Predigten August 2014 - Ev.-luth. Christus-Gemeinde Spetzerfehn

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Predigten August 2014

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9. Sonntag nach Trinitatis; 17.08.2014; Verabschiedung des Singkreises „Van boben“

01 Orgelvorspiel  

02 „Van boben“ (Kommt, stimmet alle jubelnd ein)



03 Begrüßung, Psalm, Kyrie
„Kommt, stimmet alle jubelnd ein!“ – so hat „Van boben“ es gesungen – und so soll es am Anfang eines Gottesdienstes ja auch sein: Dass wir miteinander Gott loben! Ihm die Ehre geben! Zu Seinem Lob singen! Und dazu heiße ich Euch alle herzlich willkommen! Schön, dass wir heute diesen Gottesdienst miteinander feiern können!

„Kommt, stimmet alle jubelnd ein!“ Ja – auf der einen Seite stimmt das voll und ganz, und gerne stimme ich in diesen Jubel mit ein!
Aber – die Sache hat heute auch noch eine andere Seite: der Jubel klingt doch etwas ver-
halten – weil wir den Singkreis „Van boben“ nun heute aus dem aktiven Chordienst verab-
schieden. 32 Jahre seid ihr ein sehr lebendiger musikalischer Bestandteil unserer Gemeinde gewesen – aber nun geht ihr sozusagen in die musikalische Rente! Und um es vorweg zu sagen: dafür habt ihr gute Gründe! Altersgründe. Gesundheitliche Gründe. Und es wäre nicht
in Ordnung, hätte ich euch mit allen Mitteln überredet: „Macht doch noch weiter!“

Damit wäre ich euch nicht gerecht geworden. Wenn ihr nach reiflicher Überlegung sagt: „Die Zeit, aufzuhören, ist gekommen.“ – dann wollen und müssen wir das auch so nehmen – auch wenn es sehr schade ist! Aber ihr verabschiedet euch nicht heimlich, still und leise – sondern zum Abschied gestaltet ihr heute den Gottesdienst mit. Mit einem bunten Querschnitt aus euerm Programm. Und ich werde versuchen, dazu jeweils was zu sagen. So hören wir euch noch einmal und damit verbunden Gottes Wort. Und so gesehen freue ich mich auch auf diesen Gottesdienst – lasst uns ihn feiern im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Nun will ich uns aus dem Psalm dieses Tages lesen - Psalm 98 in einer neueren Übertragung:

Singt Gott in neuen Weisen,
denn Wunderbares tut Gott, der Herr.
Gott hat keine Freude am Unheil.
Heilen liegt ihm am Herzen.
Alle Welt soll erkennen:
Auf Gott ist Verlass!
Darum stimme jeder mit ein
In das Lob unseres Gottes.
Verstärkt euer Singen
Durch das Spiel von Instrumenten.
Auf immer neue Weise
Preist Gottes unendliche Liebe!

Und nun lasst uns gemeinsam Gott um sein Erbarmen bitten und miteinander zu ihm rufen:  Herr, erbarme dich!  Christus, erbarme dich!  Herr, erbarm‘ dich über uns! Amen.

04 Lied 500, 1-3

05 Gebet

06 Lesung Evangelium: Mt 25, 14-30)  / Glaubensbekenntnis

07 Lied 500, 4

08 Abkündigungen

09 Lied 423 dabei Kollekte

10 „Van boben“ (Sei nicht verzagt, was auch geschieht)  

11 Predigt Teil I
„Sei nicht verzagt, was auch geschieht!“  Wenn ich diese Worte höre, dann muss ich an den Anfang von „Van boben“ denken. Das war weit vor meiner Zeit – und damals hatte euer Singkreis auch noch gar nicht diesen Namen. Aber ihr hattet schon die Aufgabe, die euch
32 Jahre lang geblieben ist und die ihr immer wieder tapfer übernommen habt: denen, die nun einmal verzagt sind, Trost zuzusingen und damit Mut zu machen. Eure Hauptaufgabe
über viele Jahre war es, bei Trauerfeiern zu singen – wenn das gewünscht war.
Und meistens war es gewünscht! Vielleicht, weil die Trauerfamilien es geahnt haben, dass es ihnen gut tun kann, wenn sie euch und eure Lieder hören. Denn die Musik, auch eure Musik, eure Lieder – sie sind wie ein Schlüssel zum Herzen! Wenn Menschen in Trauer sind, dann ist ihr Herz manchmal wie zugeschlossen. Das kommst du nur ganz schwer ran. So höre ich das immer wieder, wenn Menschen mir danach erzählen: „Als ich bei der Beerdigung in der Kapelle saß, da kam mir das alles wie im Traum vor. Ich war gar nicht richtig da.“ Und mir kommt es immer wieder wie ein Wunder vor, dass Gott trotzdem einen Weg findet, um diese Menschen dann anzusprechen. Und oft hat Er den Weg über euch genommen! Eure Lieder zeichnen sich ja dadurch aus, dass sie meistens eine ruhige, eingängige Melodie haben und dass man die Texte gut verstehen kann. Und diese Kombination, die hat es immer wieder geschafft, dass Menschen in einer ihrer schwersten Stunden ruhiger wurden. Dass die schlimmste Anspannung von ihnen abfiel. Dass sie offen wurden für das, was Gott ihnen nun sagen und geben wollte. Und dazu hat er euch gebraucht – das war eure Hauptaufgabe, nicht mehr und nicht weniger! Dass Gott durch Euern Gesang einen Weg zu Menschen gefunden hat, die es schwer haben. Sie sind in einer harten, schlimmen Lage. Fühlen sich womöglich so, als sei der Himmel mit all seinem Trost und mit all seiner Stärke ganz weit weg von ihnen – sie sind verzagt. Und dann hat Gott doch einen Weg zu ihnen gefunden. Dass sie wieder aufblicken können. Nicht in ihrer Verzagtheit bleiben müssen.

Und immer, wenn wir daran beteiligt sind, dann ist das eigentlich Gottes Sache! Klar – wir tun unser Teil dazu: ihr eure Stimmen, ich meine Worte. Aber eigentlich ist es Gott selbst, der durch uns Menschen in ihrer Verzagtheit tröstet. So, wie Jesus es versprochen hat, als er gesagt hat, dass er den Tröster schicken wird. Der, der uns hilft, dass wir offen werden für Jesus. Für das Licht der Welt. Das auch dann scheint, wenn es ganz dunkel wird. Durch die Kraft seines Geistes lässt Jesus Sein Licht leuchten – und manchmal scheint es sozusagen durch uns hindurch. Und darum soll nachher auch jede von euch eine kleine Kerze bekommen – als Zeichen dafür, dass Jesus dann, wenn ihr bei einer Trauerfeier gesungen habt, durch euch etwas von Seinem Licht weitergegeben habt.

12 „Van boben“ (Glauben heißt wissen, es tagt)

13 Predigt Teil II
„Glauben“ heißt: Wissen, es tagt!  Mit diesem Lied sagt ihr etwas ganz wichtiges: dass Glau-
ben etwas ist, auf was man sich einlassen muss. Es ist so ähnlich wie mit der Sonne: dass sie scheint, das ist einfach so. Aber wenn die Sonne es bei mir hell machen soll, muss ich sie reinlassen. Das klingt so banal, dass ich es kaum sagen mag. Aber ich erlebe es manchmal ganz anders: manchmal ist das bei Menschen so, die in einer ganz schlimmen Phase sind, dass sie sich richtig verbarrikadieren. Türen zu. Fenster zu. Jalousien runter. Und wenn man dann zu ihnen kommt, ist es wohl hell – weil die Glühlampe an ist. Aber es kommt kein Sonnenlicht rein und darum riecht es muffig und das Leben kann sich nicht richtig ausbreiten.
Und wenn Jesus von sich sagt, dass Er das Licht für die Welt ist, sozusagen die Sonne, dann muss ich dieses Licht auch an mich heranlassen, damit es hell in mir werden kann.
„Hell wird es, wenn man es wagt, das alte Leben zu verlier‘n und neue Schritte zu riskier‘n.“
Glauben ist immer ein Risiko! Sich auf Jesus einzulassen, das ist immer ein Wagnis. Weil wir das, was wir kennen, zurücklassen und noch nicht genau wissen, was auf uns zukommt. So lesen wir das ja auch im Neuen Testament – immer dann, wenn Menschen Jesus begegnen und er sie auffordert, mitzukommen. Petrus konnte das – Knall auf Fall ließ er seinen alten Beruf hinter sich, verließ seine Familie und folgte Jesus nach. Matthäus sperrt seine Zollbude zu, rechnet ab und folgt Jesus. Aber von anderen erfahren wir, dass sie diesen Mut nicht aufbrachten. Ein reicher, junger Mann fragt Jesus einmal, wie er sein Leben auf die Reihe kriegen kann. Wie er so leben kann, dass Gott seine Freude dran hat und er selber auch. Es ist nicht so, dass er keine Ahnung von Gott hat. Ganz im Gegenteil – er hat alles drauf – die Gebote kennt er in- und auswendig, und von Kind auf ist er in der Glaubenstradition seines Volkes aufgewachsen. Jedes theologische Examen würde er mit Auszeichnung bestehen -  aber das alles hilft ihm nicht, mit seinem Leben zurecht zu kommen und von Herzen froh zu werden. Darum wendet er sich an Jesus – und als der ihm dann sagt, dass er ihm, Jesus, nachfolgen soll, zögert er. Diesen Schritt kann er nicht mitgehen. Noch nicht. Und darum tagt es noch nicht bei ihm. Darum geht ihm noch kein Licht auf. Darum muss er seinen Weg noch alleine finden.

Liebe Gemeinde, liebe Frauen von „Van boben“ – wenn ihr es in euerm Leben nicht irgendwann riskiert hättet, euch auf Jesus Christus einzulassen, dann würdet ihr heute nicht hier sein! Wenn ihr euch nicht getraut hättet, neue Schritte zu riskieren, dann wäre Jesus Christus als das Licht der Welt nicht in euer Leben gekommen. Und für euch, liebe „Van-boben“-Frauen, für euch gehörte zu diesen Schritten irgendwann auch der Schritt, in diesem Singkreis mitzusingen. Vielleicht weil jemand euch gefragt hat: „Du kannst so moij singen – wullt du nich mit in’t Singkreis?“ Und sicher habt ihr euch dann überlegt: kann ich das? Nicht nur vom Singen her, sondern auch von der Zeit? Kann ich Mittags aus dem Haus – dann, wenn die meisten Trauerfeiern sind? Und vielleicht auch: kann ich das seelisch durchhalten? Immer wieder mit Leid und Elend konfrontiert zu werden. Und jede Einzelne von euch hat dann irgendwann Ja gesagt. Ja, ich mache mit! Manche von euch über die ganzen 32 Jahre hinweg! Ihr habt es riskiert – und ich bin sicher: dadurch habt ihr nicht nur eine Aufgabe über-
nommen, sondern dadurch habt ihr für euch auch eine Gabe bekommen!  Anders gesagt: Gott lässt sich nichts schenken! Denen, die sich von ihm rufen lassen, gibt er! Petrus hat seinen Augen kaum getraut, als plötzlich sein Fischernetz voll war.  Und so haben es man-
che erlebt, dass sie durch ihre Mitarbeit in der Gemeinde nicht nur gegeben haben, sondern auch selber empfangen durften. Ihr von „Van boben“ habt zum Beispiel ein gutes Stück Geselligkeit empfangen. Ich hab das ja oft mitgekriegt, wenn ihr euch im Konfirmandensaal getroffen habt zu euern regelmäßigen Probenabenden. Natürlich wurde gesungen – aber es wurde auch ordentlich geschnattert und fröhlich gelacht! Und dass das so sein konnte, daran bist du, liebe Hanne, mit deiner rheinischen Frohnatur sicher nicht ganz unbeteiligt! Und vielleicht darf ich es so sagen: dass Du damals die Leitung übernommen hast, das war ein Glückstreffer!  Aber es ist nicht nur rheinische oder ostfriesische Frohnatur – es ist auch und vor allem etwas von dem, was dann entsteht, wenn wir in der Nähe von Jesus sind: dass er uns fröhlich macht! Mit Menschen zusammenbringt, die uns gut tun! Stunden schenkt, in denen manches von uns abfällt, was uns sonst zu schaffen macht. Eine Zeit, in der wir selber durchatmen können. All das habt ihr bei und durch „Van boben“ empfangen – und weil euch das so wichtig ist, wollt ihr euch auch weiterhin treffen. Nicht mehr als aktiver Singkreis und ihr steht nicht mehr im Chorplan – aber die Gemeinschaft untereinander, die wollt ihr auch weiterhin pflegen. So, wie wir als Christen immer einen Ort haben sollten, an dem wir uns in Jesu Namen mit anderen treffen – damit wir spüren können: Glauben heißt wissen, es tagt! Dort, wo ich unter dem Dach Gottes mit anderen zusammen bin, da wird es hell!

14 „Van boben“ (Schatten der Nacht)

15 Predigt Teil III
„Schatten der Nacht“ – Euer Hinweis darauf, dass auch wir Christen nicht immer das Licht sehen können. Es ist beklemmend, die Nachrichten zu verfolgen. Das Volk Gottes – so in Gewalt gefangen! Menschen, die keinen Tag ohne Angst vor Terror und Krieg sein können!
Wie dunkle Schatten fällt das auf die Welt, die doch eigentlich schön und vielfältig und bunt ist! Schatten der Nacht...
Oft genug kommen wir auch als Christen in Situationen hinein, die wir nicht verstehen,
die wir nicht erklären können, die wir auch nicht wirklich annehmen können. Bei den Trauerfeiern seid Ihr oft damit konfrontiert worden – aber manche auch im eigenen Leben. Wenn Krankheit dunkle Schatten auf euch warf. Oder wenn es andere Probleme gab. Und ich will es ruhig so aussprechen, auch wenn es weh tut – aber im Kopf haben wir es sowieso: in euerm eigenen Kreis gab es ja nun plötzlich so dunkle Schatten. Als Maria von einem auf den anderen Moment aus dem Leben gerissen wurde. Eigentlich hatten wir Eure Verabschiedung ja schon früher im Jahr geplant. Aber dann haben wir das nicht auf die Reihe gekriegt und darum haben wir es aufgeschoben. Und wir haben gesagt: Vielleicht ist das ganz gut so – dann ist Maria nach ihrer Knie-OP sicher auch wieder soweit fit, dass sie dabei sein kann! Und dann ist alles ganz anders gekommen. Schatten sind das, denen wir uns nicht entziehen können. Und wir müssen auch nicht so tun, als hätten wir auf alles eine Antwort! Die haben wir nicht – und damit müssen wir leben! Aber wir haben das Versprechen von Jesus Christus: auch wenn dunkle Schatten nach dir greifen und auch wenn du mit ungelösten Fragen leben musst – trotzdem bin ich bei dir! Und ich habe es in der Hand und ich passe auf dich auf, damit auch der dunkelste Schatten dich nicht aus meiner Hand reißt!

16 „Van boben“ (Ich bin bei dir)

17 Abendmahl mit „Christe, du Lamm Gottes“
„Ich bin bei dir“ – so nah, wie Brot beim Essen in dich kommt und wie Wein oder Saft
in dich hineinströmen. So verspricht Jesus es. Und so wollen wir uns von Ihm an Seinen Tisch laden lassen!

18 Verabschiedung „Van boben“ / Gebet ... stille Zeit
... ... Nun ist es also soweit – das vorletzte Lied von „Van boben“ als aktiver Singkreis ist gesungen, das letzte kommt gleich – und in der Zeit dazwischen will ich euch nun sozu-
sagen offiziell aus dem aktiven Chordienst verabschieden. Es war ein Segen, dass wir euch so lange hatten – und ich danke, auch im Namen des Kirchenvorstandes, jeder einzelnen von euch ganz herzlich für euern Dienst über so viele Jahre hinweg. Ich hatte ja schon gesagt: weil Jesus als Licht der Welt durch euch hindurchgeleuchtet hat, soll jede von euch eine solche Kerze bekommen. Aber es kommt noch etwas dazu: eine solche Tasche! Taschen, geräumige Taschen sind für Frauen genau richtig – die gehen nämlich ja gerne shoppen. ;-)  Und auf diesen Taschen steht drauf: „Musik ist die Sprache der Engel!“ Ihr seid für viele mit eurer Musik, mit euern Liedern, zum Engel geworden. Danke dafür – und: Gott befohlen! Er segne euch auch weiterhin! Wenn ihr euch als „Renterband“ trefft – aber auch in euerm ganz persönlichen Leben. In diesem Sinne: Danke für alles!



19 „Van boben“ (Geh unter der Gnade)

20 Segen

22 Orgel zum Ausgang


        


Pastor Reimer war an diesem Sonntag in Urlaub. Eine schriftliche Version der Predigt liegt daher nicht vor.

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