Predigten Oktober - Ev.-luth. Christus-Gemeinde Spetzerfehn

Direkt zum Seiteninhalt

Predigten Oktober

Predigten > 2016

    
Themapredigt "Reformation"; 30.10.2016

 
... verbeulten Hut wieder in die Form krempeln....

 
Liebe Gemeinde, was ich hier gerade mache, das ist eine Reformation! Morgen ist ja das Reformationsfest – und darum feiern wir hier in unserer Kirche einen richtig schönen und ab-
wechslungsreichen Gottesdienst.  Und so als kleines Appetithäppchen mach ich jetzt schon mal’ne kleine Reformation – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Und wenn ihr nun im Moment nur Bahnhof versteht, ist das normal. Darum will ich mal von vorne anfangen:
Also der Reformationstag erinnert an das, was morgen vor 499 Jahren passiert ist.
In der Zeit damals war Vieles in der Kirche nicht mehr so, wie es sein sollte. Das, worum es im christlichen Glauben eigentlich geht, war kaum noch zu erkennen und viele Menschen waren unzufrieden mit dem kirchlichen Leben. Die Kirche war sozusagen aus der Form geraten. So wie dieser Hut.  Er ist sicher mal ein schöner Hut auf einem schönen Kopf gewesen – aber im Laufe der Zeit hat er viele Beulen und Dellen bekommen. Man kann kaum noch erkennen, dass dieses komische Ding mal ein schöner Hut gewesen ist. So schön, wie „Kirche“ sein soll. „Kirche“ – das soll doch der Ort sein, wo Menschen gesagt wird:

Es ist schön, dass es dich gibt!“    Dass Gott es mit uns zu tun haben will.  Dass Jesus ge-
kommen ist, damit wir den Sinn finden. Damit wir nicht am Leben vorbei leben. Dass wir ein Fundament für unser Leben kriegen, das uns auch in den Krisenzeiten unseres Lebens trägt. Dass eine Hoffnung in uns wächst, die auch dann noch da ist, wenn wir mal sterben müssen.   

 
Dass das weitergesagt wird, das können Menschen in der Kirche und von der Kirche erwarten. Aber inzwischen war es ganz anders geworden: anstatt den Menschen diese
gute Nachricht von Jesus Christus weiter zu sagen, drehte sich die Kirche vor allem um sich selber: es wurde um Macht gepokert – und es wurde Geld angehäuft. Und um möglichst viel davon zu bekommen, wurde den Menschen von der Kirche Angst vor Gott eingetrichtert: Du bist abgrundtief schlecht und Gott wird dich in die Hölle werfen – aber: du kannst ihn gnädig stimmen, wenn du uns, der Kirche, Geld gibst. Je mehr Geld du gibst, desto mehr Sünden werden dir erlassen und je milder fällt deine Strafe aus.   Das vor allem war eine unerträgliche Verdrehung der Bibel. Und es war nur eine Frage der Zeit, dass viele Menschen die Nase voll hatten von dieser Kirche und dachten: hier muss viel geändert werden! Die Kirche muss wieder in ihre ursprüngliche Form zurück, sie muss "re-formiert" werden.   Wenn man dieses lateinische Wort mal aufdröselt, dann bedeutet das: wieder zurück in die alte Form bringen. So wie ich jetzt diesen verbeulten Hut wieder in seine ursprüngliche Form zurück bringe. Dafür war damals, vor ungefähr 500 Jahren, die Zeit reif.  Vor allem Dr. Martin Luther konnte nicht mehr länger tatenlos zusehen, wie das Evangelium verbogen und verdreht wurde. Und am Vorabend von Allerheiligen, am 31. Okt. 1517, da machte er seinem Herzen Luft und schlug seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg.  Er wollte damit Interessierte einladen, um über den Glauben und die Kirche zu diskutieren. Damit sich etwas verändert, verbessert!

 
Und heute?! Ist nun, knapp fünfhundert Jahre danach, alles in Ordnung? Ist der Glaube "außer Gefahr"?  Ich glaube nicht!  Die gute Nachricht von Jesus Christus ist heute nicht weniger in Gefahr als zu Luthers Zeiten! Nur dass es andere Dinge sind, die sie in Gefahr bringen. Und zwei solcher Feinde des christlichen Glaubens will ich nennen: da ist zuerst der Abbruch der Tradition. Ich meine damit die Tatsache, dass aufs Ganze gesehen immer weniger christliche Traditionen weitergegeben werden. Wenn ich an meine Kinderzeit zurückdenke, dann kommt mir in den Sinn, dass wir Mittags vor dem Essen gebetet haben, meistens waren das entweder meine Oma oder ich, Sonntags Pa. Wir haben das nicht darum getan, weil meine Mutter vielleicht so schlecht gekocht hätte – es hatte was anderes damit auf sich: im Tischgebet kommt zum Ausdruck, dass man sich wenigstens ein Gespür dafür erhalten hat, dass die vielen Dinge, die unser Leben reich machen, nicht selbstverständlich sind. Dass es nicht selbstverständlich ist, dass wir über viele Möglichkeiten verfügen, um unser Leben zu gestalten. Darum sagen wir, wenn wir vor dem Essen beten: Danke, Gott, dafür, dass wir uns gut helfen können! Bei uns zu Hause wurde das so gemacht, immer mittags vor dem Essen. Weil meine Mutter das von ihrer Mutter so kannte. Und die hat es von ihrer Mutter so gelernt und übernommen, und die sicher von ihrer Mutter. Das war eine Tradition – aber diese Tradition hat mir von Kind auf gezeigt, dass da jemand ist, der sozusagen „über“ uns ist und dem wir viel zu verdanken  haben. Und meine Frau und ich haben das auch so an unsere Kinder weitergegeben, weil wir es wichtig finden.

 
Ähnlich verhält es sich damit, dass wir als Eltern mit unseren Kindern beten, wenn sie schlafen gehen. Am besten schon von ganz klein auf. Natürlich kann man sagen: das verstehen die Kinder ja noch gar nicht! „Müde bin ich, geh zur Ruh, schließe beide Äuglein zu, Vater lass die Augen dein über meinem Bette sein“. Und das stimmt ja auch – verstehen im Sinne von kapieren tun sie es sicher nicht. Aber das ist erst mal auch gar nicht so wichtig. Viel wichtiger ist etwas anderes – und das merken sie auch schon als ganz kleine Kinder:
dieses Ritual, mit dem der Tag beendet wird. Dass da nach Abendbrot und Toben mit Mama und Zähneputzen noch was kommt. Und die Kinder merken noch was, wenn wir als Erwachsene mit ihnen beten: dass wir auch mit Gott reden. Dass uns das auch wichtig ist. Und wo dieses Ritual des Abendgebetes gepflegt wird, da wird das unsere Kinder und uns selber positiv prägen. Und darum ist das genauso wie das Tischgebet eine gute Tradition.

 
Aber oft werden diese Traditionen nicht mehr gepflegt, sie brechen ab. Und das ist nicht nur beim Tisch- oder Abendgebet so, das betrifft auch andere Sachen: Achtet doch demnächst mal drauf, wenn wieder Martini ist und die Kinder mit ihren Laternen ins Haus kommen und ein Lied singen: da ist so manches Lied dabei, da kommt Martin Luther überhaupt nicht mehr vor. Das klingt zwar alles schön – aber mit dem christlichen Glauben haben etliche dieser
Lieder gar nichts mehr zu tun.

 
Und wer gestern die OZ gelesen hat, hat vielleicht die gleiche Beobachtung gemacht wie ich: für unseren Hinweis auf den Reformationsgottesdienst waren gerade mal 4 ½ Zeilen übrig – aber dass sich in Esens viele am Halloween-Gruseln gefreut haben, hat es zu einer halber Seite gleich vorne auf der Titelseite gebracht. Dass am 31. Oktober Reformationstag ist, und dass die Reformation ein Ereignis war, dass unser Land und unsere ganze Kultur entscheidend geprägt hat, das gerät mehr und mehr in Vergessenheit. Dafür handeln wir uns lieber jeden amerikanischen Quatsch ein und lassen unsere Kinder mit Halloween gewähren. Ob wohl viele Erwachsene und Kinder wissen, dass sie es da mit einem heidnischen Toten- und Geisterkult zu tun haben? Halloween ist der spielerische Umgang mit dem Dunklen und dem Gruseligen. Tote schlüpfen in die Körper von Lebenden und treiben ihr Unwesen.
Sie sind dazu verdammt, ewig herum zu irren und finden keinen Frieden und keine Ruhe.
So bleibt ihnen nichts anderes als mit einer Kerze in einer ausgehöhlten Rübe oder einem
Kürbis im Dunklen herum zu irren. Das ist Halloween eigentlich.  Und dafür wollen wir
wirklich in Vergessenheit kommen lassen, dass Jesus sagt: „Ich bin das Licht der Welt!“?
Und „wer an mich glaubt, der muss nicht mehr im Dunkeln tappen“ und der wird Frieden fin-
den.  Merkt ihr, liebe Gemeinde: das ist genau das Kontrastprogramm! Viele werden dazu sagen: „Ach, so eng muss man das nicht sehen, die Kinder laufen doch bloß so’n bisschen rum und freuen sich an der Gruseligkeit.“ Ich weiß nicht, ob das wirklich so harmlos ist. Ich fürchte, da steckt mehr dahinter. So wie wir mit christlichen Traditionen über eine lange Zeit Menschen positiv prägen, so werden sie mit solchen unchristlichen Traditionen auf lange Sicht von Gott und vom Glauben an Jesus weggebracht. Und je mehr die grundlegenden Dinge unseres Glaubens in den Hintergrund treten, desto leichter passiert es, dass der Glaube sich verflüchtigt. Und am Ende stehen wir da und wissen nicht mehr, was uns trägt. Auf was, auf wen wir uns unbedingt verlassen können. Wenn’s eng wird im Leben.  Ich will’s mal so sagen: wenn’s ganz dunkel ist, dann kannst du deine Halloween-Fratze an die Wand knallen, die hilft dir nämlich nicht. Und wenn du dann keinen Kontakt mit Gott hast, und wenn du dann nicht weißt, dass Gott auch im Dunkel deines Lebens bei dir ist, dann hast du ganz schlechte Karten!

 
Dass die gute Nachricht von Jesus Christus weitergegeben wird, das ist nicht mehr selbst-
verständlich. Und das ist darum so schlimm, weil die Menschen sich damit selber um etwas bringen, was ihnen gut tut. Denn wir brauchen Jesus Christus. Den, der Mut macht.
Durchhaltevermögen gibt. Kraft verleiht. Ich behaupte: der Bedarf ist größer als je zuvor! Mir begegnen jedenfalls viele Menschen, die leer und ausgebrannt sind. Die an ihrem Alltag fast verzweifeln. Weil der Druck so groß ist. Weil die Kälte um sich greift. Wie gut würde es da tun, Entlastung zu bekommen! Und oft erlebe ich es, dass auch Menschen, die schon lange nicht mehr nach Gott gefragt haben, am Krankenbett doch ein tröstendes Wort aus der Bibel erwarten. Dass es ihnen was gibt, wenn jemand für sie betet. Und mir begegnen viele Menschen, die oft lange keine Kirche mehr von innen gesehen haben. Aber trotzdem sind sie nicht "fertig" mit Gott. Sie suchen noch. Danach, woher sie kommen, wem sie sich zu verdanken haben. Und sie suchen danach, wofür es sich lohnt zu leben. Und sie suchen nach einer Antwort auf die Frage nach dem, was kommt. Was kommt auf mich zu, wenn ich hier einmal abtreten muss?

 
Ich will dir heute Mut machen: gib du in deiner Familie so gut du kannst christliche Traditionen und Rituale weiter. Und pflege für dich selber den Kontakt zu Gott, zu seiner Gemeinde. Du wirst dadurch gewinnen – nicht erst für die Zeit nach diesem Leben. Gönn es dir, mit Gott zu leben. Etwas Besseres kannst du nicht für dich tun. Amen.

 

 
          

 

 

Eine schriftliche Version der heutigen Predigt liegt uns nicht vor. Wir wünschen viel Spaß mit der Audioversion.

Eine schriftliche Version der heutigen Predigt liegt uns nicht vor. Wir wünschen viel Spaß mit der Audioversion.

    
Micha 6, 8 (Wochenspruch);  20. Sonntag nach Trinitatis, 09.10.2016

Liebe Gemeinde, wie gut, dass es Bedienungsanleitungen gibt! Ob ihr eine neue Küchenmaschine kauft, einen Holzspalter oder ein neues Telefon: die Bedienungsanleitung ist dabei und hilft, dass man das neue Gerät zu Gange kriegt - wenn sie denn einigermaßen verständlich ist.  Obwohl: Bedienungsanleitungen sind eigentlich nur was für Frauen – echte Männer brauchen sowas nicht! Egal ob Fernseher oder Tischkreissäge, ob‘n Schaukelgestell für die lieben Kleinen oder ein neues Handy: Männer probieren's grundsätzlich erstmal ohne Bedienungsanleitung. Wenn die Stecker beim neuen Fernseher mal nicht so ganz passen – kein Problem: mit ’ner Zange kriegt man die wohl so gebogen, dass sie passen. Und wenn man’n Schaukelgestell für’s Enkelkind aufbauen soll, dann kann man ganz ungeahnte Konstruktionsvarianten kennenlernen -  das nennt man dann ‚kreativ‘.   Nein, im Ernst: Bedienungs-anleitungen sind eine echte Hilfe, natürlich auch für uns Männer! Manchmal denke ich: sowas müsste es auch für’s Leben geben: ein Handbuch darüber, wie das Leben gelingt! Daran musste ich denken, als ich den Wochen-spruch für die neue Woche gelesen habe – er ist ganz kurz und einfach: „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert: Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.“
Drei Gedanken dazu:   

1.:  Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist
Wenn wir wissen wollen, was gut für uns ist, müssen wir nicht lange herumrätseln und her-umsuchen. Es ist uns doch schon alles gesagt. Die Bedienungsanleitung liegt vor: „Mensch, es ist dir gesagt.“   Gott hat alles Wichtige gesagt. Wenn man die Bibel mal daraufhin durch-kuckt, dann merkt man: Gott hat den Menschen geschaffen, damit er einen Gesprächspartner hat, ein Gegenüber. Die ganzen anderen Sachen, die er geschaffen hat, waren gut!  Aber irgendwas fehlte noch – und darum hat Gott den Menschen geschaffen. Als sein Gegenüber – anders gesagt: der Mensch steht fast auf einer Stufe mit Gott, er ist nur „wenig niedriger“ gemacht.  
Am Anfang war auch alles super. Aber dann war der Wurm drin: der Mensch misstraute Gott!  Hat gedacht: das Schönste und Beste und Leckerste – das gönnt Gott uns nicht! Er hatte ja gesagt: ihr könnt das alles genießen, was um euch rum ist, die ganzen Köstlichkeiten! Aber an diesen einen Baum, da dürft ihr nicht rangehn! Damit überhebt ihr euch!  Sag mal deinem Kind: du darfst dir ’ne Banane aus der Obstschale nehmen, und die Schokolade aus der Schublade und die Bonbons aus dem Bonbonglas und die Cola aus dem Kühlschrank – bloß die Schere aus dem Nähkorb, da darfste nicht ran!  Dann haben sofort Banane und Schokolade und Bonbons und Saft aufgehört, interessant zu sein – interessant ist jetzt nur noch der Nähkorb. ‚Warum darf ich nicht mit der Schere spielen?!‘ Und dann greift man sich die Schere und das Elend fängt an.    So ähnlich hat Gott das mit seinen Kindern auch erlebt – und das Elend sah dann so aus, dass dieses gute Miteinander zwischen Gott und seinen Menschen gestört war.  Da war’n Riss zwischen ihnen – so wie das zwischen zwei Menschen auch manchmal ist. Da ist was vorgefallen und man merkt das richtig – es ist nicht mehr so, wie es vorher war.  Aber Gott wollte sich damit nicht abfinden. Darum hat er immer wieder Kontakt mit seinen Menschenkindern gesucht.  Er hat ihnen zum Beispiel reihenweise Propheten geschickt. Die sollten den Leuten sagen, was Gott will. Manchmal haben sie auf die Propheten gehört, aber meistens haben sie das, was die sagten, in den Wind geschlagen. Weil Gott sich damit aber nicht abfinden wollte, hat er noch einen anderen Versuch unternommen: er hat Jesus geschickt! „Und das Wort wurde Fleisch“ – so beschreibt der Evangelist Johannes das, was wir Weihnachten schon bald wieder feiern. Anders gesagt: Jesus ist das gute Wort Gottes! Und er hat in der Zeit, die ihm vergönnt war, extrem deutlich gesagt, wie Gott zu seinen Menschen steht. Dass er sie für sich gewinnen möchte. Damit sie ihr Leben nicht vor die Wand fahren, sondern dass was Gutes draus wird. Dass sie Perspektive bekommen – sogar über das begrenzte irdische Leben hinaus.
Das war so in Kurzform mal dargestellt, was damit gemeint ist, wenn es hier heißt, dass Gott gesprochen hat. Und wenn wir wissen wollen, was Gott gesagt hat, dann können wir am allerbesten auf Jesus blicken – dort sehen wir das so deutlich wie sonst nirgends!


 
Vor meinem zweiten Gedanken will ich nun erst ein bisschen schwieriges Wort erklären. „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist, und was der Herr von dir fordert.“   Lasst euch bitte nicht stören von dem Wort „fordern“. Gottes Forderungen sind keine Überforderungen, sondern das ist mehr gemeint im Sinne von ‚fördern‘.   Wenn Gott uns anspricht, dann will er uns damit fördern. Damit das lebendig und wirksam wird, was Er in uns reingelegt hat.
Und nun geht’s weiter: „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert“ – nämlich als erstes: „Gottes Wort halten“.    Dazu könnte und müsste eigentlich sehr viel gesagt werden – aber ich will mich auf einen Punkt beschränken: auf die Gebote. Die sind uns ja nicht gegeben, weil Gott damit Konfirmanden quälen will, wenn sie die auswendig lernen sollen. Und Gott will uns mit den Geboten auch nicht kurz halten und einschränken. Sondern die Gebote sind dazu da, dass wir sozusagen Leitlinien für’s Leben haben.
Im Konfirmandenunterricht zeige ich dazu meistens diese beiden Bilder – hier das erste Bild:



Das ist unten auf Spetz, zwischen Ulbargen und der Mühle. Da wurde ja vor einiger Zeit die Straßendecke neu gemacht – und eine Zeitlang waren dadurch die Straßenränder fast nicht zu sehen. Gerade wenn es etwas dunstig war oder erst recht dann, wenn es richtig neblig war, konnte man gar nicht gut sehen, ob man noch auf der Straße ist oder nicht. Ganz anders wurde es, als die Seitenstreifen wieder aufgetragen waren:



da konnte man sich viel besser orientieren und hatte eine gute Hilfe, damit man nicht von der Straße abkam. Dazu sind die Gebote da – als Hilfsmittel, an dem wir uns orientieren können. Und wieviel besser sähe es im Leben und in unserer Gesellschaft aus, wenn die wieder mehr gehalten würden!

Nun der nächste Punkt, den der Wochen-spruch nennt: Es ist gut, Liebe zu üben
Die Bedienungsanleitung für ein gutes Leben sagt: Übe Liebe! Liebe, das ist ein ziemlich missbrauchtes und missverstandenes Wort. Was die Bibel damit eigentlich meint, hab ich vor einigen Wochen schon mal gesagt, darum will ich es nur kurz wiederholen: mit „Liebe“ ist in der Bibel in erster Linie kein „Gefühl“ gemeint.  Wenn die Bibel in unserem Text von „Liebe“ spricht, dann meint sie eher das, was oft altgediente Ehepaare schätzen: sich um den Anderen kümmern, für seinen Lebensunterhalt aufkommen, ihm etwas zu essen kochen; einander zuhören, merken, wenn dem anderen etwas fehlt, ihn pflegen, wenn er krank ist und es mit ihm auszuhalten. Und dann, so wie viele unter uns es ja auch tun, am Ende sein Grab zu pflegen. Diese Art von Liebe ist im Wochenspruch gemeint. Die Liebe, die dran bleibt. Auch dann, wenn’s nicht romantisch ist. Auch dann, wenn’s schwierig wird und wenn man sich die Hände schmutzig machen muss für den andern. Und das ist nicht nur mit Blick auf den Ehepartner gemeint, sondern Liebe in diesem Sinne meint auch unsere Freunde, Nachbarn, Arbeitskollegen; die, die mit uns in einem Verein und auch in der Gemeinde sind. Und viele von Euch leben diese Liebe ganz vorbildlich! Manche pflegen ihre kranken Angehörigen. Andere kümmern sich um ihre Nachbarn. Wieder andere setzen sich ganz enorm für ihre Enkelkinder ein. Oder unterstützen ihre Kinder.  Und ich will es mal so sagen: ich glaube, dass unsere Welt nach dieser Art von Liebe hungert!  Jesus hat nicht zufällig ge-
sagt, das höchste Gebot sei es, Gott zu lieben und meinen Nächsten wie mich selbst.    
Aber das ist nicht leicht! Darum finde ich es so schön, dass Luther hier „üben“ übersetzt hat. Liebe müssen wir täglich üben.

Letzter Punkt der „Bedienungsanleitung“, die uns der Wochenspruch an die Hand gibt: Es ist gut, demütig zu sein vor deinem Gott.
Demütig, das klingt gar nicht mehr zeitgemäß. Demütig, das klingt nach Kuschen und Kriechen. Demütig, das klingt nach ‚Sich selber klein machen‘. Aber auch dieses biblische Wort hat im Laufe der Zeit einen missverständlichen Klang bekommen und es tut gut, mal zu überlegen, was es eigentlich wirklich meint. Das Wort „Demut“ bedeutet eigentlich so viel wie „Dien-mut“ oder „Diene-Mut“. Demut, das ist Mut zum Dienen.  Es ist doch ein Problem, dass bei uns immer jeder denkt, er wäre selbst der Größte. Und die andern müssten ihn be-dienen. Die andern wären ihm was schuldig. Und darum tragen wir oft den Kopf so hoch, dass wir einander manchmal gar nicht mehr sehen können.  Aber das Größte, was wir wer-den können, ist Kind Gottes. Mehr geht nicht. Kind Gottes. Höher geht’s nicht. Kind Gottes. Besser geht’s nicht. Kind Gottes, weil Jesus uns zu Kindern des Vaters im Himmel macht.   Und wer weiß, dass er Kind Gottes ist, der muss sich dann nicht mehr über andere stellen. Sondern der kann sich auch vor ihnen bücken. „Dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat.“  (1. Petrus 4,10)
Eine Bedienungsanleitung soll helfen, dass man mit etwas zurechtkommt. Und: dass man Möglichkeiten entdeckt, auf die man von allei-ne gar nicht kommen würde.  Wir haben ja nun den neuen Beamer hier an der Decke.  Hans-Gerd Ahrends hat mir dazu ’ne umfangreiche Anleitung gegeben. Erst habe ich sie in eine Schublade gelegt – ich bin ja nicht blöd, kann ja wohl mit einem Beamer umgehen!  Dann hab ich sie wieder hervorgekramt und einige Kapitel intensiv gelesen – und gemerkt: in diesem Teil stecken viel mehr Möglichkeiten, als ich geahnt habe!  Vorhin hab ich gesagt, dass der Wochen-spruch sowas wie eine Bedienungsanleitung für unser Leben sein will. Das ‚normale‘ Leben kriegen wir auch ohne gebacken – so gut wir können. Aber diese ‚Bedienungsanleitung‘ trägt dazu bei, dass wir in unserem Leben Möglichkeiten entdecken, die uns sonst vielleicht verborgen bleiben würden.
Wenn wir uns an Gott orientieren, auf sein Wort hören, Liebe üben und demütig sind, kriegen wir weit mehr als ein 08/15-Leben! Warum sollten wir uns das nicht gönnen?!  Amen!

 

 
          


Lukas 12, 16; Erntedankfest; 02.10.2016

 
Jesus erzählte ihnen ein Gleichnis und sagte: ‚Es war ein reicher Mensch, dessen Feld hatte gut getragen.‘“ So, liebe Gemeinde, haben wir es vorhin in dem Bibelabschnitt gehört, den Käti gelesen hat. Und gleich zu Anfang will ich dazu etwas sagen, was leider oft untergeht: Reichtum ist keine Sünde! Schönheit ist keine Schande! Klugheit ist kein Verbrechen und Gesundheit ist nichts, wofür wir uns entschuldigen müssten!  Ich sage das darum, weil wir diesen Bibelabschnitt von dem reichen Kornbauern oft mehr oder weniger automatisch anders hören – wir sehen meist schon ein Haar in der Suppe, nur weil er reich ist und darüber nachdenkt, wie er seinen Betrieb größer machen kann, damit sein Geschäft wächst und sich weiterhin gut entwickelt. Dass er das tut, das sehen manche schon als Sündenfall an. Und damit tun sie so, als wäre ‚arm sein‘ schon allein etwas, was vor Gott zählt – so nach dem Motto: ‚Je ärmlicher das Leben, desto schöner der Himmel!‘  

 
Aber diese Gleichung geht nicht auf!  Jesus ist ja nicht nur der Heiland der Hungerleider und sozial Abgestürzten. Er ist auch der Heiland der Reichen und Wohlhabenden! Das sehen wir oft genug im Neuen Testament: zum Beispiel, als da ein reicher Mann zu ihm kommt und Jesus fragt, wie er zum ewigen Leben und zum Sinn des Lebens findet.  Andere laden ihn in ihr Haus und schenken ihm voll ein. Er selbst lädt sich ein zu einem, der reich geworden ist – sogar mit unlauteren Mitteln, und Jesus feiert ein fröhliches Fest mit ihm und gibt ihm einen neuen Blick fürs Leben.  Jesus hat keine Berührungsängste vor denen, die erfolgreich sind! Im Gegenteil: er widmet ihnen ein ganzes Gleichnis.  Und wenn Jesus da von einem erzählt, der reich ist – dann erzählt er im Prinzip auch von uns!  Denn aufs Ganze gesehen leben wir in Spetz und Wiesmoor und in unserem ganzen Land auf der Sonnenseite der Weltkugel. Die meisten von uns haben nicht nur eine Garage, sondern da steht auch’n Auto drin! Und bei den meisten steht neben der Garage auch noch ein schmuckes Haus.  Und gar nicht so wenige haben auch noch was zu vermieten. Und etliche von uns haben einiges, was sie später vererben können. Unter solchen Umständen feiern wir hier bei uns Erntedank!

Und auf den Erntealtar gehören nicht nur Brot und Äpfel, Kürbisse und Kartoffeln. Die liegen nur symbolisch drauf.  Wir müssten Sparbücher, Häuser und Grundstücke, bestandene
Prüfungen dazulegen und als Unternehmer die Aufträge, die wir bekommen haben.
Die Lohnabrechnung gehört mit auf den Altar und die Zusage für eine Lehrstelle für unsere Kinder. Und der Steuerbescheid sollte für manchen kein Grund sein, aus der Kirche auszutreten, sondern Gott auf Knien dafür zu danken, dass er so gut verdient hat!    Und wenn man sich das mal alles durch den Kopf gehen lässt, dann kann man als erstes sicher sagen:

 
Das Feld hat gut getragen   Für viele unter uns ist 2016 ein Jahr, in dem sie für viele äußeren Sicherheiten dankbar sein können. Wir haben in unserer Gemeinde nur wenige, die keine Arbeit haben, obwohl sie gerne arbeiten wollen.  Und die, denen es so geht, stehen ja auch nicht mittellos da. Wir haben aber ganz viele, die eine feste Arbeit haben und die auch 2016 wieder eine Lohnerhöhung bekommen haben. Wer zum Arzt muss und vielleicht sehr teure Therapie oder Medikamente braucht, der muss keine Angst vor der Rechnung haben – die Krankenversicherung greift und springt ein. Klar, vor etlichen Jahren waren die Regelungen in manchem noch viel großzügiger – aber so wie wir im Krankheitsfall abgesichert sind, suchen es Menschen in vielen anderen Ländern vergeblich. Für die, die nicht mehr arbeiten müssen und im Ruhestand sind, fließt die Rente – und sie ist immer noch sicher! Natürlich, mehr könnte es immer sein, aber viele können sich doch sehr gut helfen. Insgesamt kann man glaub ich wohl sagen: das Feld hat gut getragen! Ich will es einmal so sagen: auch in diesem Jahr war wieder einmal der Schöpfer am Werk. Und er hat es gut gemacht. Er hat uns viel Gutes getan. Er hat sich wundertätig gezeigt!  

 
Sicher – wir wissen auch um das andere: wo es Menschen hart getroffen hat! Wo sie unter Krankheit und Tod stöhnen und die ein Horrorjahr hinter sich haben – das ist schlimm und das bleibt schlimm und das ist ja oft ein Thema hier in der Kirche.  Aber heute will ich trotzdem einmal bewusst unseren Blick auf das lenken, was wir an gutem Auskommen und entweder bescheidenem oder üppigen Wohlstand haben.  Und wenn wir zu denen gehören, bei denen das Feld gut getragen hat, wo es gut mitgelaufen ist, dann brauchen wir uns kein Haar in die Suppe werfen lassen und wir brauchen uns kein Schuldgefühl einreden lassen, bloß weil es uns gut geht! Und damit bin ich beim zweiten, was ich heute sagen will:

 
Der Reiche hat klug gehandelt   „Was soll ich tun?“, fragt er und beschließt dann: „...Ich will meine Scheunen ab-brechen und größere bauen, und will darin sammeln all mein Korn und meine Vorräte.“ Jesus betreibt keine Unternehmerschelte. Er sagt nicht: die Klugheit des Geschäftsmannes ist gottlos!  Nein – das, was wir empfangen haben, damit sollen wir sorgsam umgehen! Es nicht einfach sinnlos raushauen. Und wenn wir mit unserem Geschäft ordentlich verdient haben, dann wäre es völlig falsch, sich bequem zurück zu lehnen und alles, was man verdient hat, zu verprassen. Viel sinnvoller ist es, wenn wir einen guten Teil davon investieren und damit Vorsorge dafür treffen, dass es auch in Zukunft so laufen kann, damit wir unserer Verantwortung gerecht werden. So wie der reiche Kornbauer – er vergrößert in seiner Klugheit seine Möglichkeiten. Und das kritisiert Jesus nicht. Es ist so normal, dass Jesus es einfach nur berichtet und da gar keinen Kommentar zu abgibt. Das, was der reiche Kornbauer an Vorsorgemaßnahmen trifft, ist normal.  Und deshalb kann es auch für uns vorbildlich sein: erweitere deine Möglichkeiten! Denke nicht zu klein. Investiere in die Zukunft. Sag‘ JA zum Erfolg.   Der Reiche hat klug gehandelt!

 
Und trotzdem gilt auch das dritte:
Der Reiche hat dumm gesprochen!   „...und ich will sagen zu meiner Seele: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut!“  Ja – er hat einen großen Vorrat und er geht klug damit um, das ist nicht das Problem. Aber er zieht die falschen Schlüsse daraus! Er meint: wenn ich genug habe, dann geht es mir auf Dauer gut an Leib und Seele! Und das ist zu kurz gedacht! Es stimmt eben nicht, was das Sprichwort sagt: essen und trinken hält Leib und Seele zusammen. Nur seine Ruhe haben und genug haben an Essen und Trinken, das ist absolut zu wenig!  Essen und trinken können, seine Ruhe haben – das ist schön, aber es ist nicht genug! Damit ist unsere Seele auf lange Sicht normalerweise nicht zufrieden. Davon können alle ein Lied singen, die sich ums Geld nicht die geringsten Sorgen machen müssen und die den ganzen Tag keinen Finger krumm machen müssten – gerade ihnen geht es oft so, dass sie unausgeglichen sind.
Sie haben so viel – und fühlen sich doch unausgefüllt.

 
Und ich denke an die, die über alles und jeden herummeckern. Ich will es mal ruhig so sagen: ich stelle in den letzten Monaten zunehmend fest, dass immer mehr gemeckert wird - nicht irgendwo, sondern mitten in unserer Gemeinde, wo es vielen ziemlich gut geht!
Damit keiner es falsch versteht: ich rede hier nicht von denen, die konstruktive Kritik üben!
Die ist erwünscht und es tut unserer Gemeinde gut, wenn man auch über das miteinander
ins Gespräch kommt, was vielleicht nicht so rund läuft! Aber das, was ich jetzt meine, ist
etwas anderes: es wird gemeckert über alles und jeden! Manche warten scheinbar nur darauf, dass sie irgendetwas finden, worüber sie sich empören und was sie hinter vorgehaltener Hand weitersagen können. Wenn es mich betrifft, sagen sie es mir natürlich nicht direkt und offen ins Gesicht, sondern ich höre es dann nur über andere.  Nicht immer, aber auffällig oft gehen solche Attacken von Menschen aus, denen es rundum gut geht und die am wenigsten Grund haben, superempfindlich und meckerig zu sein!  Ob das damit zusammenhängt, dass sie in sich so unausgeglichen sind? Wenn ja – liegt das vielleicht daran, dass sie im Grunde ihres Herzens so denken wie der reiche Kornbauer: Wenn das Konto stimmt und es mir an nichts fehlt, dann kann ich die Puppen tanzen lassen und brauche mich nicht mehr in andere Menschen hineinfühlen und habe das Recht, in allen Suppen Haare zu suchen!  Und wenn ich keine finde, schüttele ich meinen Kopf so lange, bis welche reinfallen. So etwas tut unserer Gemeinde nicht gut! Es macht manches an Motivation und Freude kaputt. Und das ist nicht nur ein Problem, das innergemeindlich um sich greift. Sprecht doch mal mit einigen Geschäftsleuten oder Menschen, die bei Combi oder Aldi oder anderswo im Einzelhandel arbeiten – viele von ihnen stöhnen nicht unter ihrer eigentlichen Arbeit, sondern unter der Meckerei und Nörgelei von manchen Kunden. Das macht ihnen das Leben schwer.  Diese ‚Kultur des Nörgelns‘ geht weit über unseren Ort hinaus, sie durchzieht unser ganzes Land. Und ich frage mich: Ist unsere Welt auch darum so aus den Fugen geraten, weil sie ihr Heil von den falschen Dingen erwartet?!  Sind die Dinge, die wir uns erarbeitet und erwirtschaftet haben – sind sie die neuen Götter? Erwarten wir von ihnen unser Heil? Dass sie uns die Ruhe geben, die wir suchen? Wir merken, wir fliegen innerlich hin und her – und hoffen, dass das, was wir uns dann kaufen und um- oder anbauen, dass das uns Ruhe gibt. Sind die Dinge, die wir uns erarbeitet und erwirtschaftet haben – sind sie die neuen Götter?  Von denen wir hoffen, dass sie Annahme und Geborgenheit geben, nach denen wir uns sehnen und die Sicherheit in einer Zeit, in der viele Sicherheiten wegbrechen. Und einmal die Unsterblichkeit.

 
...und ich will sagen zu meiner Seele: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut!“  Das ist die einzige Stelle, wo Gott sich in der Geschichte zu Wort meldet. Und das mit einer bohrenden Frage: „Wem wird dann gehören, was du angehäuft hast?“ Gott stellt die Erbfrage: ‚Wer erbt das, was du jetzt hast?‘  Die Erbfrage muss heute geklärt werden. Nicht in erster Linie vor der Verwandtschaft. Vor Gott! Vor ihm müssen wir gerade stehen. Und vor ihm gilt das dumme Reden der Selbstgefälligkeit nicht. Denn er kann den Schalter unseres Lebens umlegen. In dieser Nacht! Und dann wird es Nacht. Daraus ergibt sich die nächste Frage:

 
Reich für wen? Reichtum ist keine Sünde! Schönheit ist keine Schande. Klugheit ist kein Verbrechen und Gesundheit nichts, wofür wir uns entschuldigen müssten. Das Ganze ist unser Lebensreichtum. Aber für was das alles? Für wen das alles?  Jesus sagt: wir haben das alles zu einem Zweck, nämlich: reich in Gott zu sein! Und dieser Reichtum hat zwei Dimensionen:

 
1.: Dass wir unseren Wohlstand nicht von falschen Dingen ableiten. Dass wir nicht denken, das kommt alles nur von uns. Der Wohlstand ist nicht unser Werk.  Kein einziges Korn, das der reiche Kornbauer in seinen vielen Scheunen hat, hat er selber geschaffen. Keinen einzigen Kunden, der in mein Geschäft kommt, habe ich selbst an den Haaren
herbeigezogen. Er ist freiwillig gekommen und wenns gut läuft, macht er mit dir ein Geschäft, bei dem du Kohle gewinnst.
Der Bauer hat seinen Anteil an der guten Ernte – ja! Und ich habe an meinem Erfolg auch meinen Anteil. Aber doch nur einen Teil!  Es ist der Schöpfer, der die Ernte hat groß wer-den lassen! Und Er, Gott, darf unser Lob, unseren Dank und unsere Beziehung zu ihm erwarten.
 Hätte der reiche Kornbauer doch bloß nicht gesagt: „liebe Seele“!  Hätte er doch gesagt: „Lieber Gott, ich danke dir!“  Hätte er doch bloß nicht nur auf sich selbst gekuckt, hätte er doch Gott seinen Blick geschenkt. Das hätte ihn vom Abgrund weggerissen, der direkt in den Tod führte.  Auch mein Erfolg kommt vom guten Gott und es ist gut, ihm dafür den Dank und das Lob zu bringen. Das heißt Erntedank!
Die zweite Dimension des „reich in Gott sein“ heißt: der ganze Wohlstand hat einen Zweck, hat eine Aufgabe: Ich kann reich sein für Gott!  Die Erbfrage ist geklärt: Ihm, Gott, gehört al-les, was ich habe. Und dann will ich fröhlich das gebrauchen, was ich nötig habe. Von dem, was ich mir erarbeitet habe, soll ich ja leben – ich und die, die zu mir gehören. Und ich soll mir davon auch was gönnen! Aber ich soll fröhlich auch das abgeben, was ich geben kann. Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb, nicht einen fröhlichen Pfennigfuchser. Nicht einen, der nur hortet und bunkert!  Nein, einen, der seinen Wohlstand als Möglichkeit für Gott ansieht. Wir können mit unserem irdischen Besitz reich für Gott sein! Indem wir ihn Gott widmen. Wer viel hat, der kann viel für Gott tun! Und was ist das für ein Privileg! Was für eine wunderbare Möglichkeit des Teilens! Und das erlebe ich gar nicht so selten in unserer Gemeinde – dass da jemand gibt, mit vollen Händen!  Einen neuen Beamer haben wir bekommen mit einer Halterung an der Decke – jemand, der es sich leisten kann, hat großzügig die Hand aufgetan!  30.000 Euro kosten insgesamt die neuen Stühle – jemand hat mit anderen zusammen ganz am Anfang 10.000 davon übernommen!  35 Euro kostet die Freizeit mit den neuen Konfirmanden pro Nase – und jemand, der selber gar nicht viel hat, hat mir mal 10 Euro zugesteckt, damit ein bestimmtes Kind auch ein bisschen Taschengeld bekommt, weil die Eltern es nicht konnten.  Diese 10 Euro waren für denjenigen ein kleines Vermögen, der sie mir gegeben hat – und trotzdem hat er sie gegeben!  Und einer, der sich seine Kröten mit seinen Händen zusammenarbeitet, stand mit 300 Flocken vor der Tür, damit ich den jetzigen Vorkonfirmanden vor Weihnachten was Tolles gönnen kann – ihr könnt euch schon mal freuen!  Und vor einer Weile stand jemand bei mir vor der Tür, der lange suchen musste, bis er eine neue Arbeit gefunden hatte. Und aus der Zeit ohne Arbeit gab es manche Baustellen. Und nun hatte er sein erstes Gehalt überwiesen bekommen – und jeder hätte es verstanden, wenn er schön essen gegangen wäre und die Tische sich gebogen hätten, und das wäre völlig in Ordnung gewesen. Aber er hat einen ordentlichen Batzen genommen und ihn unserer Gemeinde geschenkt – und damit Gott!
Abgeben von dem, was man hat! Für Gott! Für Seine Gemeinde! Manche von einem ziemlich großen Haufen – und andere von relativ wenig. Aber das ist völlig egal – auf das Motiv kommt es an! Und es muss auch nicht nur Geld sein – wie reich sind wir in unserer Gemeinde, weil wir so viele Menschen haben, die von ihrer Zeit abgeben! Das Sprichwort sagt: „Zeit ist Geld!“ Aber wir ahnen: Zeit ist viel mehr als Geld: Zeit ist kostbares Lebenskapital! Und es gibt in unserer Gemeinde so viele, die von ihrer Zeit abgeben – für unsere Gemeinde, für Gott! Was war das vorgestern Abend für ein tolles Bild hier in der Kirche: der Kirchenvorstand hatte zu einer Mitarbeiter-Geburtstagsfeier eingeladen – und von 142 Eingeladenen konnten wir mehr als 120 Gäste begrüßen – alles Menschen, die von
 ihrer Zeit abgeben für unsere Gemeinde, für Gott!
Bitte versteht, liebe Gemeinde: es geht nicht nur um das Geld und um die Zeit allein, sondern auch um die Einstellung, die dahintersteht: wenn ich das, was ich habe, horte und es ansammle, dann ist es im Grunde genommen jetzt für nichts nütze. Aber wenn ich es in die Hand nehme und es loslasse, dann bringt es Segen! Dem, der was davon hat – und mir selber letztlich auch! Und ich bin überzeugt: Gott könnte in unserer Gemeinde noch so vieles tun, wenn es ihm gelingen würde, an die Konten, an die Erbschaften und Besitztümer seiner Kinder heranzukommen und wenn noch mehr Menschen sich überzeugen ließen, mit anzupacken. Weniger meckern, mehr anpacken! Für Gott, für Seine Gemeinde!
Das Gleichnis vom reichen Kornbauern ist eine Warnung Jesu. Entweder wir sind die größten Dummköpfe und bleiben weiter auf unserem Reichtum sitzen – dann wird am Ende nur eine Frage bleiben: wem wird dann gehören, was du angehäuft hast?  Oder wir sind die klugen Haushalter, die er begrüßt mit den Worten: Komm her, du Gesegneter des Herrn, du hat deinen Reichtum für mich eingesetzt! Diese Wahl haben wir. So sagt uns Gottes Wort!
Und wer wollte diesem Wort zuwider handeln und leben?! Amen!

 
          
Lukas 12, 16; Erntedankfest; 02.10.2016

„Jesus erzählte ihnen ein Gleichnis und sagte: ‚Es war ein reicher Mensch, dessen Feld hatte gut getragen.‘“ So, liebe Gemeinde, haben wir es vorhin in dem Bibelabschnitt gehört, den Käti gelesen hat. Und gleich zu Anfang will ich dazu etwas sagen, was leider oft untergeht: Reichtum ist keine Sünde! Schönheit ist keine Schande! Klugheit ist kein Verbrechen und Gesundheit ist nichts, wofür wir uns entschuldigen müssten!  Ich sage das darum, weil wir diesen Bibelabschnitt von dem reichen Kornbauern oft mehr oder weniger automatisch anders hören – wir sehen meist schon ein Haar in der Suppe, nur weil er reich ist und darüber nachdenkt, wie er seinen Betrieb größer machen kann, damit sein Geschäft wächst und sich weiterhin gut entwickelt. Dass er das tut, das sehen manche schon als Sündenfall an. Und damit tun sie so, als wäre ‚arm sein‘ schon allein etwas, was vor Gott zählt – so nach dem Motto: ‚Je ärmlicher das Leben, desto schöner der Himmel!‘  

Aber diese Gleichung geht nicht auf!  Jesus ist ja nicht nur der Heiland der Hungerleider und sozial Abgestürzten. Er ist auch der Heiland der Reichen und Wohlhabenden! Das sehen wir oft genug im Neuen Testament: zum Beispiel, als da ein reicher Mann zu ihm kommt und Jesus fragt, wie er zum ewigen Leben und zum Sinn des Lebens findet.  Andere laden ihn in ihr Haus und schenken ihm voll ein. Er selbst lädt sich ein zu einem, der reich geworden ist – sogar mit unlauteren Mitteln, und Jesus feiert ein fröhliches Fest mit ihm und gibt ihm einen neuen Blick fürs Leben.  Jesus hat keine Berührungsängste vor denen, die erfolgreich sind! Im Gegenteil: er widmet ihnen ein ganzes Gleichnis.  Und wenn Jesus da von einem erzählt, der reich ist – dann erzählt er im Prinzip auch von uns!  Denn aufs Ganze gesehen leben wir in Spetz und Wiesmoor und in unserem ganzen Land auf der Sonnenseite der Weltkugel. Die meisten von uns haben nicht nur eine Garage, sondern da steht auch’n Auto drin! Und bei den meisten steht neben der Garage auch noch ein schmuckes Haus.  Und gar nicht so wenige haben auch noch was zu vermieten. Und etliche von uns haben einiges, was sie später vererben können. Unter solchen Umständen feiern wir hier bei uns Erntedank!  
Und auf den Erntealtar gehören nicht nur Brot und Äpfel, Kürbisse und Kartoffeln. Die liegen nur symbolisch drauf.  Wir müssten Sparbücher, Häuser und Grundstücke, bestandene
Prüfungen dazulegen und als Unternehmer die Aufträge, die wir bekommen haben.   
Die Lohnabrechnung gehört mit auf den Altar und die Zusage für eine Lehrstelle für unsere Kinder. Und der Steuerbescheid sollte für manchen kein Grund sein, aus der Kirche auszutreten, sondern Gott auf Knien dafür zu danken, dass er so gut verdient hat!    Und wenn man sich das mal alles durch den Kopf gehen lässt, dann kann man als erstes sicher sagen:  

Das Feld hat gut getragen   Für viele unter uns ist 2016 ein Jahr, in dem sie für viele äußeren Sicherheiten dankbar sein können. Wir haben in unserer Gemeinde nur wenige, die keine Arbeit haben, obwohl sie gerne arbeiten wollen.  Und die, denen es so geht, stehen ja auch nicht mittellos da. Wir haben aber ganz viele, die eine feste Arbeit haben und die auch 2016 wieder eine Lohnerhöhung bekommen haben. Wer zum Arzt muss und vielleicht sehr teure Therapie oder Medikamente braucht, der muss keine Angst vor der Rechnung haben – die Krankenversicherung greift und springt ein. Klar, vor etlichen Jahren waren die Regelungen in manchem noch viel großzügiger – aber so wie wir im Krankheitsfall abgesichert sind, suchen es Menschen in vielen anderen Ländern vergeblich. Für die, die nicht mehr arbeiten müssen und im Ruhestand sind, fließt die Rente – und sie ist immer noch sicher! Natürlich, mehr könnte es immer sein, aber viele können sich doch sehr gut helfen. Insgesamt kann man glaub ich wohl sagen: das Feld hat gut getragen! Ich will es einmal so sagen: auch in diesem Jahr war wieder einmal der Schöpfer am Werk. Und er hat es gut gemacht. Er hat uns viel Gutes getan. Er hat sich wundertätig gezeigt!  

Sicher – wir wissen auch um das andere: wo es Menschen hart getroffen hat! Wo sie unter Krankheit und Tod stöhnen und die ein Horrorjahr hinter sich haben – das ist schlimm und das bleibt schlimm und das ist ja oft ein Thema hier in der Kirche.  Aber heute will ich trotzdem einmal bewusst unseren Blick auf das lenken, was wir an gutem Auskommen und entweder bescheidenem oder üppigen Wohlstand haben.  Und wenn wir zu denen gehören, bei denen das Feld gut getragen hat, wo es gut mitgelaufen ist, dann brauchen wir uns kein Haar in die Suppe werfen lassen und wir brauchen uns kein Schuldgefühl einreden lassen, bloß weil es uns gut geht! Und damit bin ich beim zweiten, was ich heute sagen will:

Der Reiche hat klug gehandelt   „Was soll ich tun?“, fragt er und beschließt dann: „...Ich will meine Scheunen ab-brechen und größere bauen, und will darin sammeln all mein Korn und meine Vorräte.“ Jesus betreibt keine Unternehmerschelte. Er sagt nicht: die Klugheit des Geschäftsmannes ist gottlos!  Nein – das, was wir empfangen haben, damit sollen wir sorgsam umgehen! Es nicht einfach sinnlos raushauen. Und wenn wir mit unserem Geschäft ordentlich verdient haben, dann wäre es völlig falsch, sich bequem zurück zu lehnen und alles, was man verdient hat, zu verprassen. Viel sinnvoller ist es, wenn wir einen guten Teil davon investieren und damit Vorsorge dafür treffen, dass es auch in Zukunft so laufen kann, damit wir unserer Verantwortung gerecht werden. So wie der reiche Kornbauer – er vergrößert in seiner Klugheit seine Möglichkeiten. Und das kritisiert Jesus nicht. Es ist so normal, dass Jesus es einfach nur berichtet und da gar keinen Kommentar zu abgibt. Das, was der reiche Kornbauer an Vorsorgemaßnahmen trifft, ist normal.  Und deshalb kann es auch für uns vorbildlich sein: erweitere deine Möglichkeiten! Denke nicht zu klein. Investiere in die Zukunft. Sag‘ JA zum Erfolg.   Der Reiche hat klug gehandelt!

Und trotzdem gilt auch das dritte:
Der Reiche hat dumm gesprochen!   „...und ich will sagen zu meiner Seele: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut!“  Ja – er hat einen großen Vorrat und er geht klug damit um, das ist nicht das Problem. Aber er zieht die falschen Schlüsse daraus! Er meint: wenn ich genug habe, dann geht es mir auf Dauer gut an Leib und Seele! Und das ist zu kurz gedacht! Es stimmt eben nicht, was das Sprichwort sagt: essen und trinken hält Leib und Seele zusammen. Nur seine Ruhe haben und genug haben an Essen und Trinken, das ist absolut zu wenig!  Essen und trinken können, seine Ruhe haben – das ist schön, aber es ist nicht genug! Damit ist unsere Seele auf lange Sicht normalerweise nicht zufrieden. Davon können alle ein Lied singen, die sich ums Geld nicht die geringsten Sorgen machen müssen und die den ganzen Tag keinen Finger krumm machen müssten – gerade ihnen geht es oft so, dass sie unausgeglichen sind.
Sie haben so viel – und fühlen sich doch unausgefüllt.

Und ich denke an die, die über alles und jeden herummeckern. Ich will es mal ruhig so sagen: ich stelle in den letzten Monaten zunehmend fest, dass immer mehr gemeckert wird - nicht irgendwo, sondern mitten in unserer Gemeinde, wo es vielen ziemlich gut geht!
Damit keiner es falsch versteht: ich rede hier nicht von denen, die konstruktive Kritik üben!
Die ist erwünscht und es tut unserer Gemeinde gut, wenn man auch über das miteinander
ins Gespräch kommt, was vielleicht nicht so rund läuft! Aber das, was ich jetzt meine, ist
etwas anderes: es wird gemeckert über alles und jeden! Manche warten scheinbar nur darauf, dass sie irgendetwas finden, worüber sie sich empören und was sie hinter vorgehaltener Hand weitersagen können. Wenn es mich betrifft, sagen sie es mir natürlich nicht direkt und offen ins Gesicht, sondern ich höre es dann nur über andere.  Nicht immer, aber auffällig oft gehen solche Attacken von Menschen aus, denen es rundum gut geht und die am wenigsten Grund haben, superempfindlich und meckerig zu sein!  Ob das damit zusammenhängt, dass sie in sich so unausgeglichen sind? Wenn ja – liegt das vielleicht daran, dass sie im Grunde ihres Herzens so denken wie der reiche Kornbauer: Wenn das Konto stimmt und es mir an nichts fehlt, dann kann ich die Puppen tanzen lassen und brauche mich nicht mehr in andere Menschen hineinfühlen und habe das Recht, in allen Suppen Haare zu suchen!  Und wenn ich keine finde, schüttele ich meinen Kopf so lange, bis welche reinfallen. So etwas tut unserer Gemeinde nicht gut! Es macht manches an Motivation und Freude kaputt. Und das ist nicht nur ein Problem, das innergemeindlich um sich greift. Sprecht doch mal mit einigen Geschäftsleuten oder Menschen, die bei Combi oder Aldi oder anderswo im Einzelhandel arbeiten – viele von ihnen stöhnen nicht unter ihrer eigentlichen Arbeit, sondern unter der Meckerei und Nörgelei von manchen Kunden. Das macht ihnen das Leben schwer.  Diese ‚Kultur des Nörgelns‘ geht weit über unseren Ort hinaus, sie durchzieht unser ganzes Land. Und ich frage mich: Ist unsere Welt auch darum so aus den Fugen geraten, weil sie ihr Heil von den falschen Dingen erwartet?!  Sind die Dinge, die wir uns erarbeitet und erwirtschaftet haben – sind sie die neuen Götter? Erwarten wir von ihnen unser Heil? Dass sie uns die Ruhe geben, die wir suchen? Wir merken, wir fliegen innerlich hin und her – und hoffen, dass das, was wir uns dann kaufen und um- oder anbauen, dass das uns Ruhe gibt. Sind die Dinge, die wir uns erarbeitet und erwirtschaftet haben – sind sie die neuen Götter?  Von denen wir hoffen, dass sie Annahme und Geborgenheit geben, nach denen wir uns sehnen und die Sicherheit in einer Zeit, in der viele Sicherheiten wegbrechen. Und einmal die Unsterblichkeit.

„...und ich will sagen zu meiner Seele: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut!“  Das ist die einzige Stelle, wo Gott sich in der Geschichte zu Wort meldet. Und das mit einer bohrenden Frage: „Wem wird dann gehören, was du angehäuft hast?“ Gott stellt die Erbfrage: ‚Wer erbt das, was du jetzt hast?‘  Die Erbfrage muss heute geklärt werden. Nicht in erster Linie vor der Verwandtschaft. Vor Gott! Vor ihm müssen wir gerade stehen. Und vor ihm gilt das dumme Reden der Selbstgefälligkeit nicht. Denn er kann den Schalter unseres Lebens umlegen. In dieser Nacht! Und dann wird es Nacht. Daraus ergibt sich die nächste Frage:

Reich für wen? Reichtum ist keine Sünde! Schönheit ist keine Schande. Klugheit ist kein Verbrechen und Gesundheit nichts, wofür wir uns entschuldigen müssten. Das Ganze ist unser Lebensreichtum. Aber für was das alles? Für wen das alles?  Jesus sagt: wir haben das alles zu einem Zweck, nämlich: reich in Gott zu sein! Und dieser Reichtum hat zwei Dimensionen:

1.: Dass wir unseren Wohlstand nicht von falschen Dingen ableiten. Dass wir nicht denken, das kommt alles nur von uns. Der Wohlstand ist nicht unser Werk.  Kein einziges Korn, das der reiche Kornbauer in seinen vielen Scheunen hat, hat er selber geschaffen. Keinen einzigen Kunden, der in mein Geschäft kommt, habe ich selbst an den Haaren
herbeigezogen. Er ist freiwillig gekommen und wenns gut läuft, macht er mit dir ein Geschäft, bei dem du Kohle gewinnst.
Der Bauer hat seinen Anteil an der guten Ernte – ja! Und ich habe an meinem Erfolg auch meinen Anteil. Aber doch nur einen Teil!  Es ist der Schöpfer, der die Ernte hat groß wer-den lassen! Und Er, Gott, darf unser Lob, unseren Dank und unsere Beziehung zu ihm erwarten.
Hätte der reiche Kornbauer doch bloß nicht gesagt: „liebe Seele“!  Hätte er doch gesagt: „Lieber Gott, ich danke dir!“  Hätte er doch bloß nicht nur auf sich selbst gekuckt, hätte er doch Gott seinen Blick geschenkt. Das hätte ihn vom Abgrund weggerissen, der direkt in den Tod führte.  Auch mein Erfolg kommt vom guten Gott und es ist gut, ihm dafür den Dank und das Lob zu bringen. Das heißt Erntedank!
Die zweite Dimension des „reich in Gott sein“ heißt: der ganze Wohlstand hat einen Zweck, hat eine Aufgabe: Ich kann reich sein für Gott!  Die Erbfrage ist geklärt: Ihm, Gott, gehört al-les, was ich habe. Und dann will ich fröhlich das gebrauchen, was ich nötig habe. Von dem, was ich mir erarbeitet habe, soll ich ja leben – ich und die, die zu mir gehören. Und ich soll mir davon auch was gönnen! Aber ich soll fröhlich auch das abgeben, was ich geben kann. Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb, nicht einen fröhlichen Pfennigfuchser. Nicht einen, der nur hortet und bunkert!  Nein, einen, der seinen Wohlstand als Möglichkeit für Gott ansieht. Wir können mit unserem irdischen Besitz reich für Gott sein! Indem wir ihn Gott widmen. Wer viel hat, der kann viel für Gott tun! Und was ist das für ein Privileg! Was für eine wunderbare Möglichkeit des Teilens! Und das erlebe ich gar nicht so selten in unserer Gemeinde – dass da jemand gibt, mit vollen Händen!  Einen neuen Beamer haben wir bekommen mit einer Halterung an der Decke – jemand, der es sich leisten kann, hat großzügig die Hand aufgetan!  30.000 Euro kosten insgesamt die neuen Stühle – jemand hat mit anderen zusammen ganz am Anfang 10.000 davon übernommen!  35 Euro kostet die Freizeit mit den neuen Konfirmanden pro Nase – und jemand, der selber gar nicht viel hat, hat mir mal 10 Euro zugesteckt, damit ein bestimmtes Kind auch ein bisschen Taschengeld bekommt, weil die Eltern es nicht konnten.  Diese 10 Euro waren für denjenigen ein kleines Vermögen, der sie mir gegeben hat – und trotzdem hat er sie gegeben!  Und einer, der sich seine Kröten mit seinen Händen zusammenarbeitet, stand mit 300 Flocken vor der Tür, damit ich den jetzigen Vorkonfirmanden vor Weihnachten was Tolles gönnen kann – ihr könnt euch schon mal freuen!   Und vor einer Weile stand jemand bei mir vor der Tür, der lange suchen musste, bis er eine neue Arbeit gefunden hatte. Und aus der Zeit ohne Arbeit gab es manche Baustellen. Und nun hatte er sein erstes Gehalt überwiesen bekommen – und jeder hätte es verstanden, wenn er schön essen gegangen wäre und die Tische sich gebogen hätten, und das wäre völlig in Ordnung gewesen. Aber er hat einen ordentlichen Batzen genommen und ihn unserer Gemeinde geschenkt – und damit Gott!
Abgeben von dem, was man hat! Für Gott! Für Seine Gemeinde! Manche von einem ziemlich großen Haufen – und andere von relativ wenig. Aber das ist völlig egal – auf das Motiv kommt es an! Und es muss auch nicht nur Geld sein – wie reich sind wir in unserer Gemeinde, weil wir so viele Menschen haben, die von ihrer Zeit abgeben! Das Sprichwort sagt: „Zeit ist Geld!“ Aber wir ahnen: Zeit ist viel mehr als Geld: Zeit ist kostbares Lebenskapital! Und es gibt in unserer Gemeinde so viele, die von ihrer Zeit abgeben – für unsere Gemeinde, für Gott! Was war das vorgestern Abend für ein tolles Bild hier in der Kirche: der Kirchenvorstand hatte zu einer Mitarbeiter-Geburtstagsfeier eingeladen – und von 142 Eingeladenen konnten wir mehr als 120 Gäste begrüßen – alles Menschen, die von ihrer Zeit abgeben für unsere Gemeinde, für Gott!
Bitte versteht, liebe Gemeinde: es geht nicht nur um das Geld und um die Zeit allein, sondern auch um die Einstellung, die dahintersteht: wenn ich das, was ich habe, horte und es ansammle, dann ist es im Grunde genommen jetzt für nichts nütze. Aber wenn ich es in die Hand nehme und es loslasse, dann bringt es Segen! Dem, der was davon hat – und mir selber letztlich auch! Und ich bin überzeugt: Gott könnte in unserer Gemeinde noch so vieles tun, wenn es ihm gelingen würde, an die Konten, an die Erbschaften und Besitztümer seiner Kinder heranzukommen und wenn noch mehr Menschen sich überzeugen ließen, mit anzupacken. Weniger meckern, mehr anpacken! Für Gott, für Seine Gemeinde!
Das Gleichnis vom reichen Kornbauern ist eine Warnung Jesu. Entweder wir sind die größten Dummköpfe und bleiben weiter auf unserem Reichtum sitzen – dann wird am Ende nur eine Frage bleiben: wem wird dann gehören, was du angehäuft hast?  Oder wir sind die klugen Haushalter, die er begrüßt mit den Worten: Komm her, du Gesegneter des Herrn, du hat deinen Reichtum für mich eingesetzt! Diese Wahl haben wir. So sagt uns Gottes Wort!
Und wer wollte diesem Wort zuwider handeln und leben?! Amen!

        

 
Zurück zum Seiteninhalt