Predigten November 2014 - Ev.-luth. Christus-Gemeinde Spetzerfehn

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Predigten November 2014

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Predigt über 2. Korinther 1, 3-7;  23.11.2014, Toten-/Ewigkeitssonntag


Gepriesen sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater voller Barmherzigkeit, der Gott, der uns in jeder Not tröstet!  In allen Schwierigkeiten ermutigt er uns und steht uns bei, so dass wir auch andere trösten können, die wegen ihres Glaubens leiden müssen. Wir trösten sie, wie Gott auch uns getröstet hat.

Liebe Gemeinde, diese Worte, die wir gerade gehört haben, mögen wohl zwei ganz gegen-
sätzliche Empfindungen in uns auslösen. „Gepriesen sei Gott...“  - das klingt danach, dass es auf Freude gestimmt ist und nach festem Glauben. Danach, Gott aufrichtig und von Herzen „Danke!“ zu sagen. Und wenn der Bibelabschnitt für heute so anfängt, dann passt er wahrscheinlich nicht zur Gemütslage von vielen unter uns heute an diesem Tag. Vorgestern habe ich zu jemandem gesagt: „Ich mag gar nicht an Sonntag denken! Dann kommen mir so viele Menschen wieder vor Augen, die ich im vergangenen Jahr mit zum Friedhof bringen musste. So viele Familien, die der Tod völlig verändert hat.“   So viel Leid und Elend, was mir heute wieder vor Augen steht – und wenn mir das schon so geht, wie dann erst euch, die ihr direkt betroffen seid?!  Und wenn man dieses Leid und Elend vor Augen hat, dann fällt es schwer, in diese Worte einzustimmen „Gepriesen sei Gott...!“  

Aber vielleicht haben wir auch noch im Ohr, wie es weitergeht: „Gepriesen sei Gott,  ...
der uns in jeder Not tröstet! In allen Schwierigkeiten ermutigt er uns und steht uns bei...“ Diese Worte verstehen wir besser – weil in ihnen das anklingt, was viele von euch in diesem Jahr durchgemacht haben: Not und Leiden und Trübsal und die vielen Schwierigkeiten, die damit verbunden waren und für manchen noch sind.  Die Phasen, in denen wir keinen Lichtblick mehr sehen und nicht wissen, wie es weitergehen soll. Und nicht nur aus meiner Arbeit weiß ich: viel mehr Menschen, als wir vielleicht vermuten, geht es so. Ich weiß von so manchem, der bis oben voll ist von Dingen, mit denen er nicht zurechtkommt, bis oben voll von Kummer.  Und viele von euch, die ihr heute hier seid, haben das ja gerade in den zurückliegenden Monaten hautnah erlebt. Als der Tod in eure Familie eine Lücke riss. Bei manchen war es eine Zeitlang vorher abzusehen – und bei anderen passierte das von gleich auf jetzt, völlig unvorbereitet. Manche starben in einem hohen Alter – und andere wurden aus der Mitte des Lebens gerissen, obwohl man noch so viel vor hatte.   Jemand aus unserer Gemeinde sagte mir: „Ich mag nicht mehr! Fünfmal musste ich in diesem Jahr zu einer Beerdigung – alles in der Familie und im engsten Freundeskreis!“

Leiden, Trauer und Kummer – darum geht es auch heute. Aber es geht auch um den Trost! Genauer - hier wird gesagt: unser Gott ist der Gott alles Trostes. Und das ist ganz wichtig –
wo immer die Bibel von Trost redet, da bringt sie ihn mit Gott zusammen. Gott und Trost – Trost und Gott - das gehört zusammen!

Menschen brauchen Trost. Weil es vieles gibt, was Kummer macht. Heute denken wir besonders an den Kummer, den der Tod hervorruft. Aber Kummer gibt es ja auch darüber hinaus.  Ich habe den Schüler vor Augen, der binnen weniger Monate in der Schule in fast allen Fächern um bis zu zwei Zensuren schlechter geworden ist – weil die Ehe der Eltern auseinandergegangen ist.  Ich denke an die Menschen, denen der Arzt sagt: Ihr Mann, Ihre Frau, Ihr Vater hat Alzheimer. Wird nach und nach abbauen. Sich möglicherweise in seinem Wesen verändern. Sie haben einen schweren Weg vor sich.
Nur wenige Beispiele sind das - aber sie zeigen überdeutlich, dass Menschen Kummer haben und Leiden erdulden müssen. Menschen, die nach Trost suchen. Trost im Leid. Und das ist etwas, was der Bibelabschnitt für heute zuerst anspricht: dass es das Leid in unserem Leben gibt.

Wir hören das nicht gerne – und doch wissen: es ist so: Leiden gehört zum Leben dazu. Ob wir wollen oder nicht.  Udo Jürgens hat vor Jahren einen Titel für seine Tochter Jenny gesungen: „Ich wünsch dir Liebe ohne Leiden.“   Natürlich – das wünschen wir uns und das ist auch ganz normal so. Keiner wünscht sich, dass er leiden muss.  Aber wir wissen doch auch: es gibt keine Liebe ohne Leiden und es gibt kein Leben ohne Leiden. Und wir werden nicht danach gefragt, ob und wann und welches Leiden wir erdulden wollen.  Sogar Jesus ging das nicht anders! Wie hat er darunter gelitten, dass seine engsten Freunde in nicht verstanden, und am Ende ihn verraten und verleugnet haben!   Wie hat er in der Nacht vor seinem Tod gelitten - Blut und Wasser hat er geschwitzt vor Angst und Trübsal!  Und wie mag er gelitten haben, als er da am Kreuz hing!  "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" –  das sind nicht allein Worte von Menschen heute, sondern das sind Jesu eigene Worte! Jesus selbst leidet.

Paulus ist überzeugt: Wenn wir leiden, dann ist das keine Folge von mangelndem Glauben. Und Menschen leiden auch nicht darum, weil sie etwas "verbrochen" hätten und Gott ihnen darum solches Leiden auferlegt. Bei uns schleicht sich manchmal dieser Gedanke ein – wenn Leid auf uns zukommt, dass wir dann fragen: Was habe ich verbrochen?!  Und schon damals, zu Jesu Lebzeiten, hat man ihn immer wieder danach gefragt. Hat bei Menschen,
denen es schlecht ging, nach der Ursache danach gesucht. Und wenn wir auch keine letztgültige Antwort geben können: Jesus jedenfalls hat sich heftig dagegen verwahrt, das als Strafe Gottes anzusehen, was Menschen an Leid durchmachen. Vielleicht müssen wir uns damit zufrieden geben, dass wir sagen:  Menschen leiden, weil das Leiden ein Teil des Lebens ist.

Der Bibel ist es enorm wichtig zu sagen: wenn wir leiden, dann stellt Gott sich an unsere Seite.  Er betrachtet unser Leben und unser Leiden nicht vom hohen Himmel aus. Sondern in Jesus ist er unseren Weg mitgegangen. Wenn wir Jesus haben, dann gibt es keine Tiefe in unserem Leben, die wir allein überstehen müssten.  Dann gibt es keinen Schmerz, den wir allein aushalten müssten. ER kennt das alles aus eigener Erfahrung und ER ist bei uns, wenn wir keinen Ausweg wissen und verzweifeln. "Gott ist der Gott allen Trostes. Der tröstet uns in aller unserer Trübsal.“   Aber wie sieht das aus, wenn Gott uns tröstet? Wie macht er das konkret?  Ich kann diese Frage auch nicht so beantworten, dass es für alle gleichermaßen "passt". Das würde überhaupt nicht zu Gott passen. Er sieht uns ja nicht so wie wir vielleicht einen Ameisenhaufen im Wald. Die Millionen von Ameisen sehen für uns alle gleich aus - wir sehen da keinen Unterschied. Aber für Gott sind wir keine Ameise unter Millionen anderen.  Er kennt jeden einzelnen von uns - auch mit seinen ganz speziellen Eigenheiten. Er weiß von jedem von uns, was wir brauchen, was wir nötig haben. Und so weiß er auch von jedem einzelnen unter uns, auf welche Art und Weise er ihn besonders trö-
sten kann. In einem Lied heißt es: "Weg hast du allerwegen, an Mitteln fehlt dir's nicht!"
Aber trotzdem lassen sich einige grundsätzliche Dinge dazu sagen:

Gott kann dadurch trösten, dass er uns in schlimmen Augenblicken einen Menschen über den Weg schickt, der uns echt eine Hilfe ist. Der vielleicht gar nicht viele Worte macht, der aber für uns da ist und uns einfach durch seine Gegenwart tröstet. Solche Menschen werden auch Engel genannt. Das können ganz normale Menschen sein, die Gott aber dazu gebraucht, um uns zu trösten. Und ich bin sicher: ihr, liebe Trauernden, ihr wisst, wovon ich rede – von manchen von euch weiß ich, dass sie solche Menschen hatten und haben, die einfach da sind und ihnen gut tun!

Aber auch umgekehrt wird ein Schuh daraus: Gott tröstet auch dadurch, dass er dazu Mut macht, dass man wieder lernt, auf Menschen zuzugehen. Und das muss man oft wirklich wieder lernen. Einfach ist das nicht, aber wenn man es geschafft hat, merkt man: das tut mir gut! Und dazu gehört auch, dass man nach und nach wieder seinen Alltag in den Griff kriegt. Und trösten kann es auch, wenn man sich wieder in seine Arbeit kniet. Nicht als Zeitvertreib, sondern dass man merkt: ich werde gebraucht! Mein Leben hat noch einen Sinn – und es wäre verkehrt, es sozusagen innerlich abzuhaken oder wegzuwerfen.

Gott kann uns auch trösten durch bestimmte Zusagen in seinem Wort. Ich saß an einem Sterbebett. Es war ein Jammer mit anzukucken, wie hier ein Mensch litt und voller Unruhe war. Menschliche Worte konnten nichts mehr ausrichten, schon gar nicht trösten. Aber als ich die Worte der Bibel dieser Sterbenden zusagte: "Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir...denn   du    bist    bei    mir ..." - da ging ein Leuchten über dieses Gesicht und mit der letzten Kraft wiederholte die Frau dieses Versprechen Gottes - und wir konnten bis ins körperliche hinein deutlich spüren, wie sie dadurch getröstet wurde und wie die Unruhe von ihr abfiel. ...
"Dein Stecken und Stab trösten mich..." -  das sind keine frommen, leeren Worte, über die man lächeln könnte - sondern das ist etwas, was echten Trost geben kann! Und so schwer es ist, Menschen auf dem letzten Weg zu begleiten, so schön und so erhaben ist es auch, wenn man dabei sein darf, wenn Menschen durch Gottes Kraft berührt werden und Trost empfangen.

Aber solcher Trost kommt nicht "automatisch" - sondern im Normalfall brauchen wir dazu die Gemeinde. Und damit bin ich beim letzten Gedanken, den der Predigttext uns nahelegt: Gott tröstet uns, damit wir andere trösten können  Also: was Gott an uns tut, das soll auch anderen zugute kommen. Und wenn wir einmal in unserem Leben Trost empfangen haben, dann sollen wir diesen Trost auch weitergeben, wo es nötig ist und wo wir das können.
Wie oft stehen wir vor dem Leiden anderer Menschen und wissen gar nicht richtig, was wir dann sagen oder tun sollen. Dann müssen manchmal so bestimmte Redewendungen herhalten - alles gut gemeint, aber meistens ziemlich zwecklos: "Kopf hoch, es wird schon wieder!" "Geh an die frische Luft!" "Halt die Ohren steif!" und was man so sagt. Wir wollen damit Anteilnahme vermitteln und Hilfe geben - aber oft merken wir: das alles hilft nicht wirklich weiter.  Menschen, die selbst durch Tiefen gegangen sind, finden oft ganz andere Worte und Zeichen der Anteilnahme.  Eltern, die selbst ein  Kind verloren haben, können mitfühlen, wenn andere dasselbe trifft. Wer selber schon in einer Krankheit an der Grenze stand, der weiß, wie es einem geht, der vor einer schweren Operation steht.  Menschen, die selbst Leid erfahren haben, sind vorsichtig mit Ratschlägen und Rezepten. Sie wissen aus eigener Erfahrung, wie empfindlich Menschen oft in Zeiten der Not sind.  Sie wissen, dass jeder seinen eigenen Weg finden und im eigenen Tempo gehen muss, um wieder ins Leben zu finden.  Menschen, die selber Leid erfahren und Trost empfangen haben, die können den Schmerz und die Zweifel anderer von innen verstehen. Und das hilft ihnen, die richtigen Worte zur rechten Zeit zu finden. Oder – viel öfter: auch das Schweigen mit auszuhalten. Statt den Traurigen an die frische Luft zu schicken, gehen sie mit ihm. Statt Worte zu machen, kochen sie ihm eine Suppe oder backen einen Kuchen.   Wie auch immer: wer getröstet ist, kann trösten.

Wir können nicht auf alles eine Antwort geben. Nicht jedes Schicksal können wir deuten oder erklären. Aber als Christen können wir Menschen weitersagen, wo wir selber Trost und Hilfe erfahren haben. Gott helfe uns dabei. Amen.


Predigt über Jesaja 1, 10-17; Buß- und Bettag; 19.11.2014

"Ihr Führer des Volkes gleicht den Fürsten Sodoms. Hört, was der Herr euch zu sagen hat! Und ihr vom Volk seid wie die Einwohner Gomorras; achtet genau auf die Weisung unseres Gottes! Der Herr fragt: „Was soll ich mit euren vielen Opfern anfangen? Ich habe genug von euren Schafböcken und dem Fett eurer Mastkälber; das Blut eurer Opfertiere ist mir zuwider,
sei es von Stieren, Ziegenböcken oder Lämmern. Ihr kommt zum Tempel und denkt: 'Hier
ist Gott gegenwärtig.' Doch in Wirklichkeit zertrampelt ihr nur meinen Vorhof.  Wer hat euch
das befohlen? Hört endlich mit diesen nutzlosen Opfern auf! Ich kann euren Weihrauch nicht mehr riechen. Ihr feiert bei Neumond und am Sabbat, ihr kommt zu den Festen zusammen, aber ich verabscheue sie, weil ihr an euren Sünden festhaltet. Darum hasse ich alle diese Festversammlungen! Sie sind mir eine Last, ja, sie sind unerträglich für mich!
Streckt nur eure Hände zum Himmel, wenn ihr betet! Ich halte mir die Augen zu. Betet, soviel ihr wollt! Ich werde nicht zuhören, denn an euren Händen klebt Blut. Wascht euch, reinigt euch von aller Bosheit! Lasst eure Gräueltaten, hört auf mit dem Unrecht! Lernt wieder, Gutes zu tun! Sorgt für Recht und Gerechtigkeit, tretet den Gewalttätern entgegen, und schafft den Waisen und Witwen Recht!“

Liebe Gemeinde, starker Tobak ist das, was wir hier gerade gehört haben. Dabei war das doch eigentlich eine tolle Sache, die sich damals in Jerusalem abgespielt hat. An einem Bußtag hatte sich das Volk in Massen aufgemacht zum Tempel. Dort wollten sie dem lebendigen Gott ihre Opfer bringen. Dort wollten sie zu ihm beten und ihn loben. Dort suchten sie den Zuspruch der Vergebung, Trost und Ermutigung für ihren Weg. Neue Impulse für das Leben im Alltag wollten sie mit nach Hause nehmen. Hier hören wir von einem Volk, das den Buß- und Bettag nicht als gesetzlichen Feiertag abgeschafft hat, sondern im Gegenteil: möglichst Viele wollen dabei sein und Buße tun. Und eigentlich ist das doch rundum erfreulich, wenn Menschen aus diesem Anlass auch außer der Reihe Gottesdienst feiern - so wie Ihr ja heute Abend auch zu einem eher ungewohnten Termin hierher zur Kirche, zum Bußtagsgottesdienst gekommen seid.  Gott müsste doch mit uns zufrieden sein, oder?

Aber das Gegenteil scheint der Fall zu sein.  „Ihr Führer des Volkes gleicht den Fürsten Sodoms.“ - so redet Jesaja die Gottesdienstbesucher an. Und das ist eigentlich ja unerhört.  Da gehen Menschen zum Gottesdienst – und dann werden sie massiv beschimpft. Werden verglichen mit Sodom und Gomorra. Sodom und Gomorra, das waren ja für die Menschen damals die Zentren der Gottlosigkeit, von denen man sich die schlimmsten Geschichten erzählte. Sodom und Gomorra, das waren die Städte, die Gottes Vernichtungsgericht getroffen hatte. Der Inbegriff der Sünde, der Schuld und der Bosheit vergangener Zeiten.

"Mir reicht`s", sagt Gott, "ich habe eure Opfer satt. Eure religiösen Feste sind mir zuwi-
der. Eure Gottesdienste sind mir eine Last. Ich hab 's satt. Und eure Gebete höre ich nicht!" so lässt Gott durch den Propheten seinem Volk ausrichten.
Warum muss der Prophet Jesaja so reden? Will er uns damit den Gottesdienst mies- machen? Wenn wir richtig hinhören, dann merken wir: Um den Gottesdienst an sich geht es gar nicht. Ein kleines Wort ist es, an dem sich alles entscheidet: das Wörtchen „und“! "Sünde und Festversammlung", "Bosheit und Gottesdienst" mag ich nicht! - sagt Gott.

Dass beides bei euch so nahtlos zusammen ist, eure Gräueltaten und eure Gottesdienste, das ist das Problem. An dem kleinen Wort „und“ hängt alles. Das lastet Gott seinem Volk an: dass Sonntag und Alltag nicht übereinstimmen bei denen, die Gottesdienst feiern. Sonntags singen und beten sie, und werktags leben und handeln sie, als ob es diesen Gott und das, was Er will, nicht geben würde.  Und das ist genau die Frage, die der Prophet Jesaja auch uns heute stellt: Habt ihr begriffen, dass euer Leben unteilbar ist? Dass das, was ihr am Werktag und im Alltag tut, und das andere, was ihr in der Gemeinde, im Gottesdienst und im Chor und im Bibelkreis und in der Gemeinschaftsstunde  sagt, singt und betet, dass dies eben nicht auseinanderfallen darf!
Dieses Aufteilen des Lebens in zwei Bereiche – das gefällt Gott nicht! Einmal der Bereich des Glaubens, und zum anderen der Bereich meines Alltags. Dass dazwischen oft so große Unterschiede sind. Gott will uns ganz! Den Sonntag und den Alltag unseres Lebens! Und er sieht, dass das oft nicht klappt. Und nun könnte Gott sagen: „Da ist Hopfen und Malz verloren, da bleibt nur das Gericht!“ Aber das tut Gott nicht. Er probiert etwas anderes: durch den Propheten Jesaja lässt er seinem Volk den Weg zur Umkehr weisen und gibt die Chance zu einem neuen Anfang.  Drei Dinge wollen uns dabei helfen:

1. Es geht ums Hören
„Hört, was der Herr euch zu sagen hat!“ heißt es am Anfang. Das Hören hat in der Bibel ganz entscheidende Bedeutung. Schon das Glaubensbekenntnis Israels beginnt mit den Worten: „Höre Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr allein.“
Im Neuen Testament ist das nichts anderes. Jesus sagt: „Meine Schafe hören meine Stimme.“ Und beim Apostel Paulus lesen wir:  „So kommt der Glaube aus der Predigt“, also aus dem gehörten Wort Gottes.  
Hören ist dabei nie nur eine Sache der Ohren. Wer wirklich hört, der nimmt sich etwas zu Herzen. Und damit fängt es an, dass wir überhaupt einsehen, dass Gott wohl Grund hat, von uns enttäuscht zu sein. Wir selber neigen ja oft dazu, uns viele Dinge schön zu reden. Auch das, was wir verbockt haben. Mir sagte vor Jahren jemand: „Wenn du auch wirklich Mist gemacht hast – du musst immer erst kucken, ob du nicht jemand anders dafür verantwortlich machen kannst.“ Und nach diesem Motto leben wir oft genug. Und darum ist es so wichtig, dass wir es uns zu Herzen nehmen, was Gott uns zu sagen hat. Wenn er durch sein Wort die Verkehrtheit unseres Lebens aufdeckt. Dass wir uns sagen lassen, wie es um uns steht. Und das ist ja nicht das Einzige, was Gott zu uns spricht. Er sagt uns in seinem Wort ja auch, wie lieb er uns hat und was Jesus für uns getan hat. Und dass wir dadurch eine neue Chance bekommen. Und darum ist das Hören so wichtig – wenn wir es nicht hören, kann es uns ja nicht erreichen.

2. Es geht ums Lernen
„Lernt wieder, Gutes zu tun!“ fordert der Prophet. Offenbar ist dieses Gute nicht von selber da, auch nicht bei Menschen, die die Vergebung erfahren haben und auf einen neuen Weg gestellt sind. Was das Gute ist, was Gottes Wille ist, das muss man richtig lernen. Kucken wir doch mal auf unsere Kinder: das Schlechte brauchen wir ihnen nicht beibringen - das können sie von ganz alleine. Wenn sie so ihre Phase haben, wenn sie lügen oder wenn sie klauen. Wenn sie einen reizen bis aufs Blut. Das bringt ihnen keiner bei, das können sie.
Um wieviel schwerer ist es oft, ihnen das Gute beizubringen.  Und so geht es nicht nur den Kindern. Gott geht es mit uns genauso! Das, was nicht in seinem Sinne ist, das können wir alle ganz gut. Aber um Gut und Böse zu unterscheiden, da brauchen wir die Schule seines Wortes.

Sagen kann ich Kindern vieles, das geht zum einen Ohr rein und zum anderen raus. Viel besser ist es, wenn ich es ihnen versuche vorzuleben. Und so brauchen wir auch Menschen, an denen andere sich orientieren können. An denen sie sehen und lernen können, was es heißt, nach Gottes Willen zu fragen und zu leben. Dass wir miteinander im Sinne Jesu umgehen - und wo wir es nicht hinkriegen, dass wir es wieder neu versuchen. Damit bin ich beim dritten Punkt:

3. Es geht ums Tun
Der Prophet Jesaja belässt es nicht bei einem allgemeinen Aufruf, er wird ganz praktisch: „Sorgt für Recht und Gerechtigkeit, tretet den Gewalttätern entgegen, und schafft den Waisen und Witwen Recht!“   Waisen und Witwen waren die schwächsten Glieder der damaligen Gesellschaft, waren die, die sich nicht selbst helfen konnten. Wie man mit ihnen umgeht, das wird von Jesaja zum Maßstab des Guten und des Gotteswillens gemacht. Wir müssen von daher fragen: Wer sind diese Schwächsten bei uns, in unserer Gesellschaft und in unseren Gemeinden? Sind es die vielen Kinder, die sterben müssen, ehe sie geboren werden? Sind es die alten Menschen unter uns, die von sich sagen müssen: „Ich habe keinen Menschen“?  Sind es die Männer oder Frauen, die nach einer zerbrochenen Ehe oder Partnerschaft mit ihren kleinen Kindern allein dastehen?  Menschen, die unseren Beistand und unsere Hilfe brauchen, gibt es auch heute genug. Wie wir mit diesen Menschen umgehen, daran legt Gott den Maßstab an.

Nicht Gottesdienst und Freveltat will er haben, nicht Feiertage und Gleichgültigkeit.  
Gottesdienst und gelebter Glaube - das ist es, was Gott von uns will. Die Frage, ob wir
es hören und lernen und tun. Hören, lernen und tun, das sind die Schritte, mit denen ein Leben zurechtkommt. Gott hat es noch nicht aufgegeben, uns dazu zu rufen. In seiner großen Liebe hält er die Vaterarme offen, damit wir Buße tun und umkehren können. Und dieser Buß- und Bettag erinnert jeden und jede von uns daran: „Weißt du nicht, dass dich Gottes Güte zur Buße leitet?“ Amen.



Predigt über Matthäus 25, 31-46; Vorletzter Sonntag im Kirchenjahr; 16.11.2014

Liebe Gemeinde, vielleicht habt ihr den Predigttext noch im Ohr, den Luise
vorhin gelesen hat. Dass alle vor dem Richter erscheinen und ihr Leben vor ihm verantworten müssen. Einmal werden wir vor dem Richter dieser Welt stehen und müssen Antwort geben. Und Jesus sagt: dann wird es zwei Gruppen geben: die einen gehören zu denen, die das Reich Gottes sehen werden, oder anders gesagt: die in den Himmel kommen. Und zur anderen Gruppe gehören die, die nicht in den Himmel kommen. Klipp und klar sagt Jesus: die einen gehören dazu, die anderen nicht. So ist das, so wird das sein.

Aber woran liegt das, dass die
Einen zu dieser Gruppe gehören und die Anderen zur anderen? Was ist das Kriterium? Wenn man das wüsste, dann könnte man sich ja schon mal vorher drauf einstellen. Und genau darum geht es Jesus auch mit dem, was er hier sagt. Das gehört mit zu den letzten Worten, die er seinen Jüngern sagt, bevor seine Leidensgeschichte beginnt. Damit sie checken können, ob sie auf dem richtigen Weg sind oder damit sie gegebenenfalls die Richtung in ihrem Leben noch mal ändern können. Jesus will keinen vor die Wand laufen lassen. Er hat kein Interesse daran, dass Menschen zu der Gruppe gehören, die vom Platz gestellt wird. Sondern er möchte, dass wir zu denen gehören, die in den Himmel kommen. Die für immer an Seiner Seite sein werden. Darum ruft er uns in Erinnerung, dass er unserem Leben ein ewiges Ziel gesteckt hat und wie wir dort hinkommen. Also: woran liegt es, dass die Einen zu dieser Gruppe gehören und die Anderen zur anderen? Da geht es nun sehr überraschend zu. Da kommen einige ins Staunen, dass sie zu der einen oder anderen Gruppe gehören und können gar nicht begreifen, warum das so ist. Aber kucken wir mal der Reihe nach: Da stehen also diese beiden Gruppen vor dem Richter. Und dieser Richter ist Jesus Christus selbst! Und er begegnet uns hier nicht als Kumpel, sondern als der Herr, den der allmächtige Gott mit allen Vollmachten ausgestattet hat. Dem „alle Macht gegeben ist im Himmel und auf Erden."  

Im zurückliegenden Kirchenjahr haben wir in den Predigten oft von Jesus gehört. Und ganz oft war dabei im Vordergrund, dass er sich Menschen zugewandt hat. Ihnen Mut machte. Sie satt machte. Ihnen Hoffnung gab. Eine neue Chance. Und das ist ja auch richtig! So
ist Jesus ja auch! Er ist ja der Retter! Der, den Gott geschickt hat, damit Menschen gerettet werden und nicht verloren gehen! Aber er ist auch der, der allein über uns und unser Leben zu richten hat. Das ist keine Drohung, die uns Angst machen soll. Aber es ist eine Feststellung, an der es nichts zu verniedlichen gibt. Damit seine Zuhörer damals das etwas leichter begreifen konnten, hat Jesus dieses Bild von den Schafen und den Böcken genommen. Schafe sind Schafe, so ganz normale Schafe; und mit dem Wort „Böcke" sind Ziegen gemeint. Also keine Schafböcke, sondern Ziegen.  Das muss man wissen, damit man besser verstehen kann, was Jesus meint. Denn nun wird’s interessant: Schafe sind in der Bibel durchgehend ein Bild für die Menschen, die zum guten Hirten gehören. Die seine Stimme kennen und ihm folgen. Und der „gute Hirte", das ist nun eben Jesus! Und wenn er in diesem Abschnitt von den Schafen spricht, dann meint er damit die Menschen, die zu ihm gehören. Die das für sich in Anspruch nehmen, dass Jesus als der gute Hirte für sie starb und die seine Erlösung annehmen. Schafe sind die, die alleine nicht den Weg finden. Die den Hirten brauchen. Nach dem sie sich orientieren können. Der sie nach Hause bringt. „Böcke" sind dagegen die, die darauf beharren, dass sie diesen Hirten nicht brauchen. Dass sie mit ihrer eigenen Kraft den Weg nach Hause finden. Dass sie keine Vergebung brauchen. „Böcke", das sind die, die von sich denken: Ich lebe doch im großen und ganzen ganz vorbildlich. Tue Recht und scheue niemand! Wozu brauche ich den guten Hirten? Wozu brauche ich Jesus?  Das ist der Unterschied zwischen „Schafen" und „Böcken". Und nur wenn wir das beachten, verstehen wir das Bild richtig.

Und diese Schafe und Böcke
sind schon getrennt, bevor Jesus das Urteil spricht. Diese Reihenfolge ist wichtig! Es ist nicht so, dass der Richter erst alles aufzählt, was die einzelnen gemacht haben und dass die sich dann danach aufstellen – entweder links oder rechts. Die Einteilung steht schon fest. Für Jesus steht schon fest, wer ihn als den guten Hirten akzeptiert hat und wer nicht. Für Jesus steht schon fest, wer in den Himmel kommt und wer nicht. Und es ist klar: die Schafe und die Ziegen haben in diesem Moment nicht mehr die freie Wahl. Sie können sich nicht einfach woanders hinstellen, auf die andere Seite.
Sie
werden gestellt und es ist keine Veränderung mehr möglich. Und nachdem alle entsprechend an ihrer Stelle stehen, fängt der Richter an zu reden. Zu den Einen sagt er: „Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich!" Und das sind Worte, die wir von Jesus kennen: „Kommt her...", das hat er zu seinen Lebzeiten auch gesagt: Kommt her, die ihr mühselig und beladen seid! Kommt her mit euerm Lebensdurst! Kommt her mit euern Problemen! Kommt her mit dem, was euch auf der Seele liegt! Und jetzt sagt er es wieder: „Kommt  her..." und er meint damit: ich will nicht ohne euch sein! Ihr sollt für immer zu mir gehören! Und dann sagt er: „ererbt das Reich meines Vaters". Und das bedeutet: dass wir in den Himmel kommen, das können wir uns nicht verdienen! Das können wir von uns aus nicht machen! Das können wir nur erben! Und Jesus will damit sagen: Ihr erbt den Himmel, weil ihr Gottes Kinder seid!

Soweit ist es nun also klar: alle Menschen stehen vor dem Richter, der teilt sie ein in zwei verschiedene Gruppen, und da hat nun keiner mehr die Möglichkeit, sich noch eben schnell irgendwo anders hinzustellen. Und jetzt erst kommt das zur Sprache, was die einzelnen getan oder eben nicht getan haben. Und er fängt mit denen an, die auf der rechten Seite stehen, die in den Himmel kommen. Und er zählt auf: Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mir zu trinken gegeben.  Ich bin ein Fremder gewesen, und ihr habt mich aufgenommen. Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen, und ihr seid zu mir gekommen."  Und als Jesus zu Ende aufgezählt hat, da packen die Leute sich an den Kopf und sagen: Wie? Wann haben wir dir jemals diese ganzen Sachen getan? Es ist ihnen gar nicht bewusst, dass sie Jesus soviel Gutes getan haben. Und dann sagt Jesus: „Was ihr einem von diesen meinen ge-
ringsten Brüdern getan habt, das habt ihr mir getan!" Oder etwas anders formuliert: Immer, wenn ihr was für Menschen getan habt, die ganz unten waren, dann habt ihr das im Grunde genommen für mich getan!  Jesus kuckt hier also von sich weg auf andere. Auf Menschen, denen wichtige Dinge fehlen. Und er spricht hier von ganz einfachen menschlichen Grundbedürfnissen: vom Bedürfnis nach Essen und Trinken, nach Wohnung und Kleidung, nach menschlicher Nähe. Es geht dabei gar nicht um die ganz großen Sachen.  Jesus weiß das wohl, dass wir mit unseren Möglichkeiten normalerweise nicht die ganze Welt verbessern können. Dass wir nicht alle Not lindern und nicht jede Ungerechtigkeit beseitigen können.  Und darum macht er es eine Nummer kleiner. Er spricht von alltäglichen Dingen, die einfach getan werden, und über die man meistens gar nicht weiter nachdenkt. Das se-
hen wir ja auch an dem, was Jesus aufzählt und dass die Menschen, die das getan haben, sich daran gar nicht erinnern können. Es war einfach selbstverständlich für sie. // Stell dir mal vor, wie das einmal sein wird: „Ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht..."  „Wann denn?", fragst du dann vielleicht. Und Jesus wird sagen: Weißt du das nicht mehr? Am Dienstag, den 11. Nov. 2014, da bist du zu deiner Nachbarin gegangen. Die hatte schon zwei Tage Fieber gehabt und war schon länger nicht gut zugange. Und da bist du eem hingegangen und hast von dem Apfelkuchen von Sonntag vorher den Rest mitgenommen und dann hast du euch’ne Tasse Tee gemacht und ihr habt euch was erzählt!"
„Ich bin fremd gewesen, und ihr habt mich aufgenommen!"  „Wann war das?", wirst du fragen. Und Jesus wird vielleicht sagen: Denk doch mal kurz nach. Euer Nachbarhaus ist damals doch verkauft worden. Da sind Leute aus Duisburg reingekommen. Und als sie eingezogen waren, da bist du da hingegangen und hast’nen Blumenstrauß mitgenommen und hast ihnen erzählt, wie das hier auf dem Fehn so läuft, wenn man neu dazukommt. Und damit hast du ihnen geholfen, dass sie dazwischen gekommen sind!

„Ich war nackt..." sagt Jesus. Und damit ist auch gemeint: ich war bloß gestellt, ich wurde gemobbt, in meiner Abteilung in der Firma oder in der Schulklasse machte man sich lustig über mich. „Und ihr habt mich gekleidet" – und Jesus wird es einfallen, dass du beim Mobbing nicht mitgemacht hast und wenn du deinem Kollegen geholfen hast, dass er nicht mehr bloßgestellt wurde.  Solche ganz alltäglichen Dinge wird Jesus aufzählen. Wo Menschen etwas gefehlt hat, wo sie bedürftig waren, und wo wir ihnen geholfen haben. Eine kurze Handreichung, ein freundlicher Blick, ein liebes Wort.  Jesus in dem, der bedürftig ist! Der, dem etwas fehlt im Leben, ist sozusagen der Nebenwohnsitz von Jesus. Und das, was Jesus aufzählt, das ist nur eine Beispielliste. Eine Liste von guten Werken, die damals jeder kannte.

Und nun wendet Jesus sich den anderen zu, denen, die er sozusagen vom Platz gestellt hat. Und da zählt er diese ganze Beispielliste wieder auf und sagt den Menschen auf der linken Seite, dass sie ihm das alles nicht getan haben. Und die packen sich auch an den Kopf und begreifen das nicht. Sie können sich überhaupt nicht dran erinnern, dass sie Jesus jemals etwas schuldig geblieben sind. Und Jesus sagt: "Was ihr nicht getan habt einem von diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan." Und er wird erklären und sie erinnern: Weißt du noch – an diesem trüben Tag im November 2014? Du wolltest eigentlich zu deiner Nachbarin, um mit ihr’ne Tasse Tee zu trinken und sie auf andere Gedanken zu bringen. Aber dann musstest du unbedingt erst noch im Wohnzimmer staubsaugen und das Klo putzen – und da war es dir inzwischen zu spät geworden, um noch auf Besuch zu gehen.  Und zu einem andern wird Jesus sagen: Weißt du noch, damals, als ihr neue Nachbarn bekommen habt. Die wussten ja überhaupt nicht, wie das bei euch auf dem Fehn läuft mit Nachbarschaft und so. Du hast ihnen wohl „Moin!" zugerufen, aber als sie nach vierzehn Tagen immer noch nicht eben bei dir reingekuckt hatten, hast du gedacht: „De willn ja gor kien Kontakt hemmn" und hast sie links liegen lassen.  Und Jesus wird daran erinnern, dass du mitgemacht hast auf der Arbeit oder in der Schulklasse, wenn dein Kollege geärgert und gemobbt wurde und dass du ihm nicht geholfen hast.  Solche und ähnliche Dinge werden Jesus einfallen – lauter konkrete Sachen, die wir entweder getan oder nicht getan haben.
Und er wird es auf
sich beziehen!

Ich weiß ja nicht, liebe Gemeinde, wie es euch jetzt damit geht. Aber mir, mir ist an dieser Stelle ziemlich beklommen zumute. Weil mir auf der Stelle ganz viele Situationen einfallen, in denen ich versagt habe. Wenn das für Jesus wirklich der Maßstab ist, dann bleibe ich ihm so einiges schuldig. Ich kann das doch gar nicht so fein säuberlich auseinander halten – auf der einen Seite die, die die guten Taten getan haben, und auf der andern Seite die, die das nicht getan haben. Irgendwie geht das ineinander über – auch in mir selbst!  Ja, mir fallen durchaus Menschen ein, denen ich definitiv Gutes tun konnte und auch getan habe. Aber mir fallen auch welche ein, denen ich das schuldig geblieben bin. Aber wie denn nun?!  Wird Jesus mir das ankreiden und habe ich mir damit den Himmel verspielt? Um diese Frage kommen wir ja dann nicht herum! Und da ist es eine echte Hilfe, dass wir noch einmal ganz genau hineinkucken in diesen Bibelabschnitt. Was da wirklich steht von den Schafen und den Böcken. Erinnert ihr euch? Die Schafe, das sind in der Sprache der Bibel die Menschen, die wohl wissen oder ahnen, dass sie ohne den Hirten aufgeschmissen sind.  „Schafe", damit sind die Menschen gemeint, die wissen: ich
brauche den guten Hirten! Ich komme beim besten Willen nicht aus eigener Kraft in den Himmel. Aber Jesus, der gute Hirte, trägt mich!  Und die „Böcke"?  Das sind dann ja wohl die, die auf dem beharren, was sie bringen können. Dass sie so vorbildlich gelebt haben. Dass sie ehrlich waren. Dass sie vielleicht viele Bibelworte auswendig drauf haben. Die „Böcke", die kratzen all das Gute ihres Lebens zusammen und denken, das müsste ja wohl reichen, dass sie in den Himmel kommen. Aber für Jesus hat’s nicht gereicht!

Dieser Bibelabschnitt für heute steht darum in der Bibel, damit uns klar wird: auch als
Weltenrichter ist Jesus der Hirte. Und dieser Hirte wird seine Schafe um sich sammeln.  
Die, denen klar ist, dass ihre einzige Chance der Hirte ist.  Und darum ist es so entscheidend wichtig, ob wir uns an diesen Hirten halten oder nicht!  Dieser Bibelabschnitt heute ist ja ein Wort an die Jünger, die noch leben – die also noch die Chance haben, dass sie es sich sagen lassen, dass sie auf den guten Hirten angewiesen sind. Jesus will uns damit keine Angst machen und uns nicht drohen! Aber er will uns warnen.  „Warnen" ist etwas anderes als „Angst machen" oder „drohen". Eine Drohung kommt aus dem Hass und führt zum Bösen. Und durch Angst machen werden Menschen klein gemacht. Das will Jesus nicht! Aber er warnt und diese Warnung kommt aus seiner Liebe zu uns und damit will er uns zum Guten führen. Er möchte, dass du dich fragst: bin ich „Schaf" oder bin ich „Bock"?

Werde ich später auf der richtigen Seite stehen? Jesus sagt: du
kannst da stehen! Nicht, weil du pausenlos und vollkommen gute Taten tust – sondern weil du weißt: bei allem guten Willen krieg’ ich es nicht immer hin! Ich brauche den Hirten! ER ist ja für die Schwachen. Und darum ist er auch für mich! Und darum brauche ich vor dem Richter keine Angst zu haben! Ich hab’ mich ja zu dem geflüchtet, der der gute Hirte ist. Der auch mein Versagen an seinem Kreuz vor Gott in Ordnung gebracht hat. Und nun kann ich anfangen, so zu leben, wie er es sich von mir wünscht. Gutes tun, wo’s geht. Ganz normal im Alltag. Als Dankeschön-Geschenk für Jesus! Er freut sich drüber! Amen.

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