten, heißt Gier! Völlerei und Ausschweifungen bestimmen den Alltag. Menschen machen sich zu Affen und zu Ferkeln, weil sie ihr Maß nicht kennen. Sie leben nach dem Motto: „Lasst uns fressen und saufen, denn morgen sind wir tot!“ Und je mehr sie nach diesem Motto leben, desto mehr verlieren sie ihre Würde.  Die Würde, die ihr Schöpfer ihnen doch gegeben hat. Und auch die Christen sind gefährdet!  Je normaler es wird, sich bei jeder Gelegenheit volllaufen zu lassen, desto mehr machen sie dabei mit. Je normaler es wird, gedankenlos immer mehr zu kaufen, obwohl man es gar nicht braucht – desto mehr machen auch Christen dabei mit!   Diese Gefahr sieht Paulus damals. Und heute? Heute leben wir auch in einer Gesellschaft, in der es vielen in erster Linie darum geht, mehr zu haben. Mehr Geld. Mehr von dem, was man sich so leisten kann. Mehr Ansehen. Immer mehr, mehr, mehr. Und wie viele Ehen und wie viele Beziehungen zwischen Eltern und Kindern und wie viele Nachbarschaften und Freundschaften sind schon dadurch kaputt gegangen, weil da einer oder mehrere waren, die immer mehr wollten. Und die dadurch auch immer mehr arbeiten mussten, denn: von nichts kommt nichts! Und dann blieb die Zeit für Geselligkeit und Gemütlichkeit und für Zweisamkeit auf der Strecke. Und das, was eigentlich das Leben schöner machen sollte – das hat es letztlich ärmer gemacht.  Es gab nicht mehr im Leben, es gab weniger.  Es ist paradox, aber es ist so: wenn wir von dem, was unser Leben schön machen soll, zu viel haben wollen, dann ist es nicht mehr schön!  Das Gegenteil von Genuss ist nicht Verzicht, sondern das Gegenteil von Genuss ist Völlerei!  Und wenn man sein Leben danach ausrichtet, dass man immer mehr haben möchte, dann hat man irgendwann die Dinge, die man genießen möchte, nicht mehr in der Hand.   Ich bestimme dann nicht mehr über sie, sondern sie bestimmen über mich!

 
Paulus sagt dazu: testet euch mal! Schaut mal genau hin, ob ihr z.B. das, was ihr genießen wollt, noch in der Hand habt und es beherrscht – oder ob es umgekehrt ist: die Dinge, die eigentlich schön sind und unser Leben bereichern wollen – ob sie  euch im Griff haben und ihr davon beherrscht werdet.  Also: das Glas Cognac, die entspannende Zigarette, das spannende Fußballspiel, das chromblitzende Auto, das, was ich mir gönne: bringt mir das wirklich eine höhere Qualität in mein Leben – oder muss ich sie mir reinziehen, weil ich gar nicht mehr wirklich selbst entscheiden kann, ob ich das will oder nicht?  

 
Unser Text geht noch einen Schritt weiter und kommt auf etwas zu sprechen, was wir uns gönnen sollen, damit mehr Qualität in unser Leben kommt und damit wir lernen, sinnvoller und angemessener mit unserer Zeit umzugehen.  Paulus nennt es so: „... lasst euch vom
Geist erfüllen.“  Gemeint ist der Heilige Geist. Die Kraft, die von Jesus ausgeht. Eigentlich Jesus selbst. Und der Bibelvers für heute meint: wenn du den Kontakt zu Jesus Christus pflegst – dann wird Er schon dafür sorgen, dass Qualität und Tiefe in dein Leben kommt! Jesus will ja nicht, dass unser Leben langweilig ist. Ohne Freude und Genuss. Im Gegenteil, er sagt: „Ich bin gekommen, um ihnen das Leben und volle Genüge zu geben!“ Nicht nur etwas vom Leben, sondern Leben pur! Und das kriegen wir am besten und davon kriegen wir am meisten, wenn wir möglichst nahe mit dem in Verbindung sind, der von sich sagt: „Ich bin das Leben!“  Jesus sagt das von sich: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben!“  Und wenn wir ein Leben haben wollen, das sich wirklich lohnt, Leben pur, dann sind wir bei Ihm genau richtig! „Lasst euch vom Heiligen Geist erfüllen!“  So wie ihr das heute tut – dadurch, dass ihr hierhergekommen seid! Kirche, Gottesdienst – wie eine Tankstelle, bei der man ‚Leben‘ tanken kann!

 
Und dass wir hier aufgetankt haben, das kann sich auch darin zeigen, dass wir als Christen die Freuden dieses Lebens für uns in Anspruch nehmen und genießen! Anders gesagt: weil wir Christ sind, brauchen wir nicht entrüstet ein Glas Wein oder ein ‚Jever Goldköpfchen‘ zu-
rückweisen, und wir müssen uns auch sonst nicht alles Mögliche, was Freude macht, verkneifen! Klar – man muss aufpassen, wie viel gut ist, aber man muss sich nicht jedes Stück Torte verbieten. Man darf sich eine schöne Reise gönnen, wenn man die Möglichkeit dazu hat! Wir dürfen das genießen - aber eben so, dass wir nicht von etwas abhängig werden und dass wir genießen können, ohne unsere Würde zu verlieren.

 
Und dann kommt Paulus auf das zu sprechen, was uns tüchtig helfen kann, einen richtigen Zugang zu den Freuden des Lebens zu finden und was wir in unserer Gemeinde an vielen Stellen erleben - er sagt: „Ermuntert einander mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern, singt und spielt dem Herrn in euerm Herzen.“  Mir kommt das fast so vor, als würde Paulus an jedem Dienstagabend hier in der Kirche sitzen, wenn der Gitarrenchor übt
oder im Gemeinschaftshaus beim Posaunenchor oder am Tag drauf bei ‚Voices‘ oder am ersten Montag im Monat beim ‚Männertreff‘ oder beim Frauenkreis oder Cappu for soul oder wo auch immer: Miteinander reden! Miteinander singen! Auf ein gutes Wort hören! Drei Tassen Tee trinken, entweder ’n Stück Kuchen oder was zu knabbern...  Und was da-
bei rauskommt, habt ihr alle schon erlebt: dass ihr einander ‚ermuntert‘, wie Paulus das nennt! Ich sag das mal anders: dass es euch danach  besser geht als vorher! Dass ihr besser drauf seid!  Überall dort, wo Menschen mit Jesus und dann miteinander zusammenkommen – da lässt ER sich nicht lumpen und gibt uns von dem, was unserem Leben eine höhere Qualität gibt. Und uns hilft, unsere Zeit optimal zu nutzen.

 
Und dann – dann sagt einfach „Danke!“ „Sagt Dank Gott, dem Vater, allezeit für alles, im Namen unseres Herrn Jesus Christus!“  Dank für unser Leben! Dank für die Zeit, die uns zugemessen ist! Dank für die Menschen, die unser Leben kostbar machen!  Dank für die Dinge, die wir mit großer Freude genießen können.  Dank dafür, dass wir in Verbindung mit Jesus Christus unser Leben auskosten können bis zur Neige – und dann von ihm ein ganz anderes Leben kriegen – in höchster Qualität! Ohne jede Einschränkung! Ohne Leid, ohne Krankheit, ohne Tränen.   Und bis dahin „ ... seht nun sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt, nicht als Unweise, sondern als Menschen, die wissen, worauf es ankommt, und kauft die Zeit aus.“ Amen.

 
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