Predigten Mai - Ev.-luth. Christus-Gemeinde Spetzerfehn

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Predigten Mai

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Predigt über 1. Petr 5, 7, 1. Sonntag nach Trinitatis ; 29.05.2016

 
Liebe Gemeinde, es gibt nicht viele Menschen, die mich wirklich aufregen. Aber eine Sorte von Menschen kriegt das regelmäßig hin: das sind die, die in allen möglichen Situationen einen frommen Spruch und kluge Ratschläge auf Lager haben.  Bibelworte, die aus dem Zusammenhang gerissen und dann anderen Menschen um die Ohren gehauen werden. Nicht dass wir uns falsch verstehen:  Worte aus der Bibel, aus dem Wort Gottes, sind etwas unglaublich wertvolles!  Aber wenn sie aus dem Zusammenhang gerissen und oberflächlich benutzt werden – dann ist das nicht sachgemäß  und das kann ich nicht gut ab.  Als ich letztes Jahr krank war, bekam ich eine Karte, da stand drauf: „Lerne leiden, ohne zu klagen.“  Toll – davon wurde mein Bein auch nicht besser!   Jemand anders wollte mich mit einem abgewandelten Wort aus dem Buch des Predigers aufbauen und ließ mich wissen: ‚Alles hat seine Zeit: lachen hat seine Zeit und krank sein hat seine Zeit.‘  Das fand’ ich OK. Und auch, was derjenige mir dann noch empfohlen hat: Wenn du wieder fit bist, dann musst du mit deiner Zeit besser umgehen. Du musst auch mal Arbeit liegen lassen und ‚Nein!‘ sagen. Das klang gut! Aber: als ich einige Zeit später mal  ‚Nein!‘ gesagt habe, und derjenige davon betroffen war, da hat gerade der sich tüchtig über mich beschwert. Und ich habe begriffen: das, was er mir als guten Rat gesagt hatte, das war nur heiße Luft und es steckte nichts dahinter.  Fromme Sprüche und wohlgemeinte Ratschläge – die kann man meistens nicht gebrauchen, wenn man gerade was Belastendes erlebt. Und wenn sie trotzdem kommen, empfindet man sie manchmal als Schläge. Rat-schläge können Schläge sein! Sogar Bibelworte, die doch eigentlich aufbauen und stärken und Mut machen wollen, können zu Schlägen werden.  Und nun geht‘s heute um einen Satz aus der Bibel, der auch so klingt wie so’n frommer Spruch: ‚Alle eure Sorge werft auf ihn: denn er sorgt für euch!‘

 
Letztes Jahr stand es in allen Zeitungen, dass eine bestimmte Sorte von Gewehren, die die Bundeswehr hat, nicht richtig funktionieren. Wenn sie nur wenig benutzt werden, ist alles OK.
Aber wenn’s brenzlig wird, funktionieren sie nicht mehr. Sie taugen nichts für den Ernstfall.
Alle eure Sorge werft auf ihn!“ Dieser Satz will aber gerade im Ernstfall des Lebens eine Hilfe sein. Aber dazu ist es nötig, dass wir ihn nicht oberflächlich benutzen. Denn dann wird auch dieser tolle Satz problematisch. Alle eure Sorge werft auf ihn!  Sag das mal einem Menschen, der vor‘n paar Jahren ein kleines Häuschen gebaut hat und der nun um seinen Arbeitsplatz bangt, mit Hartz IV im Nacken.  Alle eure Sorge werft auf ihn!   Sag das mal einer Mutter, die am Bett ihres schwerkranken Kindes sitzt und bangt, ob das Fieber runtergeht, oder den kritischen Wert übersteigt. Das kannst du noch und noch vor dir hin sagen: Alle eure Sorge werft auf ihn…, wenn du vor dem Arzt sitzt und es schon an seinem Gesicht siehst, dass er dir nichts Gutes zu sagen hat.  
Ich denke, dass vielleicht jeder von uns solche Situationen kennt, in denen gut gemeinte  Worte einfach an den Sorgen abprallen, die einen gerade im Griff haben. Und darum müssen wir aufpassen, dass dieses kostbare Wort Gottes, dass wir unsere Sorge auf Ihn werfen sollen, dass wir damit nicht oberflächlich umgehen und dass wir kucken, wie wir aus dem Würgegriff der Sorge rauskommen.

 
Zuerst einmal: Sorgen gehören zu unserem Leben einfach dazu! Plötzlich sind sie da. Sie sind unvermeidbar. Wie Müll. Der fällt einfach an. Aber er muss entsorgt werden, sonst werden wir davon krank.  Müll, der sich wochenlang in Häusern und Straßen stapelt, vergiftet die Umwelt und zieht Seuchen nach sich.  Genauso ist es mit den Sorgen. Wenn ich sie nicht in den Griff kriege, kriegen sie mich in den Griff und machen mich krank.  
Aber was hilft mir, wenn ich Sorgen habe? Was kann mich entlasten von den Gedanken, die immerzu um das eine kreisen, das mir Sorgen macht?  Erstmal hilft es, wenn jemand da ist, dem ich von meinen Sorgen erzählen kann. Es ist wichtig, dass mir jemand zuhört. Entweder jemand, der mir vertraut ist: Der Partner, eine gute Freundin, ein Nachbar, ein Seelsorger. Oder jemand, den ich gar nicht kenne, bei dem ich anonym meine Sorgen abladen kann, etwa bei der Telefonseelsorge.  Die Menschen, denen ich von meinen Sorgen erzähle, können oft meine Probleme nicht lösen.  Aber sie hören mir zu. Sie fühlen mit. Sie suchen mit mir zusammen nach Lösungen. Das tröstet.   Es tut gut, wenn ich jemandem mein Herz ausschütten konnte.

 
Unser Predigttext gibt noch eine andere Hilfe, um mit den Sorgen fertig zu werden: „Alle eure Sorge werft auf Gott.“ Also: anstatt, dass die Sorge mich auffrisst, soll ich sie von mir wegwerfen. Hin auf Gott.  Der kann sie besser tragen als ich. Weil er stärker ist. Und er hat immer noch Möglichkeiten, auch wenn ich schon längst auf’m Schlauch stehe.
Aber dass wir das merken, dass Gott uns hilft, dass die Sorgen uns nicht in den Griff kriegen, das ist ein Wagnis, das ich eingehen muss. Theoretisch und mit logischen Argumenten kriege ich die Sorgen nicht weg. Mit positivem Denken auch nicht. Und verdrängen hilft auch nicht – irgendwann kommen sie umso stärker wieder zum Vorschein. Wenn ich Sorgen los-
werden will, dann muss ich mich darauf einlassen, dass es eine Instanz gibt, die Sorgen wirklich aus der Welt schaffen, also entsorgen kann. Und da sagt die Bibel: Probier es aus! Wage es! Lass los! Wirf deine ganz konkrete Sorge auf Gott!  

 
Da steht ‚werft‘. Das ist etwas anderes als ‚hinlegen‘.   Werfen ist anstrengend. „Alle eure Sorge werft auf Gott...“ – dabei muss ich immer an die Hammer- und Diskuswerfer in der Leichtathletik denken. Wenn die den Hammer oder die Diskusscheibe werfen, dann nehmen die erstmal einen gewaltigen Anlauf und wenn sie das Teil dann wegschmeißen, dann schreien die richtig laut. So anstrengend ist das!  Und unsere Sorgen auf Gott werfen – das ist auch anstrengend! Es ist schwer, die Sorgen los zu lassen. Und das wegwerfen von Sorgen ist darum so schwer, weil wir in dem Moment ja noch nicht wissen, wie es ausgeht. Ob wir sie wirklich loswerden. Ob wir wirklich entlastet werden. Und um es herauszukriegen, müssen wir es probieren. Kinder sind uns in diesem Punkt voraus: wenn Kinder Angst haben und unsicher sind, dann packen sie die Hand von Mama oder Papa und werden mutig.  Mir erzählte jemand, dass er mit seinen Enkelkindern im Schwimmbad gewesen ist. Das kleine Mädchen wollte die große Rutsche nicht runtersausen, sie hatte Angst. Und da hat ihr kleiner Bruder gesagt: Du, das darfst du wohl – Gott und Opa sind ja bei dir! Und da hat sie es gewagt und:  sie hat es geschafft!  Genau das meint dieser Vers aus der Bibel: “Alle eure Sorge werft auf Gott, denn er sorgt für euch!“  Das kleine Mädchen im Schwimmbad ist erst dahinter gekommen, dass das stimmt, was ihr Bruder gesagt hat, als sie es ausprobiert hat. Und so ist das auch mit unseren Sorgen. Dass sie uns aus ihrem Griff lassen, und dass sie uns nicht mehr die Luft abdrücken, das werden wir erst merken, wenn wir es wirklich wagen, sie auf Gott zu werfen. Auch, wenn’s anstrengend ist.  Und es ist ja anstrengend, wenn Hartz IV droht und die Zwangsversteigerung vom Haus, diese Sorge auf Gott zu werfen.
Und es ist anstrengend, wenn dein Kind so schlimm krank ist, diese Sorge auf Gott zu werfen. Und es ist anstrengend, mit einer schlimmen Diagnose fertig zu werden.  Aber: es ist immerhin eine Chance, die wir haben, damit wir unter unseren Sorgen nicht kaputt gehen. Und damit wir die Kraft, die die Sorgen aus uns raussaugen – dass wir diese Kraft darauf verwenden können, uns gegen das Problem zu stemmen, was uns gerade Sorgen macht.
Ich bin überzeugt: wenn wir unsere Sorge auf Gott werfen, dann wird er uns das zeigen, dass auch der Rest des Satzes stimmt: ‚...denn er, Gott, sorgt für euch!‘.  Ich wünsche Euch und mir den Mut, dass wir dann, wenn’s drauf ankommt, es riskieren und uns darauf einlassen können, dass wir wirklich alle unsere Sorgen auf Gott werfen und dass wir spüren: Er sorgt für uns! Amen.

 
          

 

Von der heutigen Predigt liegt uns keine schriftliche Fassung vor. Wir wünschen viel Spaß mit der Audioversion!


Predigt über Apostelgeschichte 2, 1-18; 2. Pfingstfeiertag; 16.05.2016

 
Liebe Gemeinde, zuerst lese ich den Predigttext – Apostelgeschichte 2, 1-18. Ich verbin-
de damit eine Aufgabe: zählt doch bitte einmal mit, wie oft das Wort „alle“ vorkommt.

 
Zum Beginn des jüdischen Pfingstfestes waren alle Jünger wieder beieinander. Plötzlich kam vom Himmel her ein Brausen wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie sich versammelt hatten. Zugleich sahen sie etwas wie züngelndes Feuer, das sich auf jedem Einzelnen von ihnen niederließ. So wurden sie alle mit dem Heiligen Geist erfüllt und redeten in fremden Sprachen, jeder so, wie der Geist es ihm eingab.  Zum Fest waren viele fromme Juden aus aller Welt nach Jerusalem gekommen. Als sie das Brausen hörten, liefen sie von allen Seiten herbei. Fassungslos hörte jeder die Jünger in seiner eigenen Sprache reden. „Wie ist das möglich?", riefen sie außer sich. "Alle diese Leute sind doch aus Galiläa, und nun hören wir sie in unserer Muttersprache reden; ganz gleich, ob wir Parther,
Meder oder Elamiter sind. Andere von uns kommen aus Mesopotamien, Judäa, Kappa-
dozien, Pontus und der Provinz Asia, aus Phrygien, Pamphylien und aus Ägypten, aus der Gegend von Kyrene in Libyen und selbst aus Rom. Wir sind Juden oder Anhänger des jüdischen Glaubens, Kreter und Araber. Doch jeder von uns hört diese Männer in sei-
ner eigenen Sprache von Gottes großen Taten reden!"  Bestürzt und ratlos fragte einer den anderen: "Was soll das bedeuten?" Einige aber spotteten: "Die haben doch nur zu viel getrunken!"  Da erhob sich Petrus mit den anderen elf Aposteln und rief der Menge zu: "Hört her, ihr jüdischen Männer aus aller Welt und ihr Einwohner von Jerusalem. Ich will euch er-
klären, was hier geschieht. Diese Männer sind nicht betrunken, wie einige von euch meinen. Es ist ja erst neun Uhr morgens. Nein, hier erfüllt sich, was Gott durch den Propheten Joel vorausgesagt hat. Bei ihm heißt es: 'In den letzten Tagen, spricht Gott, will ich die Menschen mit meinem Geist erfüllen. Eure Söhne und Töchter werden aus göttlicher Eingebung reden, eure jungen Männer werden Visionen haben und die alten Männer bedeutungsvolle Träume. Allen Männern und Frauen, die mir dienen, will ich meinen Geist geben, und sie werden in meinem Auftrag prophetisch reden.  (7x)

 
So also war es damals, beim ersten Pfingsten: tausende Menschen aus aller Herren Länder sind in Jerusalem beieinander, um miteinander das Erntedankfest  zu feiern. Auch die Jünger von Jesus sind dabei. Und als sie da so beieinander in einem Haus sitzen, geschieht etwas sehr Ungewöhnliches: plötzlich weht in diesem Haus ein starker Sturm und der Wind braust und dann sehen sie, dass jeder von ihnen eine Flamme über dem Kopf hat.  Die Jünger merken: Jetzt ist Gott mitten unter uns! Seine Gegenwart berührt uns, und wir spüren seine Nähe. Und dann geschieht noch was: jeder von den Jüngern spricht in einer anderen Sprache. In einer Sprache, die er nie gelernt hat. Ohne Vokabeln und Grammatik lernen zu müssen, einfach so.   Und plötzlich läuft da ’ne riesige Menschenmenge vor diesem Haus auf. Jetzt stehen da die ganzen Leute aus den vielen unterschiedlichen Ländern – und jeder von ihnen hört in seiner eigenen Sprache das, was einer von Jesu Jüngern ihm von Jesus erzählt! Das ist, als wenn du als Ostfriese in Schwaben bist und da erzählt dir ein waschechter Schwabe etwas - und du verstehst es, Wort für Wort. Da schlackert man unwillkürlich mit den Ohren, weil: normal ist das nicht!  „Die da unten“ können ja alles, bloß kein richtiges Deutsch, dagegen sind wir Ostfriesen ja noch die reinsten Sprachkünstler.   Hier, an diesem Pfingsttag, da funktioniert das plötzlich! Die, die da keinen Sinn für haben, die spotten: „Die sind schon betrunken!“  Aber damals kannten die keinen Frühtanz in Tange, bei dem man um 9 Uhr schon hinüber ist. Sondern hier sorgt Gott selbst dafür, dass jeder jeden verstehen kann. Damit es unter die Leute kommt, was er ihnen sagen will.  Da sorgt Gott selbst dafür, dass die Gute Nachricht von Jesus gehört und auch verstanden wird. Dass Menschen merken: das geht mich an! Das, was von Jesus ausgeht, das ist nicht irgendwas Vergangenes, sondern das ist lebensrelevant und betrifft mich heute und greift konkret in mein Leben ein. Und ganz am Ende dieses Berichtes, da erwähnt Lukas fast beiläufig, dass „an diesem Tag etwa 3000 Menschen hinzugefügt“ wurden.  Auf einen Schlag wuchs die noch ganz kleine Jesus-Gemeinde um 3000 Leute. Und seitdem ist sie weitergewachsen. Durch alle Zeiten. Auf allen Kontinenten. Und immer noch kommen Menschen dazu. Auch bei uns. Meistens nicht mehr mit Sturm und Feuerflammen - aber immer noch so, dass Gott selbst dafür sorgt, dass Menschen von seiner Kraft, von seinem Heiligen Geist erfasst und berührt werden. Hätte Gott dafür nicht gesorgt, dann würdest du heute nicht hier sein! Hätte er dir nicht den Heiligen Geist geschenkt, dann wäre dir der Gottesdienst und überhaupt die Gemeinde egal.  Aber sie ist dir nicht egal. Du bist dabei. Du hast es selbst erlebt, dass bei dir Pfingsten  wurde. Dass du dazu gehörst. Zu Jesus und seiner Gemeinde. Egal, wie das geschehen ist und egal wann: du gehörst dazu!  Wie Menschen zur Gemeinde kommen, das ist so unterschiedlich, wie wir Menschen unterschiedlich sind. Aber dass immer wieder welche Christ werden und ihren Glauben in der Gemeinde leben, das ist auch nach 2000 Jahren noch so. Und das ist das typische am christlichen Glauben: da sollen die, die dazugehören, nicht nur miteinander beschäftigt sein. Natürlich, es ist schön, wenn wir uns in unseren Gruppen und Kreisen alle gut kennen. Aber die Gemeinde darf keine geschlossene Gesellschaft sein.  Wir sind nicht nur für uns selbst da! Nicht nur zur eigenen Erbauung! Sondern wir sollen offen sein für die, die noch dazukommen. Gutes Beispiel dafür: „Wir suchen Menschen, die mitsingen und mitspielen wollen!“ So ungefähr stand es vor einem Jahr im Gemeindebrief – Du, liebe Gisela, hattest dazu was geschrieben. Und es kamen Menschen! So viele, dass nun mit den Spetzer Saitenklängen ein eigener Chor draus ge-
worden ist! Und Zuwachs für den Gitarrenchor war auch noch drin!   Die Gemeinde der Christen soll offen sein! Das wird im Pfingstbericht ganz deutlich: 7 mal „alle“!   So ist es mehrmals im Neuen Testament und daran sehen wir: immer geht es Gott um „alle“.
Er will alle! Das ist Seine Vision! Sein Ziel. Und der Bibelabschnitt für heute wirft drei Gesichtspunkte auf, wie das denn heute und bei uns mit diesem „alle“ ist.

 
1.: Alle an einem Ort
Lukas legt in seinem Bericht vom ersten Pfingsten Wert darauf, dass er sagt, dass die Jünger alle an einem Ort beieinander sind. Das erste Pfingsten wurde zum Gründungstag der Gemeinde Jesu, weil Gottes Geist sie alle an einem Ort erreichen konnte. Sie waren beieinander und haben miteinander erlebt, was Gottes Geist schafft und schenkt und will. Sie haben ein gemeinsames geistliches Erlebnis erfahren. Alle an einem Ort – das tut gut! Und das merken wir ja auch: was ist das oft für ein erhebendes Gefühl, wenn wir miteinander einen Gottesdienst erleben. Wenn wir miteinander singen und dann von der Orgel, vom Klavier, vom Posaunenchor so richtig mitgezogen werden. Das klingt nicht nur schön, sondern wir merken auch: ich stehe mit meinem Glauben nicht allein! Jemand sagte mir: ‚Zu Hause hab ich es schwer mit meinem Glauben! Meine Familie hält da nicht so viel von. Von dem Thema brauch ich gar nicht anfangen. Aber hier, in der Kirche, da ist das ganz anders! Das tut mir gut, mit anderen zusammen zu sein, die auch vom Glauben was halten. Das baut mich jedes Mal auf!’  

 
Alle an einem Ort – das tut gut! Natürlich – heute haben wir es viel schwerer als die ganz
kleine Gemeinde damals, alle an einem Ort zu sein. Alle, die zu unserer Gemeinde wenigstens auf dem Papier dazugehören, kriegen wir nie zusammen – das sind im Moment rund 2.550 Personen. Und trotzdem: der Hinweis in der Pfingstgeschichte ist wichtig! Wir brauchen das auch, dass wir möglichst viele Gelegenheiten haben, bei denen möglichst viele Mitglieder unserer Gemeinde beieinander sind. Das kann der Gottesdienst sein. Aber auch eine Gruppe, die sich unter der Woche trifft. Ein Chor. Ein Gesprächskreis. Der Frauenkreis. Wir haben das alles in unserer Kirche. Auch in unserer Gemeinde. Aber haben wir auch immer alle?  Nein, wir haben nicht immer alle. Es kommt immer wieder vor, dass da in den Gruppen und Kreisen welche fehlen. In einer Arbeitsgruppe, die ein bestimmtes Projekt vorbereiten soll, hab ich es vergangenes Jahr erlebt: von den ungefähr zehn, die dazugehören, waren zur vereinbarten Zeit gerade mal die Hälfte erschienen. Andere kamen viel später, andere gar nicht. Das Ergebnis: erstens machte sich Frust breit und zweitens sind wir mit unserer Arbeit nicht vorangekommen.  Anderes Beispiel: ich weiß von Menschen, die legen schon Wochen vorher fest, wann sie in ihrer Gemeinde zum Gottesdienst gehen und wann nicht. Sie machen es von verschiedenen Faktoren abhängig: Singt dann ein Chor, den ich gerne hören mag? Oder umgekehrt: Dann und dann singt der Chor! Da ist jemand drin, den mag ich nicht leiden. Dann geh‘ ich nicht zur Kirche.    Oder: Ist an dem Sonntag irgendwas Besonderes los und es dauert dadurch etwas länger?  Noch ein anderes Beispiel: da kannst du in einer Gruppe noch so ein tolles Thema haben: irgendjemand hat garantiert was dran zu meckern und bleibt an dem Abend dann einfach weg.  Es ist eine Tatsache, dass wir längst nicht immer alle mit im Boot haben, auch in unseren einzelnen Gruppen nicht. Das liegt aus meiner Sicht entscheidend mit daran, dass die Individualisierung auch die Kirche und auch unsere Gemeinde erreicht hat.   Individualisierung – kompliziertes Wort, einfache Sache. Viele fragen nicht mehr: was tut unserem Gottesdienst gut, oder was tut meiner Gruppe, was tut meiner Gemeinde gut. Sondern der Trend geht dahin, dass zuerst gefragt wird: worauf habe ich jetzt gerade Lust, und was ist mir jetzt gerade besonders wichtig und woran habe ich jetzt gerade Interesse. Und wenn dann an einem Sonntag ein Chor singt, den ich nicht hören mag, bleib ich eben zu Hause. Und wenn Taufen sind, dann fühlen sie sich gestört und es dauert ja auch länger – und prompt bleiben sie zu Hause.  Und wenn in einer Gruppe mal ein Thema dran ist, das mich nicht interessiert, dann geh’ ich gar nicht erst hin. Und wenn ich was anderes vorhabe, dann geh’ ich nicht zu meinem Arbeitskreis. Das ist oft in den Gemeinden so, und auch bei uns kommt das vor.   
Gleichzeitig wird aber oft gefragt: Woran liegt das, dass die Kirche in der Gesellschaft nicht mehr so gehört wird? Einer fragte mich: wie können unsere Gottesdienste noch anziehender und einladender werden? Dass da noch mehr junge Leute hingehen? Wie kann „Kirche“, wie kann auch unsere Gemeinde noch mehr Ausstrahlungskraft gewinnen? Gute Fragen sind das!   Der Bibelabschnitt heute gibt eine Antwort: „Sie waren alle an einem Ort beieinander“ und: „An diesem Tag wurden hinzugefügt etwa 3000 Menschen“.  Dass ein Gottesdienst anziehend und einladend wird – das hängt eng damit zusammen, dass Menschen da einfach hingehen – auch wenn ein Chor singt, der nicht so ihr Ding ist. Und ob das Miteinander in meiner Gruppe Spaß macht und dass es dann auch vorangeht, das hängt eng damit zusammen, dass jeder das auch als wichtig ansieht. Und wenn mich jemand fragt: was müssen wir tun, damit noch mehr jüngere Leute in die Kirche kommen, dann kann ich nur sagen: wenn du selbst so oft wie möglich da bist, dann zieht das ganz von selbst auch andere an!  Es würde uns selber und auch unserer Gemeinde gut tun, dass öfter „alle an einem Ort“ sind.

 
Jetzt nochmal „alle“: Alle erfüllt vom Heiligen Geist  „Plötzlich gab es ein mächtiges Rauschen. ... Es erfüllte das ganze Haus ... . Dann sahen sie etwas wie Feuer, das sich
zerteilte, und auf jedem ließ sich eine Flammenzunge nieder. Alle wurden vom Geist
Gottes erfüllt...“   Das Wesentliche dabei ist, dass Gott „alle“, die da beieinander sind, mit seinem Heiligen Geist erfüllt. Mit der Kraft, die von Jesus Christus ausgeht. Und an den Jüngern, an dieser ersten Gemeinde, sehen wir, welche Folgen das hat. Dass  dieser Heilige Geist sie in und durch die Zukunft führt. Sie im Glauben hält. Ihnen ein frohes Herz gibt und dann, wenn’s dran ist, sie tröstet.

 
Sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist!“ Das zeigt: Gott schließt keinen aus, wenn es um den Heiligen Geist geht. Alle, die sich auf die Beziehung zu Jesus einlassen, jeder von ihnen bekommt den Heiligen Geist. Für uns sehe ich darin zwei Hinweise: a) Wir sollten nicht andere taxieren. Wir sollen die anderen in der Gemeinde nicht einschätzen, ob ihr Glaube wohl „echt“ ist oder nicht. Das steht uns nicht zu!  Uns steht nur das Staunen darüber zu, dass Gott seinen Heiligen Geist großzügig austeilt – an alle, die da im Namen Jesu beiein-
ander sind.
b) Manchmal sagen mir Menschen, dass sie Angst haben, den Heiligen Geist vielleicht nicht zu haben. Oft sind das Menschen, die von sich selber denken, dass ihr Glaube ganz schwach ist. Wenn es dir so gehen sollte, dann lass dir sagen: Wenn diese Frage, wenn diese Angst in dir ist, dann ist das schon ein sicheres Zeichen dafür, dass du den Heiligen Geist empfangen hast! Wer nach ihm fragt, wer sich nach ihm sehnt, wer ihn haben will – der ist schon von ihm erfüllt! Jede Bitte um den Heiligen Geist kommt schon aus dem Heiligen Geist!

 
Ein drittes Mal „alle“: Alle Völker
Es wohnten aber in Jerusalem Juden, die waren gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel ... da will ich ausgießen meinen Geist über alle Menschen.‘ Heute könnte das so heißen: Es wohnen in Spetz und Wiesmoor viele, die getauft und konfirmiert sind, und die bis heute nicht wissen, was ihnen entgeht ohne Jesus.“ Oder: „Es gibt viele, die aus der Kirche ausgetreten sind, und die sich nach dem echten Leben sehnen.“  Ja, auch bei uns gibt es viele Menschen, für die Gott sich sein Pfingsten herbeisehnt! Denen er auch seinen Heiligen Geist geben möchte. Wie kann das geschehen? Auch auf diese Frage gibt der Text eine Antwort: „...und fingen an zu predigen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.“ Vergangene Woche hatte ich ein sehr interessantes Gespräch. Ich wurde gefragt, wie ich das emotional hinkriege, auch bei denen, die sonst im Gemeindeleben nicht in Erscheinung treten, ansprechende und schöne Gottesdienste und Amtshandlungen zu gestalten. Auch dann, wenn ich den Eindruck habe, eigentlich interessiert es sie nicht wirklich. Und ich muss ehrlich sagen: das fällt mir zunehmend schwer und manchmal habe ich keine Lust mehr dazu! Aber dann muss ich es mir sagen und mich daran erinnern lassen: Gott hat Sehnsucht nach diesen Menschen! Und er nimmt in diesem Fall mich dazu in Anspruch, sie mit aller Freundlichkeit und Herzlichkeit anzusprechen. Aber das ist nicht nur eine Sache, die mich als Hauptamtlichen angeht: Alle, die Gottes Geist empfangen haben, haben damit auch die Fähigkeit bekommen, andere zu gewinnen und einzuladen. Und wie oft haben wir das in unserer Gemeinde schon erlebt! Dass jemand Zugang gefunden hat, weil ein anderer auch hier dabei ist.  Dazu brauchen wir keine großartigen Gemeindeaufbau-Programme. Es genügt, wenn wir, die wir den Heiligen Geist empfangen haben, unseren Glauben nicht verstecken. So wie ihr das jetzt gerade tut! Allein durch die Tatsache, dass ihr heute morgen aufgestanden und zur Kirche gegangen seid, predigt ihr auf eure Weise! Das merken ja Menschen – und die werden sich was dabei denken. Und wenn wir uns auf unsere Art und Weise zur Verfügung stellen, dann sorgt Gott schon dafür, dass Menschen dazukommen. Vielleicht nicht gleich 3000 auf einmal, aber doch erstaunlich viele. In diesem Sinne: Frohe Pfingsten! Amen!

 
          

 

Predigt über 1. Mose 11, 1-8; Pfingstsonntag 2016

Liebe Gemeinde, kennt ihr das? Da sprechen zwei Menschen dieselbe Sprache – und trotzdem verstehen sie einander nicht. Wie die Nachbarn, die immer gut miteinander ausgekommen sind, aber auf einmal wächst der Efeu in den Zaun auf dem Nachbargrundstück und ein Wort gibt das andere und irgendwie versteht man sich nicht mehr.  Oder die beiden, die in ihrer Kirchengemeinde miteinander eine Gruppe geleitet haben - und plötzlich fällt da irgendwann ein schiefes Wort und dann gibt’s ’ne passende Antwort drauf - und schon ist es so weit, dass man sich aus dem Weg geht. Oder die Eheleute, die schon lange verheiratet sind – und immer, wenn es um ein bestimmtes Thema geht, stoßen sie sofort an so unsichtbare Mauern, die sich zwischen ihnen aufgetürmt haben. Woher kommt das, dass Menschen einander nicht mehr verstehen? Und gibt es einen Weg, das zu ändern? Es gibt sicher unterschiedliche Ursachen, warum Menschen einander nicht mehr verstehen – und eine von ihnen hängt mit dem zusammen, worum es heute geht. Und da gibt es einen Weg - und der hängt ganz eng mit Pfingsten zusammen. Um das aber zu verstehen, müssen wir uns zuerst mal mit der Vorgeschichte von Pfingsten befassen. Diese Vorgeschichte finden wir gleich auf den ersten Seiten der Bibel, und das ist die Erzählung vom Turmbau zu Babel in 1. Buch Mose im Kapitel 11. Dort hören wir: „Früher hatten die Menschen nur eine einzige Sprache. Eines Tages ... fassten sie einen Entschluss: "Kommt, wir formen Tonziegel und brennen sie zu Ziegelsteinen! ...  Und sie sprachen: „Kommt! Wir bauen uns eine Stadt mit einem Turm, dessen Spitze bis an den Himmel reicht, damit wir uns einen Namen machen und alle zusammen bleiben!"  Da kam Gott vom Himmel herab, um sich diese Stadt und den Turm anzusehen. Er sagte: "Sie sind ein einheitliches Volk mit einer gemeinsamen Sprache. Was sie da tun, ist erst der Anfang. Mit ihrer Einigkeit wird ihnen bald jedes Vorhaben gelingen. Deshalb werde ich ihre Sprache verwirren, damit keiner mehr den anderen versteht."  So mussten die Menschen ihr Bauvorhaben abbrechen, und sie zerstreuten sich über die ganze Erde.  Darum wird die Stadt Babylon (Verwirrung) genannt, weil Gott dort die Sprache der Menschen verwirrte und sie über die ganze Erde zerstreute.“

"Früher hatten die Menschen nur eine einzige Sprache". Der Traum aller Schüler: kein Englisch mehr, kein Französisch und Latein. Jeder verstand jeden. Und man verstand nicht nur die Worte - man verstand sich auch inhaltlich, man hatte die gleichen Ziele und Ideen und war sich einfach einig.  Eines Tages hat einer eine bahnbrechende Idee: Man kann aus Lehm Steine brennen! Bis dahin war man zum Bauen immer auf Felsbrocken angewiesen, die man irgendwo gefunden hat. Nun erfand man Ziegelsteine – und damit konnte man auch dort bauen, wo es gar keine Felsen gab. So weit, so gut. Aber nun gehen sie einen entscheidenden Schritt weiter. Sie beschließen: "Wir bauen uns eine Stadt mit einem Turm, dessen Spitze bis zum Himmel reicht!"   Ungefähr so wie in Dubai. Dort ist der Burj Kalifa mittlerweile fertig. 830 Meter hoch ist er.  Doch damit nicht genug, nur einige Kilometer entfernt, auch in Dubai, soll ein Turm gebaut werden, der 1050 Meter hoch ist. Man munkelt, dass inzwischen das Geld ausgegangen ist, aber wenn er tatsächlich fertig wird, soll er den Namen bekommen: „Al Burj“, DER TURM!  „Kommt, wir bauen einen Turm, dessen Spitze bis an den Himmel reicht!“  Die damals in Babel wollten mit ihrem Turm nicht die Wolken kratzen, sie wollten gleich den Himmel kratzen, sie wollten bis in Gottes Reich vordringen. Etwas erreichen, das sie für alle Zeiten berühmt macht, sich einen Namen machen! Genau wie heute: der Turm von Dubai soll ein Statussymbol werden und Ruhm und Ehre nach Dubai bringen. Er soll nicht nur der größte Turm werden, sondern er soll zeigen: „Wir sind die Größten!“  Und bei dieser Haltung sind wir an der Wurzel vieler Kommunikationsprobleme und vieler Konflikte. Das Problem am Turmbau zu Babel ist nicht der Turm an sich. Den lässt Gott am Ende auch einfach stehen. Das Problem ist auch nicht der technische Fort-
schritt.  Das Problematische ist das, was bei diesem Turm in Babel letztlich als Motiv dahinter steckt: die Gier nach Macht und Ansehen. Das Problematische ist das dreifache "WIR!": WIR brennen Ziegelsteine! WIR bauen einen Turm! WIR machen uns einen Namen!
Dass Menschen sich einig sind und zusammenhalten, das ist ja eigentlich etwas Gutes und ich wünschte, es wäre öfter so! Problematisch wird es dann, wenn dabei andere aus dem Blick geraten – wenn man sich irgendwann nur noch darum dreht, was man selber alles kann und hat, so nach dem Motto „Wir gegen den Rest der Welt!“ Einigkeit auf Kosten von anderen – das kann gefährlich werden. Und manchmal endet das darin, dass sogar Gott auf der Strecke bleibt! Man ist so mit sich selbst beschäftigt, dass man gar nicht mehr daran denkt, dass Gott doch der Höchste ist und der, der alles in der Hand hat.  So gesehen ist dieser Turm ein Schritt auf dem Weg, sich von Gott abzuwenden und sich selbst an seine Stelle zu setzen. Und: indem man mit sich selbst so zufrieden ist, werden andere leicht vergessen.

Ich bin überzeugt: an dieser Stelle sind wir heute noch genauso gefährdet wie die damals. Durch den Drang, sich einen Namen zu machen und anerkannt zu werden. Und auch hier muss man sagen: in einem gewissen Maß ist das ja auch gesund und gehört einfach zu unserem Leben dazu. Ohne Anerkennung ist das Leben nicht schön. Wenn Ihr, liebe Hediwg und lieber Wilhelm, nun eure ganze Kraft in euer „Moorjuwel“ steckt – und kein Mensch würde beim „Offenen Garten“ kommen und kucken und keiner würde sagen: „Watt hemm’n jie dat moij maokt!“ – das wäre doch jammerschade, dann hättet ihr doch irgendwann gar keine Lust mehr. Und das sehen wir an vielen Stellen: Menschen, die nie Anerkennung finden, fühlen sich irgendwann minderwertig anderen gegenüber und verlieren die Freude am Leben. Das ist das eine Extrem – aber zur anderen Seite gibt es auch ein Extrem: dass Menschen leicht eingeschnappt sind, weil ihnen nach ihrer Meinung Achtung und Anerkennung nicht in dem Maß zuteilwurden, wie ihnen das nach ihrer Meinung zusteht.  Das fängt schon bei Kleinigkeiten an: weil jemand sie nicht gegrüßt hat, der ihm mit’m Auto entgegenkam. Oder weil sie keine Karte bekommen haben, als die Großkusine gestorben ist.
Und ich will es mal ruhig so sagen: ich sehe seit einiger Zeit schon jedesmal dagegen an, wenn ein neuer Gemeindebrief verteilt worden ist. Meist dauert es nicht lange, bis ich mitkriege, dass wieder jemand beleidigt ist. Weil der oder der abgebildet oder erwähnt worden ist – und man selber oder aber  der und der würde sich ja auch tüchtig einsetzen und von ihm hätten wir noch kein Bild abgedruckt.  Anstatt sich mit dem anderen zu freuen, fühlt man sich selbst runtergesetzt. Ich kann es nicht mehr hören! Und manchmal denke ich, wir sollten nur noch ein einzelnes Blatt rausgeben mit den Terminen für die nächsten Wochen und damit Schluss!

Wo wir uns bei solchen Überempfindlichkeiten ertappen, da sind wir gar nicht so weit weg von denen, die da in Babel den Turm bauen. Wir möchten gerne an die erste Stelle, wir möchten gerne ganz nach oben. Sind so zufrieden mit uns selbst, dass wir andere nicht mehr so im Blick haben, wie das eigentlich sein sollte.  Wie gut, dass Gott das nicht einfach so lau-
fen lässt! Die Hoffnung liegt in dem Satz: "Da kam Gott vom Himmel herab, um sich diese Stadt und den Turm anzusehen." Hört ihr die Ironie darin: Der Turm ist sooo groß – aber Gott kann den vom Himmel aus gar nicht sehen, er muss nach unten kommen.  Aber dass er vom Himmel herabkommt, das bedeutet auch: es ist ihm nicht egal, was wir Menschen machen.
Er kommt, um den Größenwahnsinn in Babel zu stoppen. Er weiß: Wenn das alles einfach so weitergeht, dann richten sie sich selbst und die Welt zugrunde. Und deswegen baute Gott eine natürliche Begrenzung ein, die die Menschheit bewahren sollte: er verwirrte ihre Sprache. Er störte das Kommunikationssystem, und ohne funktionierende Kommunikation kann man nicht zusammen arbeiten und sich auch keinen Namen machen. Das war Gottes gnädige Maßnahme, die die Menschheit davor bewahren sollte, sich in ihrem Größenwahn zu verrennen.

Gott kam ein erstes Mal, um seine Menschen vor dem Schlimmsten zu bewahren. Und dann, vor 2000 Jahren, kam er nochmal - in Jesus Christus. Und der sandte seinen Heiligen Geist und mit dem kann er bis heute versteinerte Herzen in lebendige Herzen verwandeln. Er kann uns befreien vom Kreisen um uns selbst und richtet unseren Blick auf unseren Schöpfer. Und dadurch konnte Gott nun endlich auch anfangen, dafür zu sorgen, dass die Menschen einander wieder verstehen lernen können. Genau davon erzählt die Pfingstgeschichte: Da ist eine Versammlung in Jerusalem mit Menschen aus aller Welt, mit vielen verschiedenen Sprachen. Juden aus aller Welt sind zusammen und in diese wirklich "babylonische Sprachenverwirrung" dort am Jerusalemer Tempel tut Gott ein Wunder und sorgt dafür, dass die, die dabei sind, einander wieder verstehen – egal, welche Muttersprache sie haben. Und sie verstehen nicht nur die Worte und die Grammatik. Dreitausend Menschen verstehen es an jenem Tag bis tief in ihr Herz: Dass es eben in diesem Leben nicht darum geht, sich selbst einen Namen zu machen, sondern darum, dem Herrn zu dienen, dessen Name höher ist als alle Namen: Jesus Christus.

Gott sendet seinen Heiligen Geist, und er stellt damit die Einheit wieder her, die seit Babel zerstört war. Menschen verstehen einander wieder.  Dass sie Fremdsprachen verstehen konnten, das war dabei nur ein Zeichen - um anzudeuten, worum es geht: dass Gott die verloren gegangene Einheit der Herzen wieder neu schenken will. Diese Verbundenheit, die Menschen zueinander haben können, auch wenn sie nicht die gleiche Sprache sprechen.  

Gott möchte uns so verändern, dass wir nicht mehr an den Türmen unserer eigenen Eitelkeiten weiterbasteln, sondern uns einfügen lassen als Mitarbeiter in den Bau seines Reiches! Und dafür ist es nötig, dass wir die Kommunikation mit Gott wieder aufnehmen und dafür beten, dass das eigene Herz von Gottes Geist berührt wird. Damit aus unseren Herzen, die manchmal hart sind wie Ziegelsteine, wieder weiche Herzen werden, die von Gottes Liebe erfüllt sind. Dass nach und nach wieder mehr Einheit wächst und dass man einander wieder besser versteht. Wo Menschen sich vom Geist Gottes prägen lassen, da kann der Fluch Babels aufgehoben werden, da kann neues Verständnis füreinander wachsen. Gott schickt den Geist, der uns neu verbindet das nötige Verständnis füreinander gibt. Aber damit er das auch tun kann, müssen wir ihm auch die Chance dazu geben. Dadurch, dass wir wieder anfangen, Gottes Geist regieren zu lassen. Und dass sich dann etwas verändert, das können wir in der Gemeinde schon an vielen Stellen sehen. Es gibt ja nicht nur die Meckereien – es gibt auch das andere, das mich immer wieder fasziniert: welche unterschiedlichen Menschen sich in das Leben unserer Gemeinde einbringen. Wie dabei auch Gegensätze überwunden werden. Da sprach mich eine Frau an und sagte, dass sie mit einigen Konfirmanden gesprochen hat. Und sie hat diese Konfis gefragt: „Soll ich von heute an für euch beten?“ Die Konfis waren ganz perplex, haben aber Ja gesagt. Und diese Frau wurde von einigen Müttern der Jungs angesprochen und die Mütter haben ihr gesagt: Unsere Jungs haben das gleich zu Hause erzählt und waren das ganz froh drüber! / Wie oft verstehen sich Alte und Junge einfach nicht mehr – aber hier, an dieser Stelle, hat’s geklappt.  Oder da sind Menschen, die es schwer miteinander haben. Da ist viel zerbrochen zwischen ihnen. Es war mal ein enges Miteinander, aber das ist kaputt und wo immer es
geht, gehen sie einander aus dem Weg. Aber hier, in der Kirche, im Gottesdienst, da sitzen sie im gleichen Raum, hören die gleichen Worte, singen die gleichen Lieder. Hier kön-
nen sie sich begegnen. Wenigstens das! Und das ist für manche schon viel!  

Wo wir anfangen, Gottes Heiligen Geist in uns wirken zu lassen, da wird sich nach und nach etwas tun, so dass Menschen sich wieder verstehen. Sie müssen vielleicht nicht wieder die besten Freunde werden, und es werden sicher auch nicht alle Streitpunkte geklärt und ausgeräumt – aber: hier in der Gemeinde hat man einen Ort, an dem man sich wieder begegnen kann und wo das nicht peinlich ist oder beschämend, sondern dass man merkt: hier ist eine Ebene, die uns immer noch verbindet. Und mancher hat es schon erlebt, dass daraus dann nach und nach auch wieder mehr wurde.

Pfingsten – Gottes Maßnahme, dass Menschen in Seiner Nähe wieder zusammenfinden. Weil sie von Gottes Geist erfüllt werden. Es gibt noch viel zu tun und Gottes Geist wird noch Schwerstarbeit leisten müssen! Aber ich will darauf hoffen: Gott wird das hinkriegen, dass auch bei uns Menschen zu einem neuen Verstehen finden. In diesem Sinne: frohe Pfingsten! Amen.


        


    
Predigt über 1 Thessalonicher 5, 14-24; Exaudi; 08.05.2016

 
Liebe Gemeinde, ich lese zuerst den Bibelabschnitt, den ich für heute gewählt habe. Der Apostel Paulus schreibt: ‚Ermutigt die Ängstlichen. Helft den Schwachen und habt Geduld mit allen. Achtet darauf, dass niemand von euch Böses mit Bösem heimzahlt. Bemüht euch vielmehr stets, das Gute zu tun, im Umgang miteinander und mit allen Menschen. Freut euch immerzu! Lasst nicht nach im Beten! Dankt Gott in jeder Lebenslage! Das will Gott von euch als Menschen, die mit Jesus Christus verbunden sind. Unterdrückt nicht das Wirken des Heiligen Geistes. Verachtet nicht die Weisungen, die er euch gibt. Prüft aber alles, und nehmt nur an, was gut ist. ... ... Gott selbst aber, der uns seinen Frieden schenkt, vollende euch als sein heiliges Volk und bewahre euch im Innersten unversehrt, fehlerlos an Seele und Leib, für den Tag, an dem Jesus Christus, unser Herr, kommt. Gott ist treu, der euch berufen hat; er wird euch auch vollenden.‘
Eine lange Liste hat Paulus da geschrieben, 14 Mahnungen und Ratschläge. Mit Ratschlägen ist das ja so eine Sache. Vor zwei Wochen ist Frauke, unsere Jüngste, 18 geworden. Nun darf sie ganz alleine Auto fahren – bisher haben Ulrike oder ich ja immer danebengesessen. Und ich habe mich nun dabei ertappt, dass ich ihr vor ihren ersten ganz selbständigen Fahrten Dinge gesagt habe, die ich wichtig finde, Ratschläge fürs Autofahren. Nicht so plump, dass sie gleich den Braten riecht, aber doch so, dass sie kapiert, was ich meine. Aber sie hat gleich den Braten gerochen – und ich habe gemerkt: das, was ich gut meine, kommt nicht immer gut rüber.  Und wenn ich mir vorstelle, ich leg‘ ihr so‘ne Liste mit 14 Ratschlägen vor – dann würde sie spätestens nach dem dritten oder vierten sagen: Papa, nu hör‘ man auf!

 
Ob wir bei dem, was wir heute aus der Bibel hören, auch so reagieren? 14 (!)  Ratschläge, wie wir leben und miteinander umgehen sollen. Einige davon leuchten schnell ein: "Prüft alles und das Gute behaltet" – da stimmen wir gern zu. "Meidet das Böse" - klar doch.  Andere Dinge fallen uns schon schwerer: "Freut euch immerzu, lasst nicht nach im Beten, dankt Gott in jeder Lebenslage" – wie soll ich das denn hinkriegen? Mir fallen die Tage ein, an denen ich nicht fröhlich bin und zum Beten keine Ruhe finde  und an denen ich nicht großartig dankbar bin, sondern nur noch genervt.  Sollen wir also die Bibel für heute zuklappen, weil wir das, was hier drinsteht, sowieso nicht hinkriegen?!  Ich bin überzeugt, es lohnt sich, in diesen Text hinein zu hören. Und vor allem lohnt es sich, dabei mit den letzten Sätzen anzufangen.
Da merkt man nämlich: es geht gar nicht in erster Linie um das, was ich tun muss, sondern es geht in erster Linie um das, was Jesus tut. "Er aber ... heilige euch durch ...“  Also: Er, Jesus, muss uns mit Seiner Kraft erfüllen, damit wir uns an den Stellen, wo es nötig ist, verändern.  Irgendwo unterwegs hab‘ ich ein neues Haus gesehen. Nicht so, wie wir das hier normalerweise kennen, mit schönen Klinkern drumherum. Es bestand aus großen, grauen Zementsteinen. Schön sah das nicht aus.  Aber an einer Stelle, da war der Maler schon zugange, da war auf diese grauen Zementsteine schon weiße Farbe gepinselt worden. Und an diesen Stellen, da sah das Haus nach außen hin viel freundlicher aus - nicht mehr grau in grau, sondern schön hell.   Aber das, was wir heute im Bibelabschnitt hören, das will nicht nur wie so'n bisschen weiße christliche Farbe sein, die wir draufpinseln, damit wir nach außen hin freundlicher wirken. Sondern Jesus kommt es auf etwas anderes an: er möchte der Architekt und der Raumausstatter dieses Hauses sein.  Er möchte unser Leben von innen heraus gestalten – damit wir uns im Haus unseres Lebens möglichst gut entfalten können und zusammen mit anderen gut darin wohnen und leben können.  Jesus möchte das
Haus unseres Lebens gestalten - und zwar alle Lebensbereiche: Beruf und Familie, Schule
und Freizeit, unser Umgang mit dem Geld und das  Leben in der Gemeinde.  Alle Bereiche unseres Lebens will er von innen heraus gestalten und nicht nur von außen ein bisschen fromme Farbe draufpinseln.  Und er will es darum selbst machen, weil er weiß: allein kriegen wir das nicht wirklich hin! Weil wir so sind, wie wir sind!  Und Jesus droht uns deswegen nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, er weiß das wohl, dass seine Leute manchmal ’ne ziemlich lange Leitung haben. Darum hat er viel Geduld mit uns – mehr als wir oft selber mit uns haben. Das ist mir sehr wichtig, dass wir diesen Zusammenhang bemerken. Damit wir das, was wir heute hören, nicht in erster Linie als ‚muss‘, als Forderung verstehen, sondern dass wir dahinter sehen, dass Jesus nichts fordert, was er selber nicht auch gibt und wobei er uns hilft.  

 
Er "selbst aber ... vollende euch ..."  Das ist darum so wichtig, damit wir nicht unnötig unter Druck kommen. Das ist ja oft so, dass wir unter einer starken Erwartungshaltung stehen. Weil Viele von uns erwarten, dass wir Christen immer gut drauf sind, nie was verkehrt machen, keinen Ehekrach haben, dass die Kinder immer schön im Ruder laufen und und und.   Und dann sehen sie oft genug, dass das nicht so ist. Und dann wird gesagt: Das ist doch nur Fassade, die rennen in die Kirche und sind ja doch nicht besser. Ja, das stimmt: wir sind oft nicht besser!  Aber genau darum gehören wir hierher – in die Kirche! Das ist so wie mit einem Krankenhaus: kein Mensch wundert sich darüber, dass ihm im Krankenhaus auf dem Flur Leute mit einem dicken Verband entgegenkommen. Oder die in einem Rollstuhl geschoben werden, oder die einfach schlecht aussehen.  Es wundert keinen, dass im Krankenhaus Menschen sind, bei denen was nicht in Ordnung ist. Genau darum sind sie ja im Krankenhaus: damit es besser wird mit ihnen!  Wenn schon alles in Ordnung wäre, dann müssten sie da gar nicht sein!  Und mit der Kirche ist das ganz ähnlich. Jesus sagt: „Die Gesunden brauchen keinen Arzt, aber die, die krank sind!“ Und darum sind die Gemeinde und der Gottesdienst keine Orte, wo man nur hindarf, wenn alles in bester Ordnung ist. Wenn man es hinkriegt, vorbildlich zu leben. Dann wären viele Stühle sicher nicht besetzt – und
die Kanzel auch nicht!   Die Gemeinde, der Gottesdienst - das ist der Ort, wo Menschen hingehören, die genau wissen: manchmal krieg ich es einfach nicht hin, so zu leben, wie ich gerne möchte und sollte.  Der Gottesdienst - das ist der Ort, an den die Realisten gehören. Diejenigen, die es ganz realistisch sehen: mehr oder weniger oft schaffe ich es nicht, die Nerven zu behalten, die Kinder nicht anzubölken, meiner Frau oder meinem Mann das nötige Verständnis entgegen zu bringen, im Geschäft immer freundlich zu sein, und und und...   
Und die Gemeinde, der Gottesdienst ist sowas wie ein Krankenhaus – da gehe ich hin, damit es besser werden kann! Vielleicht nicht alles auf einmal - aber doch Schritt für Schritt. So, wie in einem Krankenhaus die Heilung meist nicht auf einem Schlag geschieht, sondern nach und nach. Durch eine Operation, durch Medikamente, durch eine Therapie. Und so, in diesem Sinne, wie Medizin, so sind auch die Dinge gemeint, die heute angesprochen wer-
den. Und nun lasst uns sozusagen mal einige von diesen biblischen Pillen anschauen:

 
Wir bitten euch...: Achtet darauf, dass niemand von euch Böses mit Bösem heimzahlt.
Bemüht euch vielmehr stets, das Gute zu tun, im Umgang miteinander und mit allen Menschen."  Diesen Bereich will ich zusammenfassen unter dem Thema: Wie begegnen wir einander? Wie gehen wir in der Gemeinde miteinander um?  Diese Frage entscheidet darüber, welche Atmosphäre unter uns herrscht - warm oder unterkühlt. Und damit
hängt es ja auch zusammen, ob wir für andere Menschen eine einladende Gemeinde sind,
wo man gerne hingeht oder ob wir eine Gemeinde sind, wo Gäste das Gefühl haben: da
komme ich gar nicht zwischen!  Da hat ein Mann nach Jahren wieder das Bedürfnis, zur Kirche zu gehen. Er war schon lange nicht mehr da. Aber er macht sich stark und geht hin. Und kaum ist er über die Schwelle getreten, haut ihn ein anderer an und sagt: „Is’dr vandaog wat besünners, dat Du maol in’t Kark büst?“ Mich würde es nicht wundern, wenn der nicht wiederkommt!   Oder ein Konfirmand ist in der Kirche unruhig – und als der Gottesdienst aus ist, pampt ihn ein Erwachsener gleich an und sagt: ‚So einen wie dich sollte man gar nicht konfirmieren – du weißt ja nicht mal, wie man sich in der Kirche benimmt!‘  Muss man gleich so reagieren?   Also: wie ist der Umgang unter uns? Wie die Faust auf's Auge oder wie eine Wundsalbe? Wundsalbe ist ganz samtig und weich - aber sie hat eine starke Wirkung. Sie überwindet das Gift in der Wunde. Paulus möchte uns dafür gewinnen, dass wir anderen Menschen mit solcher heilenden Kraft begegnen.  Dass wir nicht gleich mit den starken Klopfern kommen, sondern feinfühlig miteinander umgehen. Ich glaube, da können wir oft noch tüchtig was lernen! Umso nötiger haben wir es, uns heute sagen zu lassen: ‚Bemüht euch stets, das Gute zu tun, im Umgang miteinander und mit  allen Menschen.‘

 
Und dann: (14) „...Tröstet die Kleinmütigen, tragt die Schwachen, seid geduldig gegen jedermann.“    "Kleinmütige" - das sind die, deren Mut im Moment klein ist. Das kennen wir doch auch, dass wir sagen: "Ick hebb gor kien Moet mehr!" Wenn wir Dinge erleben, die uns den Lebensmut nehmen. Dass wir uns gar nicht mehr freuen können und uns gar nicht vorstellen können, dass es besser wird.   "Tröstet die Kleinmütigen" - also: macht ihnen nicht auch noch Schuldgefühle damit, dass ihr Glaube angeblich zu klein sei! Sondern sucht nach Möglichkeiten, wie ihr ihnen beistehen könnt. Lasst es zu, dass sie sagen: Ich kann im Moment mit Glauben und so gar nicht mehr viel anfangen! Denkt doch nicht gleich, dass sie nun vom Glauben abfallen – dann hätten wir ja wohl einen mickrigen Gott, wenn Er uns nicht auch in solchen Phasen festhalten könnte! Betet für die, denen es gerade so geht, damit sie neuen Mut bekommen und wieder zu Kräften kommen.

 
"Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterbrechung, seid dankbar in allen Dingen..." Paulus weiß auch, dass wir das aus eigener Kraft nicht können. Und er will uns da auch nicht unter Druck setzen, dass wir alles, was uns das Leben schwer macht, irgendwie unterdrücken und dann ein frommes Dauergrinsen aufsetzen. Wir brauchen nicht so tun, als ob es uns gut geht, wenn das gar nicht so ist.  Ich verstehe diese Stelle so: Freude, Gebet und Dank - das sind die drei Dimensionen des Raumes, in dem Jesus Hausherr ist. Das ist sein Ziel mit uns!
Wir sollen auf Dauer nicht ohne Fröhlichkeit sein, nicht ohne Dankbarkeit, nicht ohne Gebet.  Und da ist es nun ganz wichtig, dass wir uns klar machen: Paulus schreibt diese Zeilen ja nicht an einzelne Christen, sondern an die Gemeinde!  Es kann sein, dass du als Einzelner nicht mehr beten kannst! Dann müssen andere eben dafür einspringen!  ‚Betet ohne Unterbrechung‘ - das bedeutet ja nicht, dass einer sich einen Wolf betet und zu nichts anderem mehr kommt. Sondern dass wir als Christen insgesamt beten. Und das geschieht doch täglich: Es gibt keine Minute, in der nicht irgendwo gebetet wird.  Und wenn wir es gerade mal nicht können oder keine Ruhe dazu haben – dann beten andere für uns mit!

 
Vierzehn Ermahnungen haben wir am Anfang gehört und zwei oder drei haben ich herausgegriffen. Hoffentlich haben wir darin dies gehört und können es mitnehmen: Christ sind wir nicht erst dann, wenn wir es schaffen, fehlerfrei zu leben! Christ sind wir, wenn wir in Beziehung zu Jesus Christus leben, der uns auch dann erträgt, wenn wir manches nicht hinkriegen und der trotzdem treu zu uns steht und uns nach und nach verändert: "Er aber ...
heilige euch durch und durch ... Treu ist er, der euch ruft; er wird's auch tun." Amen.
    
Philipper 4, 13, Powerbank; Konfirmationen 2016

Liebe Gemeinde und heute besonders: liebe Konfirmanden! Als Teenager hab ich mir immer gewünscht, stark zu sein. So richtig körperlich stark – so vielleicht Foto    Wenn ich so stark gewesen wäre, dann hätte ich es demjenigen mal so richtig wiedergeben können, der mich eine Zeitlang gequält hat, wenn ich auf dem Rückweg von der Schule nach Hause war. Er versperrte mir den Weg, stieß mich vom Fahrrad und boxte auf mir rum. Meistens hatte ich morgens schon Bauchweh, weil ich da schon Angst vor dem Rückweg hatte. Und wenn ich so stark gewesen wäre, dann hätte ich mich wehren können und ich hätte ihm garantiert ordentlich eine auf die Nuss gegeben!  Aber leider war ich nicht so stark – eher so: Foto  
Das glaubt mir heute kein Mensch, dass ich mal so’n Spargeltarzan war.  Heute würd‘ ich einiges dafür geben, aber damals habe ich das gar nicht gut gefunden – ich war groß und dünn und hatte keine Muckis, nicht mal richtige Bauchmuskeln. Und seelisch war ich in der Zeit damals auch nicht besonders kräftig – ich hatte ziemlich viele Minderwertigkeitsgefühle und darum war ich irgendwie immer neidisch auf die, die anders waren: selbstbewusst, muskulös, stark, kräftig. Und ich hätte was drum gegeben, wenn einer von denen mir von seiner Stärke was hätte abgeben können.

Das müsste es geben: dass einer, der stark ist, einem anderen etwas von seiner Stärke was abgibt, damit der auch stark wird. Bei euern Handys gibt es das – bestimmt haben viele von euch sowas. Foto Das ist ‘ne PowerBank. Im Prinzip ist das ein Akku, und wenn der voll ist, dann kann man ihn mitnehmen und wenn dann das Akku vom Handy leer ist, kann man es damit wieder aufladen – reicht für mindestens einmal laden. Echt ‘ne tolle Erfindung!  Wer hat das nicht schon mal erlebt: Akku alle vom Handy und keine Steckdose in der Nähe!  Ich hab vor drei Wochen ein neues Handy bekommen.  Nun wollte ich was bei Amazon bestellen und mitten im Bestellvorgang war der Akku alle und da war aus die Maus. Nicht mehr bestellen, nicht mehr fotografieren, nicht mal mehr schreiben.  Eine PowerBank hatte ich noch nicht – aber hätte ich eine gehabt, dann wär‘ das kein Problem gewesen.  Ich find‘ das super, dass es für’s Handy so’ne PowerBank gibt – und es wäre richtig gut, wenn es das für unser Leben auch gäbe! Denn da brauchen wir auch viel Kraft. Keine elektrische Kraft wie beim Handy, aber seelische Kraft.   Kraft, mit der man was aus seinem Leben macht. Durchhaltekraft, damit man nicht gleich aufgibt. Kraft für den Verstand, damit man das schafft, was man an Aufgaben vor sich hat – jetzt noch in der Schule, und später in der Ausbildung, im Studium, auf der Arbeit. Egal was es im Einzelnen ist  – für’s Leben braucht man richtig viel Kraft!

Manchmal passiert das, dass diese Kraft alle ist.  Bestimmt könnt ihr euch dran erinnern, was bei euerm Vorstellungsgottesdienst Sven, unser Interviewpartner, gesagt hat. Dass er im Sicherheitsdienst gearbeitet und wichtige Leute beschützt hat. Dass er dann Ausbildungsleiter bei einer Geldtransportfirma war.  Toller Job, tolle Frau und’n knuddeligen kleinen Sohn: alles lief super bei ihm – bis er auf einmal keine Kraft mehr hatte.  Sven hat das so genannt: „Ich war komplett ausgebrannt!“  Ausgebrannt, leer, ausgepowert – und dann lief nichts mehr bei ihm. Zwei Jahre lang nicht. Bis seine ‚Akkus‘ wieder aufgela-
den waren und er neue Kraft gefunden hatte.   Beim Handy tut’s ‘ne PowerBank – aber bei uns Menschen funktioniert das leider nicht so einfach. Und darum ist es total wichtig, dass wir a) vernünftig und vorsichtig mit unserer Kraft umgehen und sie nicht unnötig verplem-
pern,  und   b)  dass wir wissen, wo wir neue Kraft tanken können.  Und zu diesem zweiten Punkt fällt mir ein Satz ein, der in der Bibel steht. „Alles kann ich durch Christus, der mir Kraft und Stärke gibt!“
„Alles kann ich...“ – das ist’ne ziemlich starke Behauptung. Und wenn jemand sowas sagt „Alles kann ich...“ – dann stell‘ ich mir vor, dass das’n echter Muskelprotz ist. Foto  Vielleicht kennt ihr den: Hulk Hogan – ein echter Kraftprotz, der im Wrestling so ziemlich alles ge-
wonnen hat, was man gewinnen kann.  Oder  Foto  Rocky Balbao – zuerst ein Amateurboxer, der in einem Armenviertel groß geworden ist. Aber er trainiert hart und am Ende kommt er groß raus.

Wenn so einer sagen würde ‚Alles kann ich...‘, dem würde man das abkaufen. Jedenfalls alles, was man mit Körperkraft auf die Reihe kriegen kann, würde jeder von den beiden mit Leichtigkeit schaffen. Aber der, der diesen Bibel-Satz schreibt, ist kein Wrestling-Meister und kein Profiboxer – sondern einer, dem es im Moment ziemlich dreckig geht. Er heißt Paulus und sitzt im Moment grad im Knast. Nicht, weil er einer Oma die Handtasche geklaut oder mit Drogen gedealt hat, sondern er sitzt im Knast, weil er öffentlich erzählt hat, dass er an Jesus glaubt!  Das war damals ziemlich gefährlich. Man musste damit rechnen, dass man dafür ’n Kopf kürzer gemacht wird – und genau darum sitzt Paulus auch im Gefängnis: er wartet auf seinen Prozess und es ist ziemlich sicher, dass er hingerichtet wird.   Aber anstatt dass er den Kopf hängen lässt, schreibt er den Leuten in seiner Gemeinde einen Brief – und in diesem Brief schreibt er eben unter anderem:  „Alles kann ich durch Christus, der mir Kraft und Stärke gibt!“  

Wenn man weiß, dass Paulus eigentlich nicht mal alleine aufs Klo gehen kann, wenn ihm ein Wärter nicht die Tür aufschließt, dann klingt das schon sehr anspruchsvoll. Und darum sagt Paulus auch nicht nur „Alles kann ich...!“ sondern: „Alles kann ich durch Christus!“ Würde Paulus nur sagen, dass er alles kann, dann wäre er ein ziemlich großer Angeber. Jeder von uns weiß: wir können nicht alles! Und manchmal merken wir das erschreckend schnell, dass wir nichts mehr können, Ende Gelände. Und so wie dieser Paulus im Gefängnis eingesperrt ist, so sind wir manchmal in Situationen eingesperrt, aus denen wir nicht einfach rauskönnen, da können wir machen, was wir wollen.  Akku leer  ist Akku leer!

Aber Paulus weiß, wo er neue Kraft hernehmen kann. Seine PowerBank ist Jesus Christus! Und zwar darum, weil dort, wo Jesus ist, Gott ist! Und wo Gott ist, da ist die Kraft! Gott ist Kraft pur!  Und wer in Verbindung mit Jesus ist, der ist angeschlossen an diese Kraft!    
In Verbindung zu Jesus sein, das ist für unser Leben genauso wie eine PowerBank für’s Handy!  Dann, wenn die eigene Kraft ausgepowert ist, kriegt man neue! Von Gott!   Und wie das geht, dazu sag‘ ich nachher noch kurz was. Aber jetzt will ich erstmal darauf eingehen,
um welche Kraft es denn geht, wofür die gut ist. Anders gefragt: Wofür macht uns die Kraft, die Jesus uns verleiht, stark?

Erstens: Um die Schönheit des Lebens zu entdecken!  Zugegeben – das klingt erstmal ziem-
lich komisch! Um die Schönheit des Lebens zu entdecken – dazu braucht man ja keine Kraft, das geht doch irgendwie ganz von selbst. Wenn Donnerstag, also Himmelfahrt, schönes Wetter sein sollte, dann werd‘ ich gemütlich auf der Terrasse sitzen, den Grill anschmeißen,
‚erfrischende‘ Getränke zu mir nehmen – die Schönheit des Lebens pur! Und dazu brauch ich nicht besonders viel Kraft.  Das stimmt – und das stimmt auch wieder nicht. Leider ist es nicht immer so einfach, dass man merkt, dass das Leben grundsätzlich erstmal schön ist. Weil es auch viele Dinge gibt, die einem das vergrätzen. Das fängt schon damit an, dass man so viel um die Ohren hat. Und ich will das ruhig mal so sagen: ich hab gerade euch Mädchen in den vergangenen anderthalb Jahren manchmal wirklich bedauert, liebe Konfis! Weil ich gemerkt hab, wie ihr oft unter Strom steht. Weil ihr noch so viel lernen müsst: Donnerstags ’ne Klassenarbeit in Mathe, Freitag in Deutsch und nächsten Montag schon die wichtige Arbeit in Chemie.   Und natürlich – ihr wollt gut sein! Seid ehrgeizig – und im Prinzip ist das gut so, keine Frage!  Aber es gibt ja auch noch andere Dinge, schöne Dinge: reiten, tanzen, Fußball, mit Freunden was machen.  Aber weil man innerlich irgendwie im Stress ist, kann man sich da manchmal gar nicht mehr wirklich drüber freuen, wie schön das ist, auf dem Pferd zu sitzen oder sich zu toller Musik zu bewegen oder gekonnt einen Ball ins Tor zu kicken oder mit seinen Freunden ausgelassen rumzualbern. Kurz gesagt: etwas von der Schönheit des Lebens zu genießen! Man kommt manchmal gar nicht dazu, das zu genießen und sich daran zu freuen. Ich hab das manchmal an euch gemerkt, dass ihr ziemlich ausgepowert wart und gar nicht so fröhlich wie sonst. Und wenn ich nachgefragt hab‘, habt ihr meistens von diesen Dingen erzählt, die euch ziemlich unter Druck setzen.

Bei euch ist das so – und bei uns Erwachsenen ist das auch so, nur dass es dann oft andere Dinge sind, die uns unter Druck setzen. Egal was es ist – manchmal sieht man gar nicht mehr, dass das Leben schön ist.Und wenn man nicht aufpasst, dann kommt man so richtig in einen Strudel rein – und nach und nach wird aus dem fröhlichen jungen Mädchen und dem pfiffigen jungen Mann fast so was wie ein Hamster im Rad.  Foto  Aber so sollen wir nicht leben! Gott hat sich das anders mit uns gedacht! Klar, wir sollen aus unserem Leben was machen - dazu sag ich gleich noch was. Aber: wir sollen uns von dem, was an Arbeit und an Aufgaben da ist, nicht auffressen lassen und wir sollen die Freude an der Schönheit des Lebens nicht verlieren! Leichter gesagt als getan!  Und darum brauchen wir die Kraft, die von Jesus kommt,  damit wir unterscheiden können: was muss ich jetzt unbedingt machen – und wo kann ich mir jetzt mal was gönnen, was mir gut tut. Vielleicht schön in der Sonne zu braten oder mich in tolle Musik zu verlieren oder was mit meinen Freunden zu machen.  
Ich glaube, dass wir es nötig haben, dass Gott uns dabei hilft, dass wir die Schönheit des Lebens nicht aus dem Blick verlieren. Und wenn du betest, dann bitte Gott auch darum, dass er gut auf dich aufpasst, damit du die Freude am Leben behältst!  

Wofür wir die Kraft brauchen, die Jesus uns gibt – zweitens: Um etwas zu wagen!
Das, was ich jetzt sage, scheint sich mit dem zu beißen, was ich gerade gesagt habe. Aber beides gehört zusammen, wenn aus unserem Leben etwas Gutes werden soll. Ihr, liebe Konfis, steht noch ziemlich am Anfang eures Lebens und habt hoffentlich noch viele Jahre vor euch! Und in euerm Vorstellungsgottesdienst habt ihr so richtig gut deutlich gemacht, dass jeder von euch von Gott was mitgekriegt hat für’s Leben – die Stärken, die ihr habt. Und glaubt mir: es ist nicht eine einzige und nicht ein einziger unter euch, dem Gott nicht so viele Stärken mitgegeben hat, wie ihr dafür braucht, dass ihr euer Leben wagen könnt!  Aber: ihr müsst diese Stärken auch einsetzen! Das Leben kommt nicht einfach auf euch zu und sagt: ‚Oh, schön, dass du da bist – ich will dir jetzt mal was Gutes tun!‘ – und schwuppdiwupp läuft es.  Manchmal passiert das auch. Wie in der Schule – da gibt es Fächer, die flutschen einfach und da musst du nicht viel für tun. Aber bei den meisten ist es so, dass man sich anstrengen muss – in der Schule und im restlichen Leben auch. Das ist so ähnlich wie mit den Leuten, die ich getroffen habe, als sie im Garten waren und die waren echt am Stöhnen. Sie hatten Rücken! Weil sie so viel Arbeit hatten. Und da hatten die gar nicht mit gerechnet. Die waren früher immer in Ostfriesland im Urlaub gewesen und fanden das hier richtig schön: blühende Blumen in den Gärten, frisches Gemüse aus‘m Gewächshaus, und ein Rasen wie geleckt.  Und als sie auf Rente kamen, haben sie gedacht: so schön wollen wir das auch haben – und dann haben sie sich hier ein Haus gekauft. Und dann haben sie sich gewundert, dass die Blumen nicht ganz von selbst so schön blühen, und dass Tomaten und Erdbeeren und Kartoffeln nicht automatisch vom Garten in die Küche kommen und dass der Rasen nicht von selbst nach fünf Millimetern aufhört zu wachsen. Sondern damit das alles so schön ist, dafür muss man echt was tun – und das ist anstrengend! Und wenn das mit’m Garten schon so ist, dann ist das mit unserem Leben erst recht so!  Aber andersrum: wenn man was dafür tut, dann fängt es auch an zu blühen und dann kann man was Schönes ernten und dann hat man viel Freude dran!  ...wenn man dafür was tut...  Das Leben läuft nicht automatisch rund! Und ich wünsche euch drei Dinge: Erstens dass ihr erkennt, was Gott euch für tolle Gaben mitgegeben hat!  Und zweitens dass ihr kuckt und danach sucht, was ihr damit und daraus machen wollt! Und drittens, dass ihr dann auch in die Socken kommt!  Lasst das Leben nicht einfach an euch vorbeirauschen! Wagt was!

Wagt was! Das ist genau das, was Jesus damals den Menschen immer wieder gesagt und
vorgelebt hat: dass sie auf ihr Leben zugehen! Etwas daraus machen! Klar – es wird nicht immer alles klappen! Es wird Pleiten, Pech und Pannen geben! Es kann sein, dass man echt auf die Schnauze fällt! Aber Jesus hat denen, denen das passiert ist, immer wieder geholfen, dass sie wieder auf die Beine kommen. Aufstehen und weitergehen!  
Menschen sagen manchmal, wenn einer einen Fehler gemacht hat: ‚Ich geb‘ ihm noch eine Chance!‘  Das ist schon toll – jemandem eine neue Chance zu geben! Aber Jesus begrenzt das nicht auf eine Chance! Er gibt auch die dritte, die vierte Chance und noch viel mehr! Aber er erwartet, dass du aufstehst und es wagst! Damals hat er einen Fischer mitten aus seinem Beruf rausgeholt und hat gesagt: Mach dein Boot am Ufer fest, ich hab‘ was Besseres für dich!   Und zu einem Beamten, einem vom Zoll, hat er gesagt: Schließ dein Büro ab und lass deine Akten  Akten sein – ich zeig dir, was wirklich wichtig ist im Leben und was deine eigentliche Bestimmung ist!    Eine Frau, die ihr Leben echt an die Wand gefahren hat, hat er aufgerichtet und ihr Mut gemacht, dass sie noch einmal was Neues anfängt!  So macht Jesus das, und er kann das, weil in ihm  Gottes Kraft ist! Und mit Gottes Kraft im Rücken kann man Dinge schaffen, die man alleine nie und nimmer hinkriegen würde!  

Und wenn ihr vielleicht auch alles andere vergesst oder schon vergessen habt, über was
wir im Konfi gesprochen haben – dieses Eine vergesst bitte nicht: Gott hat euch euer Leben geschenkt, damit ihr was draus macht! In die Richtung geht, die für euch richtig ist!   Die Stelle im Leben erreicht, wo Er, Gott, euch hinhaben möchte. Und damit das funktioniert, müsst ihr es wagen! Es kann sein, dass das schwer ist! Es kann sein, dass es mal Phasen in euerm Leben gibt, die echt belastend sind! Weil da irgendwelche Hürden im Weg stehen.   Da rackert ihr euch ab und macht und tut – und irgendwie kommt ihr trotzdem nicht aufn grünen Zweig. Oder da gibt es Menschen, die es euch echt schwer machen. Oder da treten plötzlich Umstände auf, die dafür sorgen, dass ihr euch komplett neu orientieren müsst: Mama und Papa trennen sich. Oder du hast grad’n Ausbildungsvertrag unterschrieben und dann geht die Firma pleite und du hast wieder nichts.  Egal was – es kann passieren, dass du einfach deinen Weg nicht weitergehen kannst. Dann will die Kraft, die von Gott kommt, dafür sorgen, dass du es stemmen kannst.  Dass du solche Phasen durchstehen kannst. Dass du nicht aufgibst! Dass du mit Schwierigkeiten zurechtkommst und Durststrecken ertragen kannst.   Solche Sätze sagen sich leicht – aber das zu leben, ist total schwer. Und ihr könnt mir glauben: ich weiß, wovon ich rede! Mich hat das viel Kraft gekostet, dass ich meine Minderwertigkeitsgefühle überwunden habe. Es gibt so Phasen, die unsere Lebens-Akkus extrem belasten. Und genau dafür brauchen wir diese spezielle PowerBank – den An-
schluss an Gottes Kraft.

Ihr alle bekommt nachher eine solche PowerBank. Jeder von euch weiß, wozu sie gut ist
und wie sie funktioniert. Und jeder von euch hat in den vergangenen anderthalb Jahren auch gehört, wie das mit der Kraft ist, die wir zum Leben brauchen. Dass wir die von Gott kriegen können. Das war immer wieder Thema.  Mit dieser Konfirmations-Power-Bank könnt ihr es nun so machen, dass ihr sie noch einige Tage dort liegen lasst, wo die anderen Konfirmationsgeschenke auch liegen.  Und irgendwann packt ihr die ganzen Karten und so in einen Schuhkarton und das Geld aufs Konto – und dann ist das erstmal vergessen und spielt nicht mehr wirklich eine Rolle. Gedacht hab ich die PowerBank aber für was anderes: dass ihr das Ding auspackt und benutzt! Denn dafür ist es gemacht! Und mit der Sache mit Gott ist es genauso! Das, was ihr vom Glauben gehört habt, die ganzen Dinge vom Unterricht, die könnt ihr sozusagen in ’ne Andenkenecke packen und dann dauert es nicht lange und sie sind vergessen und spielen keine Rolle mehr. Aber gedacht ist das anders! Gedacht ist das so: dass ihr euer Leben bei Gott  anschließt! Dass ihr in Verbindung mit ihm bleibt! Damit seine Kraft euch auch erreichen kann! Wenn eine PowerBank nicht eingestöpselt ist, kann sie sich nicht aufladen und dann kann sie auch keine Energie weitergeben. Und wenn wir nicht bei Gott angeschlossen sind, dann kann Er uns nicht mit Seiner Kraft aufladen und dann müssen wir uns nicht wundern, dass wir abschlaffen und dass unser Leben farblos und langweilig bleibt und wir von der Schönheit des Lebens nichts mitkriegen!  Bleibt an Gott dran! Redet mit ihm – wenn’s geht, jeden Tag! Hört auf das, was er sagt! Trefft euch mit anderen, die auch zu ihm gehören! Gelegenheiten gibt es genug dazu – wir haben darüber gesprochen.

Diese PowerBank hat eine Quastenflosse – so’n Teil mit verschiedenen Steckern dran. Strom, Energie für ganz unterschiedliche Geräte mit unterschiedlichen Anschlüssen.
Und mit der Kraft, die von Gott kommt, ist das auch so – sie reicht für alles, was im Le-
ben auf euch zukommt. Für jetzt als Teenies genauso wie für die Jahre, die auf euch zu-
kommen. Ob ihr 15 seid oder 50.  Ob ihr auf der Sonnenseite steht oder eher als Mauer-
blümchen im Schatten: die Kraft, die Jesus euch verleiht, die passt für jedes Alter und für alle Lebensphasen. Nutzt die PowerBank, die ihr heute für’s Handy geschenkt bekommt – und nutzt die PowerBank, die Gott für euch sein will! Damit ihr aus euerm Leben was macht und die Schönheit des Lebens entdeckt. Amen.

        

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