Predigten Januar - Ev.-luth. Christus-Gemeinde Spetzerfehn

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Predigten Januar

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Predigt über Markus 4, 35 - 41; 4. Sonntag nach Epiphanias; 29.01.2017

 
Liebe Gemeinde, „Egon“ hat gewütet!  Vielleicht habt ihr in der OZ den Bericht von dem Mann gelesen, der mit der „AidaPrima“ in der Nordsee unterwegs war.  Eine wunderschöne Fahrt – bis „Egon“ kam!    Der Passagier beschreibt sehr eindrücklich, wie auf dem Schiff alles hin- und hergeflogen ist.  Aber auch, wie ruhig und besonnen sich die Besatzung um die Gäste gekümmert hat und dass er keine Minute Angst hatte, dass das Schiff sinken könnte.   Ganz anders haben es die Jünger von Jesus erlebt, als sie mit ihrem kleinen Fischerboot auf dem See Genezareth unterwegs waren. Ich lese aus Mk 4, 35-41: Und am Abend desselben Tages sprach er zu ihnen: Lasst uns hinüberfahren.  Und sie ließen das Volk gehen und nahmen ihn mit, wie er im Boot war, und es waren noch andere Boote bei ihm.  Und es erhob sich ein großer Windwirbel, und die Wellen schlugen in das Boot, so dass das Boot schon voll wurde. Und Jesus war hinten im Boot und schlief auf einem Kissen. Und sie weckten ihn auf und sprachen zu ihm: Meister, fragst du nichts danach, dass wir umkommen? Und er stand auf und bedrohte den Wind und sprach zu dem Meer: Schweig und verstumme! Und der Wind legte sich, und es entstand eine große Stille.  Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben?  Sie aber fürchteten sich sehr und sprachen untereinander: Wer ist der? Auch Wind und Meer sind ihm gehorsam!   Vier Beobachtungen will ich weitergeben, die ich an diesem Bibelabschnitt gemacht habe.

 
1.: Der Sturm kommt plötzlich auf
Jesus hatte den ganzen Tag über zu den Menschen gesprochen. Inzwischen ist es Abend
geworden und Jesus will noch etwas Ruhe haben. Darum bittet er seine Jünger: Fahrt noch ein Stück mit mir auf den See hinaus! Sie rudern aus der Bucht auf das offene Wasser hinaus und setzen Segel. Erschöpft lässt sich Jesus auf einem Kissen nieder und schläft. Sanft schaukelt das Boot hin und her, während die Sonne langsam hinter dem Rücken der Jünger untergeht und die Häuser Genezareths langsam aus dem Blick geraten. Aber mit einem Mal ist diese Idyille zerstört! Urplötzlich, unvermittelt und ohne jede Vorwarnung peitscht ein heftiger Orkan auf das kleine Fischerboot ein, ‚... und die Wellen schlugen in das Boot, so dass das Boot schon voll wurde und zu sinken drohte.‘ Die Ruderpinne wird ihnen aus der Hand gerissen, sie sehen die Hand nicht mehr vor Augen und verlieren die Kontrolle über das Boot. Gerade eben noch alles in Ordnung - und auf einmal ist nichts mehr in Ordnung!
Die Jünger müssen hier eine Erfahrung machen, um die auch Ihr nicht und ich nicht herumkommen werden. Auch in unserem Leben werden oder sind schon einmal Stürme losgebrochen. Genauso urplötzlich, unvermittelt und ohne jede Vorwarnung – genau wie die Jünger es jetzt erleben. Im Matthäusevangelium wird zusätzlich berichtet, dass sich ein heftiges Seebeben ereignete! Der See wurde regelrecht erschüttert.  Auch in unserem Leben bleiben diese Erschütterungen nicht aus: Plötzlich will das Herz nicht mehr; oder der Knubbel entpuppt sich als Krebs;  die Ehe der Kinder kommt ins Schlingern; die Firma geht den Bach runter. So etwas kann über uns hereinbrechen -  und meistens kommt es plötzlich, ohne Vorwarnung. Das ist dann wie ein Sturm, der uns das Ruder des Lebens aus der Hand reißt! Er ist unerwartet und er ist heftig. Aber - und das bringt mich zu meiner zweiten Beobachtung:

 
2.: Der Sturm ist nicht ungewöhnlich
Wie konnte es sein, dass die Jünger so mir nichts dir nichts in einen Sturm hineinsegeln?
Sie kannten sich doch aus! Waren da großgeworden.  War das denn nicht abzusehen? Hätten sie nicht sehen können, dass sich da was zusammenbraut und hätten sie nicht am Ufer bleiben können?!  Nein - das war nicht abzusehen! Der See Genezareth ist bis heute berühmt-berüchtigt für die dort auftretenden Fallwinde. Er liegt ca. 200 m unter dem Meeresspiegel und durch diese Lage kommt es immer wieder zu plötzlich auftretenden Stürmen, die in atemberaubender Geschwindigkeit zum Orkan anwachsen. Nein - dieser Sturm war nicht abzusehen. Und darum trifft die Jünger auch keine Schuld, dass sie in eine so brenzlige Lage kommen.

 
Dieser Sturm ist schlimm - aber er ist nichts Ungewöhnliches.  Und das ist eine wichtige Tatsache, die wir uns einmal klar machen müssen. Wenn in unserem Leben plötzlich so ein Sturm aufkommt, dann ist ja die erste und drängendste Frage meistens die nach dem Warum. "Warum muss das jetzt gerade mir passieren?" Und manchmal fragen Menschen auch noch weiter, noch tiefer, sie fragen: "Was habe ich getan, was habe ich verkehrtes getan, damit mir das nun so schlecht geht? Was habe ich verbrochen?"  
Der heutige Predigtabschnitt hilft uns bei der Antwort. Er macht uns klar: die Jünger hatten keine Schuld an diesem Sturm – Stürme sind nichts Ungewöhnliches. Die kommen einfach
so und sie machen dabei keinen Unterschied, wen sie heimsuchen. Und ich meine, das könnte so manchen Menschen trösten: auch Stürme des Lebens kommen einfach so - wir müssen nicht die Schuld dafür bei uns selber suchen!
Natürlich gibt es auch Auslöser für Stürme, die wir zu einem gewissen Grad doch selber beeinflussen oder verschulden. Wer sich mit besoffenem Kopf ans Steuer setzt und dann einen Unfall verursacht und dadurch sein ganzes Leben sich verändert - der trägt selber eine (Mit-) Schuld daran. Aber diese Dinge meine ich jetzt nicht! Ich rede von den Stürmen des Lebens, die einfach so über uns hereinbrechen und wir wissen nicht, warum.  
Stürme, auch Stürme im Leben sind nichts Ungewöhnliches. Sie kommen einfach und dabei machen sie keinen Unterschied wen sie heimsuchen: Es gibt Christen, die Krebs haben und
Nichtchristen, die Krebs haben. Es gibt Unfallopfer, die zu Christus gehören und es gibt
Unfallopfer, die nicht zu Christus gehören. Geschäftsleute gehen Pleite, mit oder ohne Gott!  Stürme sind etwas Natürliches! Und auch wenn man Jesus, der Sohn Gottes im Boot hat, schützt das nicht vor einem Sturm.

 
3.: Dieser Sturm ist wirklich gefährlich!
"... und die Wellen schlugen in das Boot, so dass es voll wurde."   Eine alte Fassung dieses Abschnittes ergänzt: "...das es zu sinken drohte“; und Lukas beschreibt es so:  "Und es kam ein Windwirbel über den See, und die Wellen überfielen sie, und sie waren in großer Ge-
fahr!"  Dieser Sturm ist tatsächlich gefährlich. Als er aufkommt, geraten die Jünger in absolute Panik. Sie haben allen Grund, Angst zu haben. Sie wissen: ‚Wir sind in größter Gefahr!‘  Die Jünger waren ja am See aufgewachsen. Sie kennen die Witwen aus ihrem Dorf,  die ihre Männer im Sturm verloren haben.  Sie kennen die Gefahr eines solchen Sturmes. Und sie haben Angst, dass ihr letztes Stündlein geschlagen hat! "Meister, fragst du nicht danach, dass wir umkommen?" Und mit diesem „umkommen“, da meinen sie nicht allein die Tatsache, dass sie vielleicht ertrinken. Das allein wäre ja schon schlimm genug. Aber hier spielt noch ein anderer Gedanke mit: im Denken der Menschen damals war es so, dass das Wasser der Wohnort dämonischer Mächte war.   Im Wasser wohnte das Böse in Person – und wer ihm zum Opfer fiel, der hatte auch keine Chance mehr auf ein jenseitiges Leben. Der war ganz und gar verloren. Und vor allem vor diesem Verloren-gehen haben die Jünger panische Angst. Und es wird noch schlimmer dadurch, dass Jesus wohl bei ihnen im Boot ist – aber nichts tut und einfach schläft!   Auch die Stürme, die uns bedrohen, bergen eine enorme Gefahr in sich, die man nicht unterschätzen darf: sie können uns die Sicht auf Jesus nehmen! Und wer schon in solchen Stürmen war, kennt das sicher: da hast du dein ganzes Leben mit ihm gelebt. Von Kind auf gehörst du zur Gemeinde. Sprichst jeden Tag mit Gott, wenn du betest.  Gehst zur Kirche, liest vielleicht jeden Morgen täglich die Losung, das Kalenderblatt, vielleicht einen Abschnitt in der Bibel.  Und dann kommt da plötzlich so ein Sturm auf - und Jesus schläft! Tut nichts!  In so einer Lage, da ist es dann ganz leicht so, dass man Jesus aus dem Blick verliert. Dass man ihn gar nicht mehr sehen kann. Oder denkt: ‚Er tut ja doch nichts!‘  Das sind quälende Phasen für einen Jünger! Er kämpft mit Todesangst und letzter Kraft gegen den Sturm, und "Jesus ist hinten im Boot und schläft auf einem Kissen."  Und voller Entsetzen kommt dann wie von selbst die Frage: "Interessiert es dich denn gar nicht, dass wir umkommen!?" Weiß Jesus überhaupt wie es mir geht?  Kann er, will er überhaupt noch helfen?? Es ist normal, wenn wir so fragen und wir müssen uns davor nicht schämen!

 
Aber ich will unseren Blick noch einmal auf etwas anderes lenken.  Was meint ihr: Hatte Gott dieses Boot aus den Augen verloren? Hatte er das Interesse an diesem Boot verloren?
War es ihm wirklich egal, ob dieses Boot sinken würde? Ich bin gewiss: es gab nicht einen Flecken im ganzen Universum, der in diesem Moment mehr Aufmerksamkeit Gottes auf sich zog, als dieses kleine Fischerboot in der sturmgepeitschten See: denn Gott selbst war in die-
sem Boot!  In Jesus begegnet uns doch Gott! Und Jesus ist im Boot!  Und darum weiß Gott sehr wohl, was die Jünger durchmachen und er ist sehr wohl daran interessiert!
Und dass Jesus schläft, das ist kein Zeichen dafür, dass er kein Interesse daran hat, wie es seinen Jüngern geht. Dass Jesus schläft, das ist ein Zeichen dafür, dass er es Gott zutraut, dass der auch mit dieser Lage klarkommt! Dass Jesus schläft, ist ein Zeichen seines Vertrauens auf Gott!

 
Die Jünger können das nicht so sehen. Sie sehen ihre schlimme Lage und dass Jesus nichts tut. Und die Frage ist, ob er überhaupt helfen kann.  Aber dann lesen wir weiter: ‚Jesus stand auf ...‘  Das müsst ihr euch mal vorstellen: da schaukelt das kleine Boot hin und her - von einem hohen Wellenberg fällt es in die Tiefe - wird wieder hochgehoben und stürzt wieder ab.  Kein Mensch kann sich dabei halten. Aber von Jesus lesen wir, dass er stehen konnte und nicht aus dem Gleichgewicht geworfen wurde. Dort, wo es drunter und drüber geht, da hält Er das Gleichgewicht, die Übersicht. Jesus steht da und spricht: ‚Schweig und verstum-
me!‘ ‚Und der Wind legte sich und es entstand eine große Stille.‘  „Schweig und verstumme“ – diese Worte gebraucht das Neue Testament immer dann, wenn Jesus dem Bösen die Macht nimmt und wenn er den Bösen in die Schranken weist.  Und dadurch, dass diese Worte an dieser Stelle vorkommen, sollen wir sehen: Jesus kennt auch die Angst seiner Jünger, dass sie ganz und gar von Gott verlassen und von ihm getrennt sind.  „Schweig und verstumme“ – ein  Zeichen für die Souveränität Jesu gegenüber allem, was uns aus der Hand Gottes reißen will.

 
Die Stürme im Leben kommen. Unerwartet und heftig. Und wenn wir in eine solche Lage kommen, dann will uns dieser Bibelabschnitt helfen und trösten: der Sturm kann noch so schlimm sein und er kann dir noch so zusetzen: dieses eine schafft er nicht: dass er Gott und dich auseinander bringt!   

 
4.: Unser Glaube wird wachsen und reifen
"Und Jesus sprach zu ihnen: Was seid ihr so furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben?   Hören wir die Enttäuschung Jesu in diesen Worten: "Habt ihr denn gar kein Vertrauen?"  
Jesus stellt die Vertrauensfrage - aber er macht uns nicht zur Schnecke!  Auch aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Glaube und Unglaube, dass wir Gott vertrauen und dass dieses Vertrauen uns schwer fällt, das liegt oft nahe beieinander! Solange alles in Ordnung ist, ist es mit dem Glauben ziemlich einfach. Aber wenn Sturm aufkommt, dann kann mein Glaube sehr schnell kippen. Und in solche Phasen werden wir immer wieder geraten!  Jesus rechnet damit, und er kann das aushalten. Er bleibt bei uns im Boot. Lässt unseren Glauben wachsen und reifen. Wir haben keinen Schönwettergott! Keinen Gott, der nur für gute Lebensphasen geeignet ist. Sondern wir haben einen Gott, der auch bei uns im Boot ist, wenn Sturm kommt.
Amen.

 
          

 
    
Johannes 2, 1-11; 22.01.2017, 3. Sonntag nach Epiphanias

 
Liebe Gemeinde, an den Weihnachtstagen haben wir gehört, wie Jesus auf die Welt gekommen ist,  und heute vor zwei Wochen hab ich was zu der einzigen Stelle in der Bibel gesagt, in der Jesus uns als 12jähriges Kind begegnet. Danach erfährt man im Neuen Testament erstmal 18 Jahre lang nichts mehr von Jesus – erst, als er getauft wird, fangen die Berichte über sein Leben wieder an, da war er wahrscheinlich 30 Jahre alt. Und in der Zwischenzeit, da hat er ganz normal gelebt. Als junger Mann hat er Zimmermann gelernt und sicher hat er in diesem Beruf auch gearbeitet. Jesus war Handwerker. Aber seine eigentliche Berufung war etwas anderes. Sein eigentlicher Beruf war Erlöser, Heiland. Er sollte die Beziehung zwischen Menschen und Gott heilen. Und wenn diese Beziehung heil ist, dann wird manches andere auch heil.  Diesen Beruf hat keiner vor ihm und keiner nach ihm gehabt.  Jesus war der einzige, den Gott zu dieser einzigartigen Aufgabe berufen hat: er sollte Menschen in Gottes Reich rufen, ihnen neues Leben anbieten, für ihre Sünden sterben und sie vom ewigen Tod erlösen.  Das ist eine schwere und auch eine sehr ernste Lebensaufgabe, die Gott für Jesus vorgesehen hat. Und wer so etwas vorhat, der hat keine Zeit zu verlieren, wenn es dann losgehen soll. Aber ausgerechnet dann erreicht Jesus die Einladung zu einer Hochzeit. Der Evangelist Johannes erzählt in Kap. 2:

 
Am dritten Tag nachdem die Jünger Jesus das erste Mal begegnet waren, wurde in Kana in   Galiläa eine Hochzeit gefeiert. Die Mutter von Jesus war dabei, und auch Jesus war mit seinen Jüngern dazu eingeladen. Als der Weinvorrat zu Ende war, sagte seine Mutter zu ihm: „Sie haben keinen Wein mehr!“  Jesus erwiderte ihr: „Frau, das ist meine Sache, nicht deine! Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“    Da wandte sich seine Mutter an die Diener und sagte: „Tut alles, was er euch befiehlt!“  Im Haus standen sechs Wasserkrüge aus Stein, von denen jeder etwa hundert Liter fasste. Man brauchte sie wegen der Reinigung, die das Gesetz vorschreibt. Jesus sagte zu den Dienern: „Füllt diese Krüge mit Wasser!“ Sie füllten sie bis an den Rand. Dann befahl er ihnen: „Jetzt nehmt eine Probe davon und bringt sie dem Mann, der für das Festessen verantwortlich ist.“  Sie brachten ihm eine Probe, und er kostete das Wasser, das zu Wein geworden war. Er wusste nicht, woher dieser Wein kam; nur die Diener, die das Wasser geschöpft hatten, wussten es. Er rief den Bräutigam zu sich und sagte: „Jeder bringt doch zuerst den guten Wein auf den Tisch, und wenn die Gäste schon reichlich getrunken haben, folgt der schlechtere. Aber du hast den guten Wein bis zuletzt aufgehoben!“  So vollbrachte Jesus in Kana in Galiläa sein erstes Wunderzeichen und offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger kamen zum Glauben an ihn.    

 
30 Jahre lang hat Jesus sich darauf vorbereitet, die Menschen in Gottes Reich zu rufen.
30 Jahre lang hat er auf dieses eine Ziel zugelebt. Und in dem Moment, wo's losgeht, kriegt
er eine Einladung zu einer Hochzeit. Nun hätte er ja zum Brautpaar sagen können: "Tut mir leid. Keine Zeit! Ich hab' doch nicht 30 Jahre lang in den Startlöchern gesessen, um jetzt auf eurer Hochzeitsfete rum zu sitzen. Das müsst ihr schon verstehen!“  Hätte Jesus es so gesagt - viele hätten Verständnis dafür gehabt. Aber Jesus kommt nicht mit solchen Absagen, sondern er kommt mit! Und das ist das Erste, was uns heute gesagt wird:  Wenn jemand ihn einlädt, dann kommt er! Er  wird nie sagen: "Ich hab' jetzt keine Zeit für dich!" oder: "Du bist mir zu unwichtig!", oder: „Du hast jahrelang nicht nach mir gefragt, wieso soll ich jetzt zu dir kommen?“ oder "Vielleicht ein andermal, morgen, je nach dem, was mein Terminkalender zulässt."  Nein, wer Jesus einlädt, der kann damit rechnen, dass er dann auch kommt. Und er bringt etwas mit! Nicht irgend’n Plunder und auch kein Scheinchen fürs Schweinchen – Jesus bringt was anderes mit: den Segen Gottes! Er bringt das mit, dass er sagt: „Ich bin bei euch alle Tage!“ Und das ist ein tolles Geschenk! Denn ohne Segen Gottes läuft es nicht!

 
Die beiden jungen Leute, die ihn damals zu ihrer Hochzeit eingeladen haben, die haben es jedenfalls nicht bereut. Die wohnten in Kana, einem kleinen Dorf, und zu ihrer Hochzeitsfeier hätten die bestimmt nicht Jesus eingeladen, wenn er so'n langweiliger Spießer gewesen wäre.  Wer will auf seiner Hochzeit schon einen dabeihaben, der weltfremd und stocksteif rumsitzt, wenn alle andern sich unterhaken und zu den "Friesenkindern" schunkeln.  Aber Jesus ist kein Spielverderber und kein verklemmter Partymuffel. Er ist auf dieser Hochzeit nicht bloß so anstandshalber dabei unter "ferner liefen", sondern er trägt auch mit dazu bei, dass die Feier ordentlich läuft.  Und der Grund, warum Johannes das gleich zu Anfang in sein Evangelium schreibt, ist klar - er will damit sagen: Jesus will dort sein, wo das Leben ist!
Er will unser Leben teilen. Und wo Jesus ist, da bereichert er unser Leben. Er macht es nicht ärmer, sondern reicher; nicht enger, sondern weiter; nicht flacher, sondern tiefer!  

 
Da feiern sie nun also schön - aber nun passiert etwas, was die ganze Feier knicken kann. Die erste, die es merkt, ist Maria, die Mutter von Jesus: der Wein ist alle! Wie peinlich!
Wir sagen: der Wein ist alle - aber Luther übersetzt es anders, er schreibt: „Und es gebrach ihnen an Wein.“   „...es gebrach ihnen...“ - das bedeutet: da fehlt etwas! Da bricht etwas kaputt; da ist das Glück gestört; da zeigt sich ein Mangel. Gerade eben ist das junge Paar mit seinen Gästen noch so fröhlich - und schon heißt es: „...es gebrach ihnen...“ Diese Erfahrung haben bestimmt die meisten von uns schon gemacht – dass wir sehr schnell in Situationen kommen können, in denen es uns an etwas gebricht! Vielleicht heißt es dann: es gebrach ihm an Gesundheit, an Arbeit, an Geld; es gebrach ihr an Verständnis in ihrer Ehe, an Anerkennung von ihrer Familie. Es gebrach ihm an Annahme und Geborgenheit. Es gebrach ihnen an Aufträgen für die Fima. Da denkst du: jetzt läuft alles ziemlich rund - und dann wird das Glück gestört, bricht etwas kaputt und es zeigt sich ein Mangel.

 
Im Text gebricht es an Wein - und Maria geht zu Jesus und sagt: "Sie haben keinen Wein." Aber Jesus weist sie unfreundlich zurück: "Frau, was geht dich das an, was ich tue?
Meine Stunde ist noch nicht gekommen!"  Das soll bedeuten: wir können Jesus nicht vorschreiben, wann er zu helfen hat! Auch wenn wir an ihn glauben - wir verfügen nicht über ihn. Das steckt ja so in uns drin, dass wir meinen, dass wir genau wissen, wann Jesus wie helfen müsste. Gerade dann, wenn wir bedrängt sind. Wenn wir denken: so und so müsste es jetzt kommen, dann wäre es besser.  Aber immer wieder machen auch Christen die Erfahrung, dass die Stunde, die uns die richtige zu sein scheint, nicht auch Gottes Stunde sein muss. Aber es gibt diese Stunde Gottes! Es gibt die Stunde, in der Jesus eingreift - und sie kann schneller kommen, als es zunächst aussieht.

 
Ich stelle mir vor, dass Jesus nach diesem Gespräch rausgeht aus dem Saal. Er geht ein
paar Schritte vor's Haus, wo es ruhiger ist und betet: "Vater, hast du einen Auftrag für mich?"
Und der Auftrag kommt. Jetzt ist seine Stunde gekommen. Als er sich umsieht, sieht er sechs große Wasserkrüge stehen. Die sind noch leer, später soll Wasser reinkommen, damit die Gäste sich rituell reinigen können. Und Jesus sagt zu den Dienern: "Füllt die Krüge mit Was-
ser!"   Die machen sie voll und Jesus sagt: "Nehmt eine Probe und bringt sie dem Keller-
meister."   Der Kellermeister probiert, schlürft, schmatzt, schnalzt -wie so ein Weinkenner
eben Wein probiert- geht zum Bräutigam und sagt: "Jedermann gibt zuerst den guten Wein, und dann, wenn sie betrunken sind, den gewöhnlichen. Aber du hast den guten Wein bis-
her behalten."  Er hat gemerkt: Jesus hat das Wasser  in  Wein verwandelt! Und zwar nicht in irgend so eine billige Hausmarke, sondern in einen edlen Tropfen. Dort, wo es ihnen gebrach, da brachte Jesus neuen Schwung hinein. Und Johannes will damit sagen: Es lohnt sich, diesen Jesus einzuladen! Er bringt nicht nur Gottes Segen mit; er bringt nicht nur Freude und Weite und Tiefe ins Leben; er bleibt auch dann da, wenn es dir an etwas gebricht! Er verabschiedet sich nicht von dir, wenn es dir an etwas gebricht, wenn du in die Krise kommst, wenn es eng wird. Sondern er hat auch dann noch Möglichkeiten, so in dein Leben einzugreifen, dass du merkst: es geht weiter! Ich habe noch Perspektive!  Er tut es - zu seiner Zeit! Hier verwandelt er Wasser zu Wein. Das übersteigt bis zum heutigen Tage die Vorstellungskraft von vielen Menschen, die immer so tun, als dürfe ein anständiger Christ bei einer Feier nicht mitmachen. Jesus macht mit! Aber das müssen wir uns nun einmal genau
ankucken, damit wir das nach keiner Seite hin verkehrt verstehen! Zwei klassische Missverständnisse gibt es an dieser Stelle: Die einen sagen: "Der Teufel hat den Schnaps gemacht! Man darf keinen Tropfen davon trinken - das gehört sich nicht für einen Christen."  
Andere sagen: Kuck mal in die Bibel - Jesus hat aus Wasser Wein gemacht. Siehste - Jesus will also, dass wir bei jeder Gelegenheit ordentlich einen zischen! Das eine ist genauso verkehrt wie das andere!!  Richtig: Jesus sorgt auf dieser Feier dafür, dass genug Wein da ist. Er ist nicht grundsätzlich ein Alkoholmuffel. Aber er gibt uns durch sein Verhalten auf dieser Hochzeit auch keinen Freibrief für's Saufen. Das muss man hübsch auseinanderhalten! Für Jesus ist es gar kein Thema, dass man Alkohol in gewissen Grenzen genießen kann. Aber es ist sehr wohl ein Thema für ihn, ob jemand sich durch regelmäßigen Alkoholkonsum kaputtmacht und seine Familie kaputtmacht und dieses ganze Elend, was wir kennen. Und wir haben heute allen Grund, vor dem gedankenlosen und dem maßlosen Umgang mit Alkohol zu warnen. Dass ganz junge Menschen meinen, sie sind erst dann richtige Kerle, wenn sie möglichst viel abkönnen, das ist nicht in Ordnung!  Und wenn es keinen gemütlichen Abend mehr geben kann, ohne dass man sich die Hucke vollsäuft –
dann ist man auf einem gefährlichen Kurs! Und dabei kann man sich nicht auf Jesus berufen!
Trotzdem bleibt es dabei, dass Jesus zum Erstaunen und sicher auch zum Ärger von so manchem absoluten Alkoholgegner für Nachschub gesorgt hat, als der Wein alle ging –
und das war ausgerechnet das erste Wunder, das er getan hat. Später hat er dann beim Abendmahl, wo es auch Wein gab, gesagt: "Ich werde Wein erst wieder trinken im Reich meines Vaters." Und Gottes Reich hat er ja auch als Hochzeit beschrieben. Also: Am An-
fang seines Wirkens die Hochzeit zu Kana - und am Ende das Hochzeitsfest im Reich Gottes, im Himmel. Diese beiden Aussagen sind für uns Christen genug, um die irdischen Freuden von Herzen zu genießen, ohne  dass wir uns an sie verlieren.

 
Und nun will ich mich speziell an die unter uns wenden, die die ganze Zeit schon gedacht
haben: das ist ja alles gut und schön - aber stimmt das eigentlich, dass Jesus aus Wasser  Wein gemacht hat?   Ist das wirklich so passiert? Zwei Dinge will ich dazu sagen:
1.: Ich war nicht dabei! Und ich will auch gar nicht herumrätseln, ob das Wunder so passiert ist oder nicht. Wunder führen normalerweise nicht zum Glauben. Wer noch nicht glaubt, dem helfen sie gar nichts. Aber für einen, der schon glaubt, können sie seinen Glauben stärken. Ganz am Ende unseres Abschnittes heißt es: "Und seine Jünger glaubten an ihn." Also: die, die sowieso schon als Glaubende mit Jesus auf die Hochzeit gekommen sind, die glauben auch nach dem Wunder an ihn. Für die andern ändert sich nichts. Die kriegen das gar nicht
mit - die sind froh, dass sie noch was ins Glas kriegen.  2.: Damit aber keiner denkt, dass ich kneife, möchte ich euch ganz klar sagen, wie ich persönlich darüber denke: Wenn hier in der Bibel steht, dass Jesus aus sechs Krügen Wasser sechs Krüge Wein gemacht hat - dann steht für mich fest: dann hat er auch aus sechs Krügen Wasser sechs Krüge Wein gemacht. Das glaube ich! Für den Gott, der diese ganze Welt erschaffen hat, der aus dem Chaos das Kosmos schuf, für diesen Gott ist es ein Klacks, aus H²O einen köstlichen Wein zu machen. Mehr will ich dazu nicht sagen!

 
Wein oder nicht Wein - das ist hier letztlich nicht die Frage. Die entscheidende Frage ist nicht, ob du glaubst, dass Jesus damals in Kana Wasser in Wein verwandelt hat. Die entscheidende Frage ist, ob du glaubst, dass Jesus auch heute etwas verwandeln kann. Und zwar nicht irgendwas und irgendwen, sondern dich. Deine Situation. Dein Leben. Diese ganze Kana-Geschichte steht darum in der Bibel, damit du siehst: Jesus kann das Bestehende verändern - auch dort, wo es uns an etwas gebricht! Und wenn Jesus aus Wasser Wein gemacht hat, dann kann er auch aus einer trüben Tasse eine sprudelnde Quelle und aus einem verklemmten Menschen einen fröhlichen Christen und aus einer verkorksten Lage eine lohnenswerte Zukunft machen.  Einer, der aus blankem Wasser eine herrlich funkelnde Spätlese machen kann, der kann auch aus deinem Leben etwas machen. Darum lade ihn ein zu dir! Sag ihm, zeig ihm, wo es dir an etwas gebricht, wo der Mangel ist!
Du kannst von ihm erwarten, dass er dich und dein Leben verwandelt! Amen!

 
          

 

Eine schriftliche Version der heutigen Predigt liegt uns leider nicht vor. Wir wünschen viel Spaß mit der Audioversion.
    

Predigt über Lukas 2, 41-52; 1. Sonntag nach Epiphanias; 08.01.2016

 
Liebe Gemeinde, der Bibeltext für heute führt uns in einen Lebensabschnitt von Jesus, von dem wir sonst nicht viel erfahren.  Dabei wäre es ganz interessant, mal zu hören: wie war Jesus eigentlich als Kind?  Hat er sich mit seinen Geschwistern auch gezofft? Hat er auch Mumps oder Windpocken gehabt?  Das alles wissen wir nicht – einfach darum, weil in der Bibel davon nichts aufgeschrieben ist. Und dass das so ist, das sehe ich als Hinweis da-
rauf, dass Jesus ganz normal aufgewachsen ist. Sicher hat er eine für die damalige Zeit ganz normale Kindheit gehabt. Sicher haben Maria und Josef ihn rangekriegt, dass er mit-helfen musste. Vielleicht hat  er seinem Vater die Zimmermannsaxt getragen oder er hat auf die Schafe und Ziegen aufgepasst. Es gibt nur eine einzige Stelle in der Bibel, die etwas von Jesus im Kinderalter erzählt – und zwar, als er 12 Jahre alt war.  Ich lese uns das mal vor: „Die Eltern von Jesus gingen jedes Jahr zum Passafest nach Jerusalem. Als Jesus 12 Jahre alt war, nahmen sie ihn mit. Nach den Festtagen machten die Eltern sich wieder auf den Heimweg, während der junge Jesus in Jerusalem blieb. Seine Eltern wussten aber nichts davon. Sie dachten, er sei irgendwo unter den Pilgern. Sie wanderten den ganzen Tag und suchten ihn dann abends unter ihren Verwandten und Bekannten.  Als sie ihn nicht fanden, kehrten sie am folgenden Tag nach Jerusalem zurück und suchten ihn dort.  Endlich am dritten Tag entdeckten sie ihn im Tempel. Er saß mitten unter den Gesetzeslehrern, hörte ihnen zu und diskutierte mit ihnen. Alle, die dabei waren, staunten über sein Verständnis und seine Antworten. Seine Eltern waren ganz außer sich, als sie ihn hier fanden. Die Mutter sagte zu ihm: ‚Kind, warum machst du uns solchen Kummer?  Dein Vater und ich haben dich überall gesucht und große Angst um dich ausgestanden.‘ Jesus antwortete: ‚Warum habt ihr mich denn gesucht? Habt ihr nicht gewusst, dass ich im Haus meines Vaters sein muss?‘  Aber sie verstanden nicht, was er damit meinte. Jesus kehrte mit seinen Eltern nach Nazaret zurück und gehorchte ihnen willlig. Seine Mutter aber bewahrte das alles in ihrem Herzen. Jesus nahm weiter zu an Jahren wie an Verständnis, und Gott und die Menschen hatten ihre Freude an ihm.

 
Also ich wäre verrückt geworden an Maria und Josefs Stelle! Plötzlich ist ihr Kind weg! Drei Tage müssen sie ihn suchen, bis sie ihn end-lich gefunden haben. Und dann müssen sie sich auch noch eine ziemlich freche Antwort anhören. Maria ist sicher der Angstschweiß ausgebrochen und Josef hat die Wut im Bauch gehabt. Mir ging das jedenfalls einmal so – das war auf einer Familienfreizeit in Schleswig-Holstein. Gleich am ersten Abend haben wir einen Strandspaziergang an der Ostsee gemacht – und plötzlich war Bernd weg. Ich hab gerufen und gerufen – nichts.  Ich hab andere Leute gefragt, ob sie so’n kleinen Jungen gesehen haben – nichts. Die abenteuerlichsten Gedanken gingen mir durch den Kopf: was ist, wenn er ins Wasser geraten ist? Oder ist er in den angrenzenden Wald gegangen und findet nicht wieder raus? Oder ist er zu den Eisenbahngleisen zurück gelaufen, die wir vorhin überquert haben und ist unter den Zug gekommen?  Ich weiß gar nicht, was ich alles gedacht habe – und innerlich wurde ich immer aufgeregter, aber auch böser. Warum muss er auch alleine losgehen? Warum habe ich nicht besser aufgepasst?  Fast eine Stunde hat es gedauert, bis ich Bernd gesehen habe – er lief seelenruhig am Strand und suchte Muscheln. Und als ich ihn endlich wiederhatte, war ich immer noch außer mir. Ich habe ihn gleichzeitig gedrückt, weil ich so froh war, und eine runtergehauen, weil ich so sauer war.  Also ich kann Maria und Josef gut verstehen, wie sie sich auf der einen Seite Sorgen um Jesus machen und wie sie auf der anderen Seite stinksauer sind, weil er sich einfach so abgesetzt hat.    
Aber wenn wir diesen ganzen Schrecken einmal beiseitelassen, dann sind es zwei Sachen, die wir daran erkennen können.

 
1.: Maria und Josef helfen ihrem Sohn auf dem Weg zum Glauben.  
Jesus ist 12 Jahre alt – also im besten Konfirmandenalter.  Bei den Juden ist es so, dass die Kinder von ihren Eltern in den Glauben eingeführt werden. Die kriegten also sozusagen Konfirmandenunterricht zu Hause. Und die Eltern von Jesus haben ihre Verantwortung ernst genommen. Der Kirchgang gehört für sie dazu – in diesem Fall war es der Tempelgang. Wir erfahren, dass sie als Familie zusammen nach Jerusalem gepilgert sind, so wie das damals üblich war. Josef und Maria haben ihren Kindern nicht nur äußerlich das mitgegeben, was zum Leben nötig ist – also Essen und Trinken und Kleidung, sondern auch geistig, indem sie mit ihnen gelernt haben und auch geistlich: dass sie von Gott erfahren, mit ihm reden lernen und auf sein Wort hören. Und so nehmen sie ihre Verantwortung für ihre Kinder wahr. Ich muss dabei an die Menschen denken, die es genauso machen. Die von klein auf mit ihren Kindern beten. Oder biblische Geschichten lesen.  Nach einem Tauferinnerungsgottesdienst sagte mir eine Mutter: Danke noch mal für die schöne Kinderbibel – da muss ich jetzt jeden Abend draus vorlesen! Und sie tut es auch! Oder ich denke an diejenigen aus unserer Gemeinde, die es ihren Kindern möglich machen, zum Kindergottesdienst zu gehen oder später zum Konfirmandenunterricht, selbst wenn sie vielleicht selber als Eltern mit dem Glauben nicht so viel am Hut haben. Ich weiß von einem Elternpaar, die haben mit dem Glauben an Gott gebrochen. Sind ganz bewusst nicht Mitglied der Kirche. Weil sie für sich darin keinen Sinn sehen. Aber trotzdem haben sie es ihren Kindern möglich gemacht, sich über den christlichen Glauben zu informieren. Selbst was rauszukriegen von Jesus und vom Glauben an ihn. Und bei zwei von ihren Kindern ist da was passiert – sie sind ganz bewusst Christ geworden. Und: die Eltern freuen sich darüber! Weil ihre Kinder ihren eigenen Weg gefunden haben – auch wenn das ein anderer Weg als der der Eltern ist.  Und ich will heute einmal ganz bewusst und ausdrücklich das loben und anerkennen, wo Eltern es ihren Kindern ermöglichen, mit Jesus Christus und seiner Gemeinde in Verbindung zu kommen und sich selbst ein Bild zu machen!


 
Das Zweite, was ich in diesem Bibelabschnitt sehe:  
Jesus muss auch lernen, was für den Glauben wichtig ist und was dazu gehört.  
Spätestens seit der Sesamstraße wissen wir: „Wer nicht fragt, bleibt dumm!“ Und manchmal ist das ja echt anstrengend, wenn unsere Kin-der uns fragen: Isst Gott auch Spinat? Kriegt mein gestorbener Hamster im Himmel Flügel? Wo ist Oma, wenn sie gestorben ist? Wie kann das sein, dass Opa im Himmel ist – ich hab doch genau geseh‘n, dass er auf dem Friedhof begraben wurde. Fragen über Fragen – und oft stehen wir auf dem Schlauch. Maria und Josef ist das sicher nicht anders gegangen. Und offenbar konnten sie ihrem Jesus nicht alles so erklären, dass er damit zufrieden und sein Wissensdurst gestillt war. Darum ist er zu denen gegangen, die ihm noch mehr Auskunft und Antwort geben können.  Für einen Jungen von 12 Jahren ist das sicher eher ungewöhnlich, dass er sich mit den angesehenen Theologen im Tempel unterhält – aber auf der anderen Seite: ich erlebe gerade im Konfirmandenunterricht manchmal sehr intelligente Fragen über den Glauben. So direkt, dass mir manchmal der Mund offen steht. Fragen, die mich selber herausfordern. Und an dieser Stelle will ich mich jetzt einmal besonders an diejenigen wenden, die auch gefragt werden: als Eltern oder Großeltern oder auch als Paten. Und ich will euch Mut machen: stellt euch den Fragen! Und sagt dann das, was ihr im Moment auch vertreten könnt. Redet nicht einfach irgendwas daher, was ihr vielleicht irgendwann und irgendwo einmal aufgeschnappt habt. Sondern seid ehrlich mit eurer Antwort.  Und wenn ihr keine Antwort habt? Dann schadet es nichts, das auch zuzugeben. Das ist immer noch besser, als zu den Kindern zu sagen: „Das ist noch nichts für dich, das verstehst du sowieso noch nicht!“   Wenn man das sagt, hat man ein hohes Risiko, dass die Kinder so einen Unsinn glauben – und irgendwann hören sie dann auf zu fragen. Das allerdings wäre die schlechteste Lösung.  Seid man nicht Bange davor, euch den Fragen eurer Kinder zu stellen – ihr könnt mehr, als ihr denkt!  Und wenn ihr doch an eure Grenzen kommt, dann habt ihr immer noch die Möglichkeit, euch selber zu informieren. Es gibt gute Literatur, die einem da weiterhilft. Und im Zweifelsfall ist es immer gut, das Gespräch mit jemandem zu suchen, der auch schon mal in dieser Situation gewesen ist, sich Rat bei anderen zu holen.  Wichtig ist, dass unsere Kinder mit ihren Fragen nicht allein gelassen werden, sondern eine Chance bekommen, Antworten zu finden, die ihnen für ihren Glauben weiterhelfen. Der 12jährige Jesus im Tempel macht Mut, dass wir so gut wir können unsere Kinder mit dem Glauben an den menschenfreundlichen Gott bekannt machen. Da-mit sie eine Chance bekommen, Gott lieb zu gewinnen. Ihm zu vertrauen. So wie das dann ja auch bei Jesus gewesen ist. Und das war es ja, was ihn dann später auch getragen hat: als er verfolgt und missverstanden, als er verraten und gequält und zuletzt elendig zu Tode gebracht wurde. Damit unser Gott uns im Leben helfen und uns tragen kann, brauchen wir es, dass wir in Kontakt mit ihm kommen und Vertrauen zu ihm gewinnen. Und wenn wir das in unsere Kinder investieren, oder auch in unsere Enkel- oder Patenkinder, dann ist das eine wirklich gute Investition. Amen.

 
    
Es wurde eine Andacht zum Neujahr gehalten.
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